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Betriebsführung

Hohe Beteiligung, geringe Kosten

Vor gut drei Jahren stiegen zahlreiche Landwirtinnen und Landwirte in das damals neue Programm Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion ein. Agroscope untersuchte dessen Auswirkungen auf das Einkommen, den Kraftfutteranteil und weitere Punkte.

Die Untersuchungen von Agroscope zum GMF-Programm zeigten, dass der Grasanteil in der Ration im Schnitt um 1 Prozent gestiegen ist.

Die Untersuchungen von Agroscope zum GMF-Programm zeigten, dass der Grasanteil in der Ration im Schnitt um 1 Prozent gestiegen ist.

Publiziert am

Aktualisiert am

Forschungsbereich Wettbewerbsfähigkeit und Systembewertung, Agroscope

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Agroscope

Das Programm Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion (GMF) wurde im Rahmen der AP 14-17 per 1. Januar 2014 eingeführt mit dem Ziel, den Einsatz von Kraftfutter in der Wiederkäuerproduktion zu begrenzen, den Wettbewerbsvorteil im Bereich Raufutterveredelung langfristig zu sichern und die Qualitätsstrategie zu unterstützen.

Die Beteiligung am GMF-Programm war bereits 2014 grösser als erwartet. Deshalb lag die Vermutung nahe, dass die GMF-Anforderungen von vielen Landwirten sehr einfach erfüllt werden können. Das Programm wurde zu Beginn auch wegen des zusätzlichen administrativen Aufwandes kritisiert und weil ausländisches Raufutter für die Erfüllung der Fütterungsauflagen zugelassen wurde.

Agroscope untersuchte deshalb im Jahr 2016 die Beteiligung am GMF-Programm, den Kontrollaufwand, den Raufutterimport und die Wirkung auf den Kraftfutter- und Silomaiseinsatz. Dafür wurden Buchhaltungsdaten der Zentralen Auswertung (ZA) von Agroscope ausgewertet, sowie rund 1000 Landwirte schriftlich befragt und weiterführende Berechnungen durchgeführt.

GMF-Programm

Für eine Teilnahme am GMF-Programm wird ein Beitrag von 200 Fr. je ha Dauergrünflächen und Kunstwiesen ausgerichtet, wenn die Jahresration aller auf dem Betrieb gehaltenen raufutterverzehrenden Nutztiere zu mindestens 90% aus Grundfutter besteht. Zudem muss die Jahresration im Talgebiet mindestens zu 75% der Trockensubstanz (TS) und im Berggebiet mindestens zu 85% der TS frisches, siliertes oder getrocknetes Wiesen- oder Weidefutter beinhalten. Der Beitrag wird nur dann ausgerichtet, wenn der Mindesttierbesatz nach Artikel 51 DZV erreicht wird.

Wenig Zusatzkosten

In den Jahren 2014 und 2015 beteiligten sich Dreiviertel aller RGVE-haltenden ZA-Betriebe an GMF. Besonders hoch war die Beteiligung (> 80%) bei Betrieben vom Typ «Mutterkühe », «Pferde, Schafe und Ziegen » sowie «anderes Rindvieh». Viele Betriebe mit diesen Produktionsausrichtungen erfüllten die GMF-Fütterungsauflagen bereits vor der GMF-Einführung. Verkehrsmilchbetriebe mit einem Stalldurchschnitt unter 6000 kg Milch beteiligten sich ebenfalls zu einem weit überdurchschnittlichen Prozentsatz (> 90%) am GMF-Programm (Grafik). Bei rund einem Drittel der Verkehrsmilchbetriebe im Tal verursachte das Programm keine Zusatzkosten, da die Futterrationen nicht verändert werden mussten. In der Hügelregion lag der Prozentsatz der Betriebe ohne Zusatzkosten bei 48% und in der Bergregion bei 67%.

Geringer Kontrollaufwand

Für die Erfüllung der GMF Dokumentationspflicht muss zusätzlich zur Suisse-Bilanz das eigentliche GMF-Formular (Futterbilanz) ausgefüllt werden. Die relevanten Daten müssen aus der Suisse-Bilanz übernommen werden. Bei elektronischen Formularen und spezieller Software kann dies automatisch erfolgen. Anhand der Futterbilanz weist der Bewirtschafter jährlich nach, dass die Anforderungen auf seinem Betrieb erfüllt sind.

Aus früheren Untersuchungen von Agroscope ist bekannt, dass ein grosser Teil der Landwirte die Berechnung der Suisse-Bilanz nicht selbst durchführt, sondern an Dritte abgibt. In der 2016 durchgeführten GMF-Befragung gaben etwa ein Viertel der Landwirte an, die Suisse-Bilanz selbst zu erstellen, 40% beauftragen einen Berater und 15% einen Futtermittellieferanten. Von denjenigen Landwirten, welche ihre Suisse-Bilanz selbst erstellten, gaben wiederum über 40% an, dass sie für die Erstellung der Futterbilanz weniger als 30 Minuten benötigen. Weitere 30% der Befragten gaben einen Zeitaufwand zwischen 30 – 60 Minuten an. Nur 20 – 30% der Befragten benötigten mehr als 1 Stunde zum Ausfüllen der Futterbilanz. Der Zeitaufwand unterscheidet sich kaum, ob nun ein elektronisches Formular oder eine Software verwendet wird. In beiden Fällen lag er im Durchschnitt bei rund 30 Minuten.

