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Pflanzenbau

Keimhemmung: Erste Lagerkampagne ohne CIPC

Anfang Oktober 2020 ist die Aufbrauchfrist aller Präparate mit dem Wirkstoff Chlorpropham (CIPC) zur Keimhemmung bei Kartoffeln ausgelaufen und deren Einsatz verboten. Mit der kürzlich erteilten Bewilligung des Produktes Dormir stehen nun drei unterschiedlich wirkende Alternativen zur Verfügung.

Die Wachstumsphase vor der Ernte hat einen grossen Einfluss auf die Lagerung.

Die Wachstumsphase vor der Ernte hat einen grossen Einfluss auf die Lagerung. 

(Jean-Pierre Burri)

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Aktualisiert am

Agroline Service & Bioprotect

Über drei Jahrzehnte bestimmte der Wirkstoff Chlorpropham die Keimhemmung bei Kartoffeln weltweit. Seit dem 1. Oktober 2020 ist in der Schweiz die Aufbrauchfrist für den Wirkstoff Chlorpropham abgelaufen. Die Kartoffelbranche der Schweiz hat sich bereits seit mehreren Jahren mit dem Thema «Keimhemmung bei Kartoffeln ohne CIPC» intensiv auseinandergesetzt und mit Agroscope Alternativen geprüft. Seit anfangs September 2020 ist nun neben den bereits eingeführten Produkten Restrain und Biox-M das Produkt Dormir bewilligt worden.

Qualität beginnt auf dem Acker

Die Wachstumsphase vor der Ernte hat einen großen Einfluss auf die Lagerung und ist von entscheidender Bedeutung für die Qualität sowie für die Keimruhe der Knollen im Lager. Hohe Temperatureinwirkungen in die Kartoffelkämme vor allem ab Abreife der Knollen und wenn die Kämme nicht mehr durch die Stauden beschattet werden, bedeuten für die Kartoffeln eine physiologische Alterung. Diese Alterung wirkt sich direkt auf den Keimruheverlauf im Lager aus. Die frühe Ernte 2020 und die hohen Temperaturen während der Ernte 2020 lassen vermuten, dass dieses Jahr eine frühe Induktion der Keimung im Lager zu erwarten ist.

Keimhemmung auf dem Feld

Nach dem Wegfall von CIPC drängt sich in Zukunft, insbesondere bei vorgesehener Lagerung in nicht optimalen Lagerhallen, der Einsatz vom Wirkstoff Maleinsäurehydrazid (zum Beispiel die Produkte Fazor oder Itcan) bereits im Feld während der Vegetation auf. Der Einsatz des Keimhemmers im Feld auf gesundes Kraut, bei wüchsigen Bedingungen, unterstützt oder erübrigt im besten Falle bei Kurzlagerung und Kühlung die Keimhemmung im Lager. Neben einer deutlichen Reduktion des Keimtriebes in der frühen Phase der Lagerung ergibt sich auch eine Unterstützung in der Wirkung der später eingesetzten Keimhemmungsverfahren innerhalb der Langzeitlagerung.

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Die Keimhemmer werden mit einem Elektronebelgerät appliziert. 

(Geri Busslinger)

Keimhemmung im Lager nur, wenn nötig

Nur ein Teil der Speise- und Industriekartoffeln müssen mit Keimhemmmitteln behandelt werden. Entscheidend sind die Sorte, die geplante Auslagerungszeit und der Verwendungszweck. Man unterscheidet zwischen Kaltlagern mit etwa vier Grad (Speisekartoffeln) und Warmlagern (Verarbeitungskartoffeln) mit etwa sechs bis acht Grad. Der sich entwickelnde Keimdruck wird stark von den Lagertemperaturen und der Intensität der Lüftung beeinflusst. Der Trend nach hochprofessionellen Kartoffellagern mit Kühlmöglichkeit sofort nach der Einlagerung hat deutlich zugenommen und damit auch der Trend, möglichst wenig auf Keimhemmmittel zurückgreifen zu müssen.

Zur Lagertechnik gehört ebenfalls eine professionelle Lüftung (Umluft und Lufterneuerung mit Aussenluft), um den CO 2 - und den Sauerstoffgehalt auf optimalem Niveau stabilisieren zu können.

