In den vergangenen Jahren ist die Fläche mit Biotafelobst leicht angestiegen, ebenso wie die Anzahl der Betriebe, die Biotafelobst produzieren. Da auch die Nachfrage stetig wächst, konnten zusätzliche Mengen an Äpfeln und Birnen gut vermarktet werden (Marktspiegel Bio Früchte April 2019). Tafelkernobst in Bio-qualität wird auch weiterhin gefragt sein. Die beiden Obstproduzenten Daniel Vogel und Thomas Grüter haben ihre Betriebe auf biologischen Anbau umgestellt. Sie berichten, wie sie die Umstellung bewerkstelligt haben und welche Herausforderungen ihnen dabei begegnet sind.
Umstellung auf Bio
Daniel Vogel ist zwar gelernter Landwirt; er hat sich aber
bereits seit längerem auf Obstbau spezialisiert, dem sein grösseres Interesse
gilt als dem Ackerbau. Neben dem Obstbau betreibt Vogel Mutterkuhhaltung.
Seinen Betrieb hat er vor wenigen Monaten – am 1. Januar 2019 – auf
Bio umgestellt. Diesen Schritt erklärt er wie folgt: «Die meisten Apfelbäume
mussten remontiert werden. Der Markt im konventionellen Kernobst ist fast
erschöpft. Somit habe ich mich entschlossen, in diesem Zuge auf Bio
umzusteigen. Zudem habe ich eine neue Herausforderung gesucht und der Bioanbau
hat mich interessiert». Eine neue Herausforderung suchte auch Thomas Grüter mit
seiner Familie, als sie sich zum Bioanbau entschlossen. Der Sonnhaldenhof
umfasst neben dem Obstbau noch weitere Betriebszweige. «Wir
wollten etwas Neues probieren», sagt Betriebsleiter Grüter und fährt fort,
«unser Ziel war es, auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zu
verzichten und dem Boden und den Tieren durch unsere Bewirtschaftungsweise
etwas zurückzugeben. Ausserdem geht der Trend bei den Konsumeten immer weiter
hin zu Bio und auch die Agrarpolitik läuft in diese Richtung.»
Für Bio braucht es andere Sorten
Auf dem Betrieb von Daniel Vogel standen vor der Umstellung
noch Sorten in der Anlage, die heute vom Markt weniger nachgefragt werden. Die
alten Sorten hat er nun ersetzt. Wichtig war ihm dabei, Äpfel anzubauen, die
weniger anfällig für Schorf sind. Gegen die Pilzkrankheit setzt er für den
Bioanbau zugelassene Fungizide ein. «Bei resistenten Sorten sind deutlich
weniger Pflanzenschutz-behandlungen notwendig», erklärt Vogel. Auch auf dem Sonnhaldenhof von Grüters werden – wo es notwendig ist – alte durch
neue Sorten ersetzt. Bei grossen Investitionen ist Thomas Grüter allerdings
noch vorsichtig: «Wir möchten erst abwarten, ob agrarpolitische Veränderungen
auf uns zukommen, bevor wir unsere ganze Anlage erneuern».
Pflanzenschutz hat sich geändert
Die Wahl von resistenten Sorten ist nur ein Element des
Pflanzenschutzes. Mit der Umstellung auf Bio ändert sich einiges an den
Arbeitsabläufen in diesem Bereich. Die Fungizide, die im Bioanbau zur Verfügung
stehen, haben keine abstoppende Wirkung. Daher müsse vorbeugend behandelt
werden, insbesondere gegen Schorf und Mehltau, erklärt Thomas Grüter. Die
Behandlung erfolge je nach Niederschlagsmenge: Regnet es wenig, sind auch weniger
Behandlungen notwendig. Daniel Vogel ergänzt: «Durch die fehlende abstoppende
Wirkung sind mehr Durchgänge als im konventionellen Anbau notwendig». Im
Hinblick auf Schädlinge im Obstbau erklärt er: «Im Bioanbau gibt es kein
Insektizid, das zu 100 Prozent wirkt. Gegen Blattläuse zum Beispiel setze ich
zwar ein Produkt auf Neem-Basis ein, aber ein kleiner Befall muss immer in Kauf
genommen werden». Zur Bekämpfung von Wicklerarten setzt Vogel auf die
Verwirrungstechnik mit Pheromonen; eine Methode, die auch im konventionellen
Anbau verbreitet ist. Da im Bioanbau keine Herbizide eingesetzt werden dürfen,
erfolgt die Unkrautbekämpfung in beiden Betrieben mechanisch. Daniel Vogel
setzt ein Hack- und ein Fadengerät ein, um den Aufwuchs zwischen den Bäumen zu kontrollieren.
