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Nutztiere

Mehrwert mit mehr Kilos?

Vor zwei Jahren wurden die Handelsusanzen bezüglich des Einstallgewichts von Tränkern geändert. Diese werden nun mit 80 kg Lebendgewicht gehandelt. Von dieser Änderung versprach man sich bessere Tiergesundheit, weil die Kälber länger auf dem Geburtsbetrieb bleiben und nicht mehr zum Zeitpunkt des Immunlochs den Betrieb wechseln. Daten aus dem UFA-Wägeprogramm zeigen, welchen Einfluss diese Änderung auf die Leistungen der Tiere hat.

Das Einstallalter hat einen Einfluss auf die spätere Taxierung bei den Mastmuni: Je älter die Kälber waren beim Einstallen, desto mehr Muni kamen in die...

Das Einstallalter hat einen Einfluss auf die spätere Taxierung bei den Mastmuni: Je älter die Kälber waren beim Einstallen, desto mehr Muni kamen in die Fetttaxierung 2. 

(Bild: UFA AG)

Publiziert am

Aktualisiert am

Ressortleiter Marketing, UFA AG

Beratungsdienst UFA AG

Mit einem Datensatz von über 6000 männlichen und 1000 weiblichen Tieren aus den Jahren 2018 bis 2021 wurde überprüft, welche Auswirkungen das höhere Einstallgewicht auf die Leistungen von Mastmuni und Mastrindern hat. Dabei wurden nur Kälber in die Auswertung aufgenommen, die ein gewogenes Einstallgewicht haben. Kälber mit einem standardisierten Einstallgewicht von 70, 75 oder 80 kg wurden von der Auswertung ausgeschlossen, da deren genaues Einstallgewicht nicht bekannt war. Weiter beschränkte sich die Auswertung auf Kälber mit einem Einstallgewicht zwischen 65 und 90 kg.

Einstallgewicht und -alter

2018 und 2019 wurden knapp zwei Drittel der männlichen Tränker mit einem Gewicht zwischen 69 und 74 kg eingestallt (siehe Grafik 1). Nur gerade zehn Prozent der Kälber waren damals schwerer als 80 kg. In den letzten zwei Jahren hat sich dies stark gewandelt. Ein Viertel der Kälber wurde 2020 und 2021 mit über 80 kg eingestallt, während 66 Prozent zwischen 71 und 79 kg auf die Waage brachten. Der Anteil an Kälbern mit weniger als 70 kg ist in den letzten zwei Jahren auf sieben Prozent geschrumpft. Dies zeigt, dass Tränker in den letzten zwei Jahren schwerer gehandelt wurden als 2018 und 2019. Das Gewicht alleine gibt jedoch noch keinen Aufschluss darüber, ob das Kalb auf dem Geburtsbetrieb optimal versorgt wurde. Ein 60 Tage altes Kalb mit einem Gewicht von 80 kg hatte wohl schlechtere Bedingungen als ein Kalb, das beim Einstallen 22 Tage alt ist und 74 kg wiegt. Bezüglich Einstallalter sind die Unterschiede zwischen den Zeiträumen 2018 / 2019 und 2020 / 2021 gering. So waren die Kälber 2018 / 2019 im Durchschnitt 35 Tage alt und wogen 73 kg. In den letzten zwei Jahren waren die gehandelten Kälber mit einem Alter von 37 Tagen im Durchschnitt 77 kg schwer. Dass die Kälber nur zwei Tage älter sind, aber vier Kilogramm mehr wiegen, zeigt, dass die Geburtsbetriebe in den letzten Jahren Fortschritte bezüglich der Kälberhaltung erzielten.

Tageszuwachs auf Geburtsbetrieb

Durch die TVD-Angaben, welche vom Kundenportal übernommen werden, lässt sich auch der Tageszuwachs auf dem Geburtsbetrieb berechnen. Die Tendenz ist hier ebenfalls eindeutig. Je schwerer die Tränker sind, desto besser war auch deren Tageszuwachs. Männliche Kälber hatten zwischen 2018 und 2021 tägliche Zunahmen von durchschnittlich einem Kilogramm. Die weiblichen Tränker erzielten rund 870 g Tageszuwachs. Bei dieser Auswertung gilt es zu bedenken, dass die Geburtsgewichte meist eine grobe Schätzung sind. Analysen der Herdebücher aus den letzten Jahren haben gezeigt, dass bei den Geburtsgewichten auffällig viele gerade Nummern gewählt werden (z. B. 38, 40, 42).

Und die Mastleistungen?

Je intensiver die Fütterung auf dem Geburtsbetrieb, desto besser sind die Voraussetzungen für einen marktgerechten Schlachtkörper.

Für die Analyse der Mastleistungen standen noch gut 4000 männliche Tiere zur Verfügung, welche genaue Einstalldaten sowie genaue Schlachtdaten haben. Die ausgewerteten Muni hatten zwischen 2018 und 2021 einen durchschnittlichen Tageszuwachs (TZW) von 1,35 kg. Hier ist die Tendenz, trotz geringer Differenzen, eindeutig. Muni mit einem Einstallgewicht zwischen 76 und 85 kg hatten mit 1,38 kg die leicht besseren Tageszunahmen als diejenigen mit 65 bis 74 kg (1,33 kg TZW) und mit 86 bis 90 kg (1,36 kg TZW). Die Aussage, je schwerer die Tränker beim Einstallen, desto besser ist der Tageszuwachs auf dem Mastbetrieb, gilt daher nur bedingt bis zu einem Einstallgewicht von 85 kg. Bezüglich Fettabdeckung kann, bezogen auf das Einstallgewicht, keine Aussage gemacht werden, weil sich dort keine Tendenz in eine Richtung zeigt. Interessant wird es, wenn man anstelle des Einstallgewichts das Einstallalter betrachtet. Muni mit einem Einstallalter zwischen 32 und 53 Tagen erzielten im Vergleich zu den jüngeren oder älteren Tieren tendenziell weniger die Fetttaxierung 2, dafür mehr die Taxierung 3 (siehe Grafik 2). Die Tendenz für Tiere mit Taxierung 2 ist bei Muni mit höherem Einstallalter als Kalb stärker als bei jüngeren. Hier zeigt sich, dass bereits der Geburtsbetrieb die Voraussetzungen für gut gedeckte Tiere schafft. Je besser und intensiver die Fütterung auf dem Geburtsbetrieb, desto besser sind die Voraussetzungen für einen marktgerechten Schlachtkörper. Von den Kälbern, die beim Einstallen älter als 60 Tage waren, wurde jedes vierte mit der Fetttaxierung 2 bewertet.

Abschliessend lässt sich sagen, dass sich die höheren Einstallgewichte allgemein positiv auf die Mastleistungen auswirken. Wichtig ist aber, dass die Kälber bereits auf dem Geburtsbetrieb optimal versorgt werden. Zudem muss festgehalten werden, dass es einen Unterschied macht, ob ein Kalb mit 80 kg Gewicht 30 oder 60 Tage alt ist. Die insgesamt höheren Tränkerkosten, welche durch die Änderung der Handelsusanzen entstehen, lohnen sich für den Mäster nur dann, wenn die Geburtsbetriebe alles daransetzen, dass die Tränker optimal gehalten und intensiv gefüttert werden.

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