Keimhemmungsprodukte am Lager

In der Lagersaison 2020 / 2021 stehen folgende Produkte zur Verfügung:

Dormir (Wirkstoff 1,4-Dimethylnaphthalin)

Der natürlich in Kartoffeln vorkommende Wirkstoff von Dormir ist für die Keimruhe in der Kartoffel verantwortlich. Mit der Anwendung von Dormir wird somit die natürliche Keimruhe verlängert, so wird der Schlaf der Knolle (passender Name Dormir) verlängert. Bei richtiger Verwendung sorgt Dormir bei den Kartoffeln ohne Beeinträchtigung der Backfarbe und mit minimaler Reduktion von Lagerverlusten für Ruhe. Wichtig sind dichte Lager, um Wirkstoffverluste zu verhindern und keine Kontamination anderer Erntegüter in derselben Lagerhalle zu riskieren. Die Wartefrist von Dormir beträgt 30 Tage, was eine flexible Auslagerung erschwert. Dormir wird vorwiegend präventiv eingesetzt. Es besteht allerdings keine Bewilligung zur Lagerung von Bio-Kartoffeln. Bei optimaler Qualität der Lagerposten und Lagertechnik ist ein Behandlungsintervall von mehr als vier bis sechs Wochen möglich. Die Anwendung des Produktes wird mittels eines Elektronebelgerätes mit 280 bis 300 Grad empfohlen.

Biox-M (Wirkstoff Öl der Grünen Minze)

Biox-M ist ein biologisches Keimhemmungsmittel auf Basis vom Öl der Grünen Minze, welches in Kartoffellagern zur Anwendung kommt. Mit dem Einsatz von Biox-M sind weniger Einschränkungen in Bezug auf Nebenlager zu befürchten. Die Wirkung basiert darauf, dass präventiv die Keimbildung verhindert wird und neu entstandene Keime «abgebrannt» werden (Keime bis zu drei Zentimetern). Mit Biox-M behandelte Kartoffeln weisen kurz nach dem Auslagern einen typischen Pfefferminzgeruch auf, der sich anschliessend verflüchtigt. Die gesetzliche Wartefrist beträgt drei Tage. In der Regel wird die Behandlung alle drei bis vier Wochen wiederholt, bei optimaler Qualität der Lagerposten und Lagertechnik alle fünf bis acht Wochen. Die Anwendung des Produktes wird mittels eines Elektronebelgerätes mit 170 bis 190 Grad empfohlen.

Restrain (Wirkstoff Ethylen aus Alkohol)

Restrain (Ethylen) ist die kostenmässig günstigste Methode und lässt sich mit Hilfe eines Generators im Lagerraum leicht anwenden. Wichtig ist dabei die Überwachung der CO 2 -Konzentration. Daher wird mit der Anwendung erst begonnen, wenn die jeweilige Partie zur Ruhe gekommen ist. Während der Lagerung muss dann die CO 2 -Konzentration aktiv kontrolliert und reguliert werden, entweder durch externe Lüftung oder besser durch Absaugen von CO 2 . Partien mit hoher CO 2 -Produktion (viel Fäule, unreife Chargen) sind für Ethylen weniger geeignet. Aufgrund der geringeren Backqualität (Industriekartoffeln) sind offenbar nicht alle Sorten für eine Lagerung mit Ethylen geeignet. Ethylen ist ebenfalls zur Keimhemmung bei Bio-Kartoffeln bewilligt.

Kostenpunkt

Die Kosten sind höher als bisher mit dem Wirkstoff Chlorpropham. Entscheidend bei den Kosten ist die Qualität des Lagers. Dichte und kühlbare Lager benötigen deutlich geringere Aufwandmengen der Keimhemmmittel, was die Kosten deutlich reduziert. Durch gute Beobachtung der Lagerposten können die Behandlungsintervalle ausgeweitet und die Aufwandmengen deutlich reduziert werden. 

Betriebsspezifische Planung

Für die Kartoffellagersaison 2020 / 2021 wird empfohlen, betriebsspezifisch zu planen und im Detail die Lagereignung durch einen der drei Anbieter der Produkte in der Schweiz prüfen zu lassen:

Biox-M 
Andermatt Biocontrol Suisse AG
Reto Flückiger
Strahlermatten 6
6146 Grossdietwil
079 679 68 96
reto.flueckiger@biocontrol.ch 

Dormir
Agroline Service & Bioprotect
Geri Busslinger
Industriestrasse 23
8401 Winterthur
058 433 69 69
gerhard.busslinger@fenaco.com 

Restrain (Ethylen)
Netagco (Schweiz) GmbH
Zürcherstrasse 25
8917 Oberlunkhofen
056 634 55 60
info@netagco.ch 

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