Für die Umstellung auf Bio hat sich auch Thomas Grüter einen Fadenmäher
angeschafft. Zudem investierte er in einen «Tree-Darwin» zur mechanischen
Fruchtausdünnung.
Vermarktung über den Handel
Beide Betriebe vermarkten ihre Äpfel und Birnen
grösstenteils über die Obsthalle Sursee. «Vor der Umstellung konnten wir unsere
gesamte Ernte direkt vermarkten. Im Biobereich läuft es anders. Heute verkaufen
wir lediglich 20 Prozent über den Hofladen», sagt Thomas Grüter. Die
Zusammenarbeit mit der Obsthalle sei gut. Die Apfelsorten, welche bereits auf
dem Betrieb angebaut wurden, werden problemlos von der Obsthalle übernommen.
Sobald eine grössere Remontierung anstehe, werde er sich aber mit seinem
Abnehmer über die Sortenwahl absprechen. Auch Daniel Vogel ist zufrieden mit
seinem Handelspartner. Bevor er seinen Betrieb umstellte und neue Bäume
pflanzte, hat er gemeinsam mit der Obsthalle Gedanken zur Sortenwahl
angestellt. Bei der Entscheidung spielten neben den Anbaueigenschaften auch die
Nachfrage und der Geschmack eine Rolle. Im Herbst möchte Vogel testen, ob es
sich für ihn lohnt, ebenfalls einen kleinen Teil der Ernte direkt zu
vermarkten.
Herausforderungen bei der Umstellung
Der Pflanzenschuz hat sich auch im konventionellen Anbau
verändert. So waren einige Methoden, die im Bioanbau üblich sind, nicht fremd
für Daniel Vogel, wie zum Beispiel der Einastz von Pheromonen. Offene Fragen bezüglich Bioanbau bespricht er mit Kollegen
oder er greift auf Bücher und Internet zurück. Für Daniel Vogel liegt die
grösste Schwierigkeit bei der Umstellung auf Bio beim Pflanzenschutz, sowohl
beim Obstbau als auch im Grünland, wo Blacken ein Problem sind. Bei der
Tierhaltung sei der Unterschied nicht so gross im Vergleich zu früher. Auf dem
Sonnhaldenhof sieht dies anders aus. «Die grösste Herausforderung war für uns
die Gesunderhaltung der Milchkühe», sagt Thomas Grüter. Einige
Hochleistungskühe wurden verkauft, da für sie die veränderte Fütterung zum
Problem geworden wäre. Positiv überrascht war Thomas Grüter von der
Obstproduktion.
Vor der Umstellung hatte er Bedenken wegen der Fruchtqualität. «Heute kann ich sagen, das ist kein Problem. Auch im Bioanbau können wir qualitativ hochstehende Äpfel produzieren», sagt er zufrieden. Für die Umstellung war ihm wichtig, dass die ganze Familie hinter der Entscheidung steht. Das Know-how für den Bioanbau eignete sich Grüter durch Weiterbildungen und Kurse an. Auch der Austausch mit Kollegen ist ihm wichtig. Die Umstellung habe die Familie Grüter nie bereut.
Quelle: UFA-Revue 07-08/2019