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Ackerbautagung legt Fokus auf den Boden

Lässt sich Nitratauswaschung durch geeignete Massnahmen zeitnah verhindern? Diese und weitere Fragen rund ums Thema Boden waren Thema der 10. Nationalen Ackerbautagung in Biel. Durchgeführt wurde sie durch die PAG-CH (Plattform Ackerbau Schweiz) unter Federführung der AGRIDEA.

Auf der 10. nationalen Ackerbautagung wurde klar: Der Schutz des Bodens muss die Praxis, Politik und Wissenschaft auch in der Zukunft beschäftigen. 

Auf der 10. nationalen Ackerbautagung wurde klar: Der Schutz des Bodens muss die Praxis, Politik und Wissenschaft auch in der Zukunft beschäftigen. 

(Dr. Katharina Kempf)

Publiziert am

Dieses Jahr fand die Nationale Ackerbautagung das erste Mal seit 2020 wieder in persona statt. Die zwei vorhergehenden Jahre musste die Veranstaltung pandemiebedingt als Webinar umgesetzt werden.

Nun führte die PAG-CH (Plattform Ackerbau Schweiz) diese jährliche Veranstaltung bereits zum zehnten Mal unter der Federführung der AGRIDEA durch.

Am 12. Januar 2023 trafen sich zu früher Stunde Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Vertreterinnen und Vertreter kantonaler Stellen, Landwirtinnen und Landwirte sowie am Ackerbau Interessierte in Biel (BE).

Stephan Scheuner, Vorsitzender der PAG-CH, begrüsste die knapp 130 Teilnehmer mit einleitenden Worten zum Motto der Veranstaltung « Der Boden als funktionelle Einheit ».

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Die 10. Nationale Ackerbautagung der PAG-CH war mit knapp 130 Gästen gut besucht.

(Dr. Katharina Kempf)
Herausforderungen - Schutz des Bodens

Als erster Redner trat Stéphane Burgos von der BFH-HAFL ans Rednerpult. Der Dozent für Bodenkunde gab einen Einblick zum Thema Bodenschutz in der Landwirtschaft. Der Boden sei keine erneuerbare Ressource, da seine Entwicklung mehrere tausend Jahre benötige. Betrachtet werden könne er unter dem Aspekt der Produktivität und in seiner Wichtigkeit für die Biodiversität und das Ökosystem. Für die Aufrechterhaltung der Leistungen, die ein Boden erbringt, gelten Gesetze. Diese haben zum Ziel den Boden standortabhängig zu schützen. Problematiken gäbe es hier, laut Burgos viele. So die Erweiterung von Infrastrukturen und der Siedlungsbau, die wertvolle Flächen in Anspruch nähmen und Strukturen in der Landschaft verändern (wegfallende Hecken, Böschungen und mehr). Aber auch schwerer werdende landwirtschaftliche Maschinen würden dem Boden zu schaffen machen. Und natürlich sei auch der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln problematisch. Herausforderungen gäbe es also viele. Positiv sei wiederum das wiedererstarkte Interesse am bedeckten Boden und daran, die organische Substanz zu erhöhen.

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Bodenverdichtungen, zum Beispiel durch das Befahren bei zu nassem Boden, bleibt eins der zentralen Probleme.

(Dr. Katharina Kempf)

Der Boden ist keine erneuerbare Ressource, da seine Entwicklung mehrere tausend Jahre benötigt

Ein Langzeitversuch

Das Gedächtnis des Bodens geht weit zurück. Dieser Tatsache trägt der DOK-Langzeitversuch Rechnung. Dieser startete 1978 und vergleicht seitdem folgende Systeme: biodynamisch (Demeter), bioorganisch (Bio Suisse), konventionell (IP Suisse) und konventionell mit mineralischer Düngung als Kontrolle. Else Bünemann, seit letztem Herbst Leiterin des Departement Bodenwissenschaften am FiBL fasste die Wichtigsten Erkenntnisse aus 40 Jahren DOK-Versuch zusammen. Danach seien die jährlichen Düngeeinträge an Stickstoff, mineralischem Stickstoff, Phosphor, Kalium und organischer Substanz bei IP Suisse und der Kontrolle am höchsten gewesen. Die Konzentration des Kohlenstoffs im Boden sei bei den biodynamischen (Mistkompostierung) und bioorganischen Verfahren höher, als bei den konventionellen Systemen. Eine ausschliessliche mineralische Düngung führe hingegen zu Verlusten des Bodenkohlenstoffs. Eine weitere Erkenntnis aus dem Versuch sei, dass die Bodenatmung (durch Lebewesen im Boden und Pflanzenwurzeln) und der Gehalt an Bodenkohlenstoff eng miteinander korreliert sind.

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Else Bünemann hat seit Herbst 2022 die Leitung des Departement für Bodenwissenschaften am FiBL inne.

