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Pflanzenbau

Fingerspitzengefühl bei der Tiefenlockerung

Das Befahren mit schweren Maschinen, die natürliche Setzung und Niederschläge können zu verdichteten Böden mit eingeschränkter Wasser-, Sauerstoff- und Nährstoffverfügbarkeit führen. Tiefenlockerungen sind zeit- und kostenintensiv, da sie leistungsstarke Traktoren benötigen. Sie sollten sehr zurückhaltend eingesetzt werden.

Schwere Maschinen belasten den Boden stark und können so zur Verdichtung, bis in den Unterboden hinein, führen.

Schwere Maschinen belasten den Boden stark und können so zur Verdichtung, bis in den Unterboden hinein, führen.

(Gabriela Brändle, Agroscope)

Publiziert am

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Agroscope

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Agroscope

In einem gut strukturierten Boden können zwischen den Festteilen Wasser und Luft zirkulieren. Die Pflanzen erschliessen dieses Gefüge mit ihren Feinwurzeln. Wird aber durch schwere Maschinen oder auch natürliche Prozesse die Struktur im Boden verdichtet, so verkleinert sich das Porenvolumen. Dies beeinträchtigt die Luft- und Wasserdurchlässigkeit stark und damit auch die Entwicklung von Wurzeln und Bodenorganismen. Zusätzlich verringert sich die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens. Es kann letztlich auch weniger Oberflächenwasser in den Boden einsickern. Dadurch entsteht Staunässe auf den Feldern oder es kommt zum Abfliessen von Oberflächenwasser was zu Bodenerosionen führen kann. In Trockenphasen, wie zum Beispiel im Frühjahr 2020, sind bei einem geringen Porenvolumen im Boden die Wasserreserven schnell aufgebraucht, und die Pflanzen gelangen zunehmend in Trockenstress. Diese aussergewöhnliche Belastung durch den Wassermangel limitiert die Entwicklung der Pflanzen und führt meistens zu Ertragseinbussen. Deswegen ist es wichtig, rechtzeitig und einfach eine Verdichtung erkennen zu können.

Eine hohe Lockerungsintensität kann die Bodenstruktur erheblich stören.

Wie kann man Verdichtungen feststellen?

Die Spatenprobe ist eine flexible und schnell durchführbare Handmethode zur Beurteilung der Bodenstruktur bis in eine Tiefe von etwa 40 Zentimetern. Dafür ist ein Drainagespaten mit einem Spatenblatt von zirka 45 Zentimetern Länge ideal. Damit werden die horizontalen Übergänge im ausgestochenen Bodenquerschnitt originalgetreu sichtbar. Ein normaler Spaten eignet sich ebenfalls. Am einfachsten ist die Beurteilung bei etablierten Pflanzen im Bestand. Auf YouTube sind unter dem Stichwort «Spatenprobe» verschiedene Filme abrufbar, die das einfache Vorgehen gut erklären. Bei der ausgestochenen Probe ist dann das Augenmerk auf die regelmässige Durchwurzelung zu richten. Wenn Pflanzen gewisse Schichten nicht durchwurzeln, zum Beispiel beim Vorhandensein einer Pflugsohle, ist zu überlegen, wie diese gelockert werden soll. Weitere Hinweise gibt die Krümelung. Sind die einzelnen Bodenstrukturen durch Wurzeln erschlossen oder so dicht, dass die Wurzeln nur aussen herum wachsen? Bei der Spatenprobe ist wichtig, danach die Pflanzenwurzeln mit einem spitzen Gegenstand, zum Beispiel einem Messer, freizulegen, damit die Durchwurzelungstiefe und der Wurzelverlauf sowie mögliche Verdichtungen beim Bodenprofil gut sichtbar werden. Es muss aber beachtet werden, dass eine Spatenprobe nur eine punktuelle Beurteilung auf dem Feld ist. Für eine genauere Beurteilung sollte sie an verschiedenen Stellen auf der Fläche durchgeführt werden.

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Starke Durchwurzelung durch Mais mit homogenen Wurzelverläufen in einem gut strukturierten, lockeren Boden.

(Agroscope)

 

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Schwache Durchwurzelung durch Mais mit teils horizontalen Wurzelverläufen in einem verdichteten Boden. 

(Agroscope)

Wie tief und intensiv sind Verdichtungen zu lockern?

