Quer gelesen
– Ungenügende Backtests werden von Bakterien verursacht, die durch die Schilf-Glasflügelzikade übertragen werden.
– Die hohen Erträge 2025 ermöglichen eine lange Lagerkampagne und senken den Bedarf an Frühkartoffeln 2026.
– Eine bedarfsgerechte Anbauplanung ist auch für 2026 unabdingbar.
Nach nahezu perfekten Startbedingungen für das Kartoffeljahr 2025 folgten ideale Wachstumsphasen. Zwar litten einzelne Posten unter der Juni-Hitze und erreichten nicht die gewünschte Kalibergrösse, doch nach den Juli-Niederschlägen präsentierten sich viele Parzellen prächtig. Die Ernteschätzung von Swisspatat bestätigte dies bei den Probegrabungen im August. Nach anspruchsvollen Jahren im Bio-Anbau ist 2025 in diesem Segment eine sehr grosse und qualitativ gute Ernte zu erwarten, was durchaus Herausforderungen im Absatzmarkt mit sich bringen könnte.
Frühe Frites-Sorten (Amora, Francis u. a.) waren bereits im August erntebereit und wurden grösstenteils verarbeitet. Ende August führten jedoch starke Niederschläge teils zu Fäulnisproblemen. Bei starkem Befall mit bakteriellen Infektionen empfiehlt sich eine spätere Ernte in Absprache mit dem Abnehmer bzw. der Abnehmerin. Auffallend viele Posten kämpfen dieses Jahr mit niedrigen Stärkegehalten. Insgesamt wird dennoch von einer guten Ernte mit ansprechender Qualität ausgegangen. Erfreulich ist auch, dass bei der Einlagerung der Industriekartoffeln bislang deutlich weniger ungenügende Backtests auftraten. Nun bleibt zu hoffen, dass die Ware im Lager stabil bleibt.
Ungenügende Backtests – was man weiss
Als Hauptverursacher wurde das Bakterium Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus identifiziert, das im Zuckerrübenanbau Syndrome Basses Richesses (SBR) auslöst. Die Übertragung erfolgt vor allem durch die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus). Seit 2024 wird deren Flugverhalten an zahlreichen Standorten mit Klebefallen systematisch erfasst. Die Daten zeigen: Regionen mit hohem Anteil an Zuckerrüben-, Kartoffel- und Gemüseanbau sind eher betroffen.
Erste Versuche mit relevanten Verarbeitungssorten weisen Unterschiede in der Backtestqualität unter Arsenophonus-Befall auf. Einige Sorten liefern trotz Infektion akzeptable Ergebnisse. Um gezielt solche Sorten zu identifizieren, wurden 2025 an zwei Standorten im Risikogebiet 32 Sorten ausgepflanzt. Sie werden nun hinsichtlich Ertrag, Symptomausprägung und Backtestqualität beurteilt. Ziel ist es, tolerante Sorten für den Anbau in gefährdeten Regionen zu finden. Versuche im Chablais (2022–2023) und im Limpachtal (2025) zeigen: Der Anbau von Winterweizen nach Zuckerrüben fördert den Zikadenausflug massiv, während Frühjahrskulturen wie Mais, Soja, Sonnenblumen oder Kartoffeln nach Zuckerrüben den Ausflug deutlich verringern. Zahlen aus dem Limpachtal 2025 verdeutlichen dies: In Parzellen der Fruchtfolge Zuckerrüben/Winterweizen wurden bis zu rund 617 000 Zikaden/ ha gefangen, in Kartoffeln nach Zuckerrüben dagegen nur etwa 22 000/ha. In Winterweizen nach Kartoffeln wurden gar keine Zikaden gefangen (siehe Grafik). Der Verzicht auf Wintergetreide nach Zuckerrüben ist daher derzeit der wirksamste Ansatz, um die Zikadenpopulation einzudämmen und die Ausbreitung des Bakteriums zu verhindern.
Pflanzgut mit guter äusserer Qualität
Die guten Anbaubedingungen zeigen sich auch in der Ernteschätzung von Swisssem Mitte August. Die Verfügbarkeit von inländischem Pflanzgut ist bei den meisten Sorten sehr gut, wodurch Importe reduziert werden können. Auch die äussere Qualität liegt laut Swisssem auf hohem Niveau. Pflanzgutimporte beschränken sich auf einzelne Segmente und Versuchssorten. Die Preise bleiben weitgehend stabil: Frites und mehligkochende Sorten werden aus dem Fonds Import/ Export von Swisspatat um Fr. 4.–/100 kg verbilligt, Bio-Pflanzgut aus dem Bio-Fonds Lenkungsabgabe um Fr. 35.–/100 kg. Die Kaliber bleiben unverändert. Mit dem Agroline-Bedarfsrechner lässt sich der Bedarf bei Inlandsorten präzise ermitteln.
Planung für 2026
Es ist davon auszugehen, dass die hohen Erträge dieses Jahres eine lange Lagerkampagne ermöglichen. Der Bedarf 2026 an Frühkartoffeln wird dadurch leicht reduziert. In den letzten Jahren sind viele neue Sorten in den Anbau gekommen. Für das kommende Jahr beschränkt man sich nach einer detaillierten Auswertung auf die vielversprechendsten Sorten.
Frites-Sorten
Im gelbfleischigen Segment sind Agria, Fontane und Markies die Hauptsorten und bei stabilem Bedarf kann die Fläche ausgedehnt werden. Die Aufnahme der beiden frühen Sorten Amora und Francis auf die Sortenliste steht zur Diskussion. Bei den weissfleischigen Frites-Sorten wird es im Anbaujahr 2026 keine Optionsmengen geben.
Chips-Sorten
Lady Rosetta ist im frühen Bereich immer noch die Hauptsorte und wird ergänzt mit Austin und Beyonce. Zu Lasten dieser können die Flächen der Lagersorten Thalessa, Sorentina, Favola oder Lady Claire erhöht werden. Die Kontraktmengen für Chipskartoffeln werden leicht reduziert.
Frischkartoffeln
Angesichts der erwarteten guten Versorgungslage aus der Ernte 2025, der erneut frühen Herbsternte und der verlässlichen Verfügbarkeit von Frühkartoffeln in den vergangenen Jahren wird die Anbaufläche für Folienware und frühes Freiland moderat reduziert. Damit steht einem erfolgreichen Start in die neue Saison nichts im Wege. Für die Lagerkampagne setzt man auf Kontinuität: Gefragt sind bewährte, späte und lagerfähige Sorten, die den Markt bis zur neuen Ernte mit qualitativ einwandfreier Ware versorgen. Der Anbau erfreut sich grosser Beliebtheit und es wird darauf geachtet, den Wünschen bestmöglich entgegenzukommen. Dies gilt auch für Premiumsorten, die einer ausgewählten Gruppe langjähriger Produzenten vorbehalten sind. Die Steuerung und Auswahl dieser Produzierenden erfolgt durch die Produzentenorganisation appnal. Für das Anbaujahr 2026 sind die verfügbaren Mengen bereits vollständig eingeplant.