Praktikabilität von Massnahmen zum Humuserhalt

Annika Winzeler (stellvertretende Projektleiterin), stellte das Ressourcenprogramms Humus des Kanton Solothurn vor. Das Programm, mit Starttermin 2017, endet im Sommer 2023. Ziel des Projektes war es, in Zusammenarbeit mit 221 teilnehmenden landwirtschaftlichen Betrieben, einen standortangepassten Humusgehalt zu erhalten oder wiederzuerlangen. Dabei ging es auch darum Massnahmen zur Humusförderung in der Praxis zu testen. Zu den Massnahmen gehören die Humusbilanz, Mistkompostierung, Untersaaten, Gründüngungen, Zwischenfutter, Kunstwiese mit Luzerne und mehrjährige Kunstwiese. Ein Fazit nach bald sechs Jahren Projektlaufzeit sei, dass die Humusbilanzrechnung zwar wichtig wäre um für das Thema zu sensibilisieren, aber aufgrund von Schwankungen und des grösseren administrativen Aufwands nicht für den Vollzug geeignet sei. Bei einer Befragung unter den teilnehmenden Betrieben fanden die Gründüngung, Zwischenfutter und die mehrjährige Kunstwiese am meisten Zuspruch hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit. Zum Projektende wird die Wirksamkeit der Massnahmen anhand von Bodenproben untersucht und ein Fazit gezogen.

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Eine Gründüngung ist eine Massnahme, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten oder wiederzuerlangen.

(Dr. Katharina Kempf)

Die Humusbilanzrechnung eignet sich nicht für den Vollzug, ist aber wichtig zur Sensibilisierung

Nitratauswaschung in einer Region

Wie lässt sich Nitratauswaschung in der Praxis des Acker- und Gemüsebaus in der Region Niederbipp-Gäu-Olten verhindern? Dieser Frage ging unter anderem Hanna Frick vom FiBL im Forschungsprojekt NitroGäu nach. Die Böden in dieser Region seien eher fruchtbar und enthielten viel organisches Material. Diese organische Bodensubstanz ist in der Lage nicht aufgenommen Stickstoff zu speichern und zu einem späteren Zeitpunkt zu mineralisieren. Dies müsse bei der Düngung berücksichtigt werden. Massnahmen die bisher umgesetzt wurden seien zum Beispiel die Stilllegung von Ackerland zu Gunsten extensiver Wiesen und ein Nitratindex. Dieser Index setzt sich aus Grössen wie Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Winterbedeckung und Saatzeitpunkt im Herbst zusammen.

Das Fazit nach Projektende sei ernüchternd. Die Massnahen reichten nicht aus, um die Nitratauswaschung zu vermindern. Quelle der Nitratauswaschung sei weniger der direkt applizierte Dünger, als vielmehr Nitrat aus den mineralisierten Bodenvorräten.

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Die Region Niederbipp-Gäu-Olten zeichnet sich durch sehr fruchtbare Böden aus.

(Google Maps)

 In weiteren Vorträgen, die unter www.pag-ch.ch nachzulesen sind wurden folgende Themen behandelt: 

-          die Stickstoffausnutzung und Umweltauswirkungen von Hof- und Recyclingdünger
-          den Bottom-up Ansatz für Projekte zur Bodenerhaltung
-          Praxis, Wissenschaft und Beratung erarbeiten gemeinsam in einem Projekt
-           Ansätze für den Bodenschutz
-          Ökosystemleistungen und Multifunktionalität von Ackerbausystemen
-          Ein Tool zur Prävention von Bodenverdichtungen
-          Die Bewertung der Bodenfruchtbarkeit mittels Sensor
-          Wie die Bodenkartierung bei einem nachhaltigen Bodenmanagement helfen kann

Am Abend verliessen die Besucherinnen und Besucher die Veranstaltung mit vielen neuen Erkenntnissen zum Thema Boden, aber auch mit dem Wissen, dass noch sehr viel getan werden muss, um die Böden zu schützen. 

Infokasten: PAG-CH

Die Plattform Ackerbau Schweiz (PAG-CH) ist ein nationales Netzwerk, das dem Wissens- und Informationsaustausch in allen Bereichen des Ackerbaus dient. Die Organisation fördert die Koordination von Aktivitäten zum Nutzen ihrer Mitglieder – unkompliziert, mehrsprachig und überregional. Die Plattform organisiert unter anderem die jährliche Nationale Ackerbautagung, bei welcher mit jeweils einem kontroversen Thema ein Blick in die Zukunft des Schweizer Ackerbaus gewagt wird. Die PAG-CH wird von einem Vorstand geführt und besteht aus 10 Vertreter/innen verschiedener Institutionen. Die Geschäftsführung wird von der AGRIDEA sichergestellt.

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