Keine zusätzlichen Raufutterimporte

Die Umfrage zeigte deutlich, dass Betriebe, die an GMF teilnahmen, deshalb nicht mehr Raufuttermittel aus dem Ausland importierten als die übrigen Betriebe. 19 – 23% der GMF-Teilnehmer als auch der Nicht-Teilnehmer gaben an, Raufuttermittel aus dem Ausland zu kaufen. In beiden Gruppen erhöhten nur 6 – 7% der Befragten ihren Raufutterzukauf aus dem Ausland. Die geringen Unterschiede zwischen den Teilnehmern und den Nicht-Teilnehmern belegen somit, dass das GMF-Programm nicht zu einer Zunahme der Raufuttermittelimporte aus dem Ausland führte.

Stabile Milchleistung und Kraftfuttereinsatz

Die statistischen Analysen zeigen, dass sich der Kraftfutteranteil in der Futterration bei den an GMF teilnehmenden Betrieben in den ersten zwei Jahren nach Einführung des Programms (2014 – 2015) um durchschnittlich 0.9% verringerte (siehe Tabelle). Der Grasanteil in der Futterration konnte durch das GMF-Programm dagegen um 1% erhöht werden. Eine Verringerung des Silomaisanteils an der Futterration wurde durch GMF in den ersten beiden Jahren nicht erzielt. Die Berechnungen zeigen auch, dass das GMF-Programm Milchleistungssteigerungen von durchschnittlich 174 kg verhinderte. Auf das Einkommen der teilnehmenden Betriebe wirkte sich das GMF-Programm dennoch positiv aus. Die Analyse von Daten auf Grundlage der zentralen Auswertung von Agrarumweltindikatoren (ZA-AUI) belegt, dass das Programm zu keiner bedeutsamen Verringerung des Stickstoff-Überschusses führt (siehe Tabelle).

Oft eine gute Wahl

Die Beteiligung am GMF-Programm 2014 und 2015 bei den Mutterkuhbetrieben, den Schaf-, Ziegen- und Pferdebetrieben, sowie den Betrieben mit anderem Rindvieh war mit > 80% sehr hoch, ebenso bei den Verkehrsmilchbetrieben. Mit Ausnahme der Verkehrsmilchbetriebe konnten diese Betriebstypen die GMF-Auflagen zum grössten Teil bereits vor der Einführung von GMF erfüllen. Damit ist die Kritik, dass das Anforderungsniveau zu tief ist, vor allem für die Betriebstypen Mutterkuhbetriebe, Schaf-, Ziegen- und Pferdebetriebe und Betriebe mit anderem Rindvieh berechtigt. Von den Verkehrsmilchbetrieben erfüllten dagegen nur rund 50% der Betriebe die Anforderungen vor der GMF-Einführung. Ausserdem verhindert das Anforderungsniveau von GMF bei milchviehhaltenden Betrieben, dass der Kraftfuttereinsatz in Zukunft weiter steigt.

Die Berechnungen von Agroscope zeigen, dass die Milchleistung auf teilnehmenden Betrieben etwas langsamer wächst als bei Nichtteilnehmern. Aus der Befragung der Landwirte geht aber eindeutig hervor, dass sowohl das Instrument insgesamt betrachtet als auch die Erstellung der Futterbilanz (GMF-Bilanz) im Besonderen einen vernachlässigbaren zeitlichen Aufwand erfordert. Auf Seiten der Landwirte liegt der zusätzliche Aufwand im Minutenbereich. Die Nährstoffbilanz (Su-isse-Bilanz), die der GMF-Bilanz zugrunde liegt, erfordert jedoch von den Landwirten Know-how und eine gute Büroorganisation, um den zeitlichen Aufwand gering zu halten. Agroscope empfiehlt jedoch der Verwaltung, die Forschungstätigkeit im Bereich der Kontrollierbarkeit des Programms zu intensivieren. Insbesondere intelligente technische Lösungen zur lückenlosen Erkennung und Aufzeichnung des Kraftfuttereinsatzes in der Milchviehhaltung sollten untersucht werden.

Solche Lösungen könnten neben der verbesserten Kontrollierbarkeit gegebenenfalls auch den zusätzlichen Administrationsaufwand reduzieren.

Mit den heute geltenden Limiten für Silomais- und übriges Grundfutter führt das Programm nicht zu einer Reduzierung der Silomaisfütterung. Aufgrund dieser Erkenntnisse sollte die Ausgestaltung des Programms überdacht werden, um die Wirksamkeit in diesem Bereich zu verbessern. 

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