Eine hohe Lockerungsintensität kann die Bodenstruktur teils erheblich stören, wenn dadurch das Bodengefüge instabil und sogar anfälliger für Verdichtungen wird. Zudem erfordern tiefe Eingriffe hohe Zugkräfte und somit leistungsstarke, schwerere Traktoren. Wenn immer möglich, sollte deswegen die Tiefenlockerung zurückhaltend eingesetzt werden. Ganz wichtig ist, dass der Boden nur in abgetrocknetem Zustand bearbeitet wird. Nur so bricht der Boden auf und verformt sich nicht nur plastisch. Bei zu feuchten Verhältnissen ist eine tiefe Lockerung auf das kommende Jahr zu verschieben. Meist genügt eine Lockerung bis auf etwa 15 Zentimeter Tiefe, um grössere Ertragsausfälle zu vermeiden.

Welche Geräte eignen sich am besten?

Zur Tiefenlockerung werden auf dem Markt zahlreiche Geräte angeboten. Die Auswahl reicht von verschiedensten Grubbern mit unterschiedlichen Zinkenformen bis hin zu speziellen Tiefenlockerungsgeräten wie Schichtengrubber oder unterschiedlichen Nachfolgegeräten des Parapfluges. Während Meisselgrubber intensiv lockern und je nach Schartyp mehr oder weniger den zu bearbeitenden Boden durchmischen, werden mit dem Tiefenlockerer bloss Schlitze in den Boden gezogen und der Untergrund schwach gelockert. Zu beachten gilt, dass schmale, gerade Scharen weniger lockern als breitere oder geschwungene Formen. Mit dem Schichtengrubber lassen sich gezielt Pflugsohlen oder flache Verdichtungshorizonte brechen. Der Lockerungs- und Durchmischungseffekt ist mit Schichtengrubbern geringer als mit Meisselgrubbern.

Parapflugähnliche Geräte können 40 bis 50 Zentimeter tief eingesetzt werden und weisen den geringsten Lockerungs- und Zugkrafteffekt aus. Sie erzielen aber besonders in schweren, staunassen Böden teils gute Drainageeffekte. Zu beachten gilt, dass während der Arbeiten die Gewichtsbelastungen auf den Boden mit niedrigen Radlasten, reduziertem Reifendruck, grosser Reifenaufstandsfläche oder Zwillingsrädern möglichst geringgehalten werden. Unter gar keinen Umständen sollten Böden in nassem Zustand befahren oder tief gelockert werden, denn dies führt nur zu Kneteffekten und keiner zufriedenstellenden Lockerung.

Tieflockerung ist häufig unnütz

Die Wirkung der Tiefenlockerung fällt je nach Bedingungen unterschiedlich aus. Bei stark verdichteten Böden kann eine Tiefenlockerung eine hohe Wirkung erzielen und grössere Ertragsausfälle vermeiden. Versuche zeigen aber, dass sich der Eingriff längst nicht immer lohnt. Solange die Pflanzenwurzeln den Boden einigermassen regelmässig erschliessen und in der Regel kein Wasser an der Bodenoberfläche liegen bleibt, bewirkt eine tiefe Lockerung kaum positive Effekte. Im Gegenteil: Jeder Eingriff in den Boden stört das Bodengefüge und die Bodenorganismen und sollte nur bei entsprechender Notwendigkeit ausgeführt werden. Verschiedene Versuche belegen, dass es anspruchsvoll ist, richtig abzuschätzen, ob ein tiefer Eingriff notwendig ist oder nicht. Da ist Erfahrung und Fingerspitzengefühl gefragt.

Verdichtungen vermeiden

• Um das Pflanzenwachstum zu fördern, ist der Bodenstruktur bei jeder Feldarbeit höchste Sorge zu tragen.  
• Mit der Spatenprobe können auf einfache Weise Störungen der Durchwurzelung und Verdichtungen sichtbar gemacht werden. 
• Eine Tiefenlockerung sollte nur nach einer Spatenprobe erfolgen, damit die Tiefe und notwendige Intensität des Eingriffs abgeschätzt werden kann.  
• Die Erfahrung zeigt, dass bei starken Verdichtungen durch Tiefenlockerung sehr gute Effekte erzielt werden können, bei leichten diese aber eher wirkungslos ist.  
• Ein gutes Augenmerk auf bodenschonende Bewirtschaftungen legen, um eine Tiefenlockerung zu vermeiden.

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