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Pflanzenbau

Ackeranhäupter für die Vielfalt nutzen?

Wo der Pflug wendet, blüht das Leben: Eine Studie des Strickhofs zeigt, dass selbst kleine Flächen wie ein Ackeranhaupt wertvollen Lebensraum bieten können – ohne die Produktion einzuschränken.

Wo der Pflug wendet, blüht das Leben: Eine Studie des Strickhofs zeigt, dass selbst kleine Flächen wie Ackeranhäupter wertvollen Lebensraum bieten könne...

Wo der Pflug wendet, blüht das Leben: Eine Studie des Strickhofs zeigt, dass selbst kleine Flächen wie Ackeranhäupter wertvollen Lebensraum bieten können – ohne die Produktion einzuschränken.

(Michael Burri, UFA-Samen)

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Leitung Wildblumen, UFA-Samen

Biodiversitätsförderflächen (BFF) sind im Kulturland wertvolle Rückzugsund Lebensräume für viele Tiere und Pflanzen. Insbesondere in Ackerbaugebieten liegt ein grosses Potenzial: Diese Regionen bieten durch ihre klimatisch günstige Lage ideale Bedingungen für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Gleichzeitig stehen hier besonders fruchtbare Böden für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung – ein Bereich, in dem sorgfältige Abwägungen nötig sind. Für eine langfristig tragfähige Landwirtschaft ist deshalb ein gutes Zusammenspiel zwischen produktiven Flächen und Biodiversitätsförderung entscheidend. Wo beides Hand in Hand geht, profitieren sowohl die Natur als auch die landwirtschaftliche Produktion.

Unproduktive Flächen nutzen

Im Rahmen einer am Strickhof Lindau (ZH) in Zusammenarbeit mit dem Kanton Thurgau durchgeführten Diplomarbeit von Jonathan Burri wurde das Potenzial von Ackeranhäuptern als Standorte zur Förderung der Biodiversität untersucht. Ackeranhäupter sind Flächen am Rand eines Schlages, die beim Wenden oder Manövrieren landwirtschaftlicher Maschinen genutzt werden. Diese Flächen werden nur selten aktiv genutzt oder bewirtschaftet. Drei Saatgutmischungen aus einheimischen Wildblumen und Wildgräsern wurden in Kooperation mit UFA-Samen entwickelt und hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit auf den betreffenden Flächen geprüft. Die Saatgutmischungen wurden im Frühling 2024 auf einem 3 m breiten Anhaupt einer Fläche angelegt. Diese Fläche gehört Landwirt Philipp Hanhart aus Diessenhofen (TG) und wurde 2025 mit Sonnenblumen angesät. Das Vorgehen war wie folgt: Die erste Mischung, «Mulchmischung», wurde 3- bis 4-mal pro Jahr gemulcht. Die zweite Mischung, «Heuwiese», wurde 2-mal pro Jahr geschnitten, wobei der erste Schnitt geheut wurde. Die dritte Mischung, «Blütensaum», hat ihr Vorbild in der Buntbrache und wurde nur einmal pro Jahr, in der vegetationsfreien Zeit, geschnitten. Der gesamte Anhaupt ist im Verlauf der Vegetationsperiode wiederholt mit landwirtschaftlichen Maschinen im Rahmen der gewöhnlichen Nutzung befahren worden. Nach den Säuberungsschnitten im Aussaatjahr erfolgte im Frühling / Sommer 2025 die Untersuchung der drei Saatgutmischungen. Dabei wurden sie hinsichtlich Artenvielfalt, Befahrbarkeit und Wirtschaftlichkeit bewertet.

Wahl zwischen robust, artenreich und wirtschaftlicher

Bereits im Herbst des Ansaatjahres konnten die ersten Blüten beobachtet werden. Hauptblüte war im Frühling / Sommer 2025: Alle Mischungen blühten dann in allen Farben und Formen. Bezüglich Artenvielfalt hat die Blütensaum-Mischung am besten abgeschnitten. Es konnten sich über 30 angesäte Wildblumen und Wildgräser etablieren. Im Vergleich zur Fahrgassenmischung war der Deckungsgrad lückig und die Befahrbarkeit damit eingeschränkt. Dank hohem Grasanteil war die Mulchmischung am robustesten gegen das Befahren. Trotz dichtem Bewuchs konnten über 20 ausgesäte Arten nachgewiesen werden. Aus wirtschaftlicher Sicht war die Heuwiesen-Mischung am attraktivsten, da das Schnittgut als Heu genutzt werden kann. Bezüglich Artenvielfalt und Befahrbarkeit liegt sie irgendwo zwischen den anderen beiden Mischungen.

Noch nicht im Direktzahlungskatalog

Dieser Versuch hat gezeigt, dass die Ansaat von Randflächen wie beispielsweise Anhäupter mit geeigneten Wildblumenmischungen funktioniert und zusätzlichen Lebensraum für Flora und Fauna schafft. Ein positiver Effekt auf die Bestäubungsleistung und Schädlingsbekämpfung in den angrenzenden Kulturen kann dadurch erwartet werden. Der Versuch wurde nur über einen kurzen Zeitraum (eine Vegetationsperiode) beobachtet und ausgewertet. Damit gesicherte Aussagen zur Ausdauer der Pflanzen trotz regelmässiger Überfahrten gemacht werden können, muss dieser Versuch unbedingt weiterhin beobachtet werden. Alle drei Mischungen haben Vor- und Nachteile und unterscheiden sich grundlegend in der Pflege. Für die praktische Umsetzung auf weiteren Betrieben wäre es sinnvoll, wenn aus den Mischungen jeweils die zur Betriebssituation passende ausgewählt werden könnte.

Aus wirtschaftlicher Sicht war die Heuwiesen-Mischung am attraktivsten.

Ob in der Praxis künftig weitere Ackerrandstreifen ökologisch aufgewertet werden, hängt auch davon ab, ob ein solches Element in den Genuss von Direktzahlungen kommen könnte. Der Kanton Thurgau, in welchem dieser Versuch durchgeführt wurde, wird prüfen, ob dieses Element im «Beitrag für regionale Biodiversität und Landschaftsqualität (BrBL)» aufgenommen werden kann. 

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