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Pflanzenbau

Breite Forschung für die Zuckerrübe

Die Zuckerrübenproduzentinnen und -produzenten sehen sich mit Problemen im Anbau konfrontiert, da aufgrund der Klimaerwärmung vermehrt Schädlinge und Krankheiten auf treten und gleich zeitig Zulassungen für chemische Wirkstoffe entzogen wurden. Die Schweizer Zuckerrübenfachstelle, weitere Fachstellen und Forschungseinrichtungen sind daran, alternative Bekämpfungsmassnahmen zu erarbeiten. 

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(UFA-Revue)

Publiziert am

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, SFZ

Die agronomischen Herausforderungen im Zuckerrübenanbau haben aufgrund des schleichenden Klimawandels und der gleichzeitig zunehmenden Restriktionen im chemischen Pflanzenschutz stark zugenommen. So konnte 2017 erstmals die wärmeliebende Schilfglasflügelzikade in den westlichen Anbauregionen beobachtet werden. Der extrem warme Winter 2019 / 2020 und der Wegfall der insektiziden Saatgutbeize führten 2020 zu einer Blattlausepidemie. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Zuckerrübenanbaus zu stärken, schlossen sich im März 2021 Agroscope, die Hochschule für Ag-rar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (BFH-HAFL), das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), die kantonalen Pflanzenschutzfachstellen sowie die Fachstelle für Zuckerrübenbau (SFZ) zu einem Forschungsnetzwerk zusammen. Durch die Vernetzung von angewandter Forschung und praxisorientierter Beratung sollen nun schnellstmöglich Lösungen für den Zuckerrübenanbau erarbeitet werden.

Massnahmenbündel für die Zuckerrübe

Die Forschungsschwerpunkte decken die wichtigsten Krankheiten SBR (Syndrome Basses Richesses), viröse Vergilbung und Cercospora sowie Massnahmen zur Herbizidreduktion ab. Da der chemische Pflanzenschutz als alleinige, sehr effektive Bekämpfungsmassnahme nicht mehr ausreicht, wird ein Massnahmenbündel zum Schutz der Pflanzen immer wichtiger. In verschiedenen Forschungsprojekten werden daher vorbeugende Massnahmen zur Gesundhaltung der Pflanzen (zum Beispiel Resistenzprüfung, Fruchtfolgeanpassung und weiteres) bearbeitet. Darüber hinaus werden Entscheidungshilfen wie Prognose und Frühwarnsysteme etabliert und biologische sowie mechanische Bekämpfungsmassnahmen geprüft (unter anderem der Hackroboter). Zwischen den Partnern des Forschungsnetzwerkes, sowie zu den Wissenschaftlern der Züchterhäuser und zu ausländischen Forschern namhafter Zuckerrübeninstitute, findet themenspezifisch ein intensiver Wissensaustausch statt.

Fortschritt dank Züchtung

Dank der Züchtung sind bereits innovative Sortenlösungen gefunden worden. So können mit dem Anbau von Smartsorten die Herbizidmengen und Durchfahrten deutlich reduziert werden. Auch mit den neuen Cercospora-Sorten können Fungizide eingespart werden. Aber für die Westschweiz fehlen zurzeit Sorten, welche gegen SBR und die viröse Vergilbung resistent sind und gleichzeitig auch eine gute Cercospora-Resistenz aufweisen. Die Sortenentwicklung benötigt viel Zeit, welche aufgrund der vielen gleichzeitigen Herausforderungen nicht vorhanden ist. Neue Züchtungsmethoden, wie Crispr / Cas, könnten hier einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und zu einem nachhaltigeren Zuckerrübenanbau leisten, sind aber im Anbau verboten. 

Erfordert die eingewanderte Zikade eine Fruchtfolgeumstellung?

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Dr. Alan Storelli, BFH-HAFL

(zvg)

Die bakterielle Krankheit SBR wird durch die Schilfglasflügelzikaden übertragen, welche im Frühsommer in die Zuckerrübenfelder einfliegen und ihre Eier im Boden ablegen. Die geschlüpften Larven ernähren sich bis zur Ernte an den Zuckerrüben, danach an den Wurzeln der Folgekultur (meist Winterweizen) und fliegen im Frühjahr wieder aus dem Boden aus.

Im Jahr 2021 hat die BFH-HAFL erste Versuche zur Unterbrechung des Entwicklungszyklus der Zikade durch eine Anpassung der Fruchtfolge durchgeführt. Die günstige Wirkung von Mais im Vergleich zu Winterweizen konnte bestätigt werden. Als Folgeprojekt wird 2022 die Effektivität einer solchen Fruchtfolgeanpassung in einer gesamten Region (Chablais, VD/VS) geprüft; nach der Zuckerrübenernte 2021 verpflichteten sich die Pflanzer, eine Sommerkultur auszusäen. Der Zikadenflug, die Pflanzengesundheit der Rüben sowie das Ertragspotenzial werden untersucht und mit der gängigen Folgekultur Winterweizen verglichen.

Der lange Weg zur virusresistenten Sorte

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Floriane Bussereau, Agroscope

(zvg)

Nach dem Befallsjahr 2020 haben Agroscope und die Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau SFZ 2021 erstmals offizielle Sortenversuche mit virusresistenten Sortenkandidaten durchgeführt. In den Gewächshäusern von Agroscope werden dafür aktuell einerseits Zuckerrübenpflanzen angezogen, welche mit verschiedenen Viren infiziert sind, andererseits werden auf diesen Pflanzen Blattläuse vermehrt, welche die gewünschten Viren dann auf die Pflanzen der Resistenzversuche übertragen sollen. Dazu wird ein infiziertes Blattstück mit wenigen Blattläusen auf die zu inokulierenden Pflanzen gelegt. Es werden nur ungeflügelte Blattläuse verwendet, und nach erfolgter Virusübertragung werden die Läuse mit einem Insektizid abgetötet. Die Krankheitsentwicklung sowie die Leistungsfähigkeit unter Virusbefall sind die Kriterien bei der Selektion von toleranteren Sorten in den dreijährigen offiziellen Sortenversuchen.

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