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Betriebsführung

Investition ins Tierwohl zahlt sich aus

Jean-Philippe Cotting setzt in seinem Aufzuchtstall auf moderne Iso-Nester, und schwache Tiere mästet er in separaten Gruppen auf dem eigenen Betrieb aus. Dank diesen Massnahmen ist Antibiotika beim Absetzen kein Thema mehr und die Abgänge sind auf unter ein Prozent gesunken.

Behaglichkeit im Jagerstall: In Schweinezuchtbetrieben wirkt sich eine Investition ins Tierwohl unmittelbar auf die Leistung aus.

Behaglichkeit im Jagerstall: In Schweinezuchtbetrieben wirkt sich eine Investition ins Tierwohl unmittelbar auf die Leistung aus.

(Bild: Renate Hodel)

Publiziert am

Aktualisiert am

Redaktorin, Landwirtschaftlicher Informationsdienst LID

Der Betrieb von Jean-Philippe Cotting im freiburgischen Middes produziert 2500 bis 3000 Ferkel pro Jahr. Bei rund 200 Ferkeln pro Turnus müssen die Gesundheit und die Entwicklung der Tiere ganz genau beobachtet werden – insbesondere beim Absetzen.

Ferkel reagieren empfindlich

Bis vor einem Jahr hat Jean-Philippe Cotting in seinem Stall überall ganz klassisch auf Infrarot-Wärmelampen gesetzt, um die Schlafplätze der Ferkel und Jager zu beheizen. Unter der Lampe könne es den Ferkeln allerdings schnell einmal zu warm werden. Ausserhalb des Lichtkegels sei es ihnen dann aber meist wieder zu kalt, weiss der Landwirt. «Wenn die Ferkel frieren, drängen sie sich alle zu einem grossen Pulk unter die Lampe», erklärt er weiter, während er mit seinen Händen einen imaginären Haufen formt. Schwächere Ferkel müssten sich so am Rande des Pulks mit kälteren Schlafplätzen begnügen, was deren Entwicklung beeinträchtigt.

«Wenn ein Ferkel in der Gruppe Durchfall hat, dann haben kurz darauf alle in der Bucht Durchfall»

Jean-Philippe Cotting, Landwirt

Durch das Zusammenrotten verbreiteten sich zudem Krankheiten viel schneller. «Wenn ein Ferkel in der Gruppe Durchfall hat, dann haben kurz darauf alle in der Bucht Durchfall», verdeutlicht Jean-Philippe Cotting die Nachteile der Wärmequelle zusätzlich. Das gleiche Problem besteht, wenn es zu heiss sei unter der Lampe. Die Ferkel drängten dann am Rand des Lichtkegels zusammen, dort, wo die Temperatur angenehm für sie sei.

Überall die optimale Temperatur

Letztes Jahr hat der Junglandwirt in moderne Ferkelnester investiert. Bei den Jagern wurden alle Buchten bis auf zwei mit Iso-Nestern des Stalleinrichtungsunternehmens Krieger ausgestattet. Die Nester sind so aufgebaut, dass der ganze Bereich sowohl von oben wie auch von unten beheizt wird. Fühler überwachen die Temperatur am Boden sowie unter dem Deckel.

Ferme Cotting

  • Betrieb: 86 ha LN, hauptsächlich Ackerfläche für die Produktion von Kartoffeln, Rüben, Raps, Mais für die Rindermast und einige ha Getreide
  • Tiere: Schweineaufzucht, künftig Schweinemast mit 200 Plätzen (Neubau), rund 300 Absetzkälber pro Jahr und 100 Mastrinder
  • Vermarktung: Schweine, Rinder (Anicom)

Wenn die Ferkel rund vier Wochen nach der Geburt abgesetzt werden und in den Jagerstall umziehen, herrschen im Nest wohlige 29 bis 30 Grad. Während sich die Jager an die neue Umgebung anpassen, wird die Temperatur dann langsam auf etwa 27 Grad gesenkt. «In den Iso-Nestern herrscht überall eine ausgeglichene Temperatur. So können sich die Jungtiere auf der ganzen Länge verteilen, und jedes findet die ideale Temperatur zum Schlafen vor», erklärt Jean- Philippe Cotting.

Separation optimiert Abläufe

Ein paar schwache Tiere gibt es aber trotzdem immer wieder. Oft sind dies Ferkel mit Nabelbrüchen, die auf Mastbetrieben keine Chance hätten. Diese separiert der Junglandwirt jeweils und bildet mit ihnen im «Krankenflügel» eine eigene Gruppe. Unter sorgfältiger Beobachtung mästet er diese Schweine aus und vermarktet sie schliesslich auf dem eigenen Betrieb. Beim bevorstehenden Bau von 200 Mastplätzen erhalten die Ferkel mit speziellen Bedürfnissen eigene Plätze mit separatem Auslauf.

«Seit einem Jahr habe ich bei den Jagern keinen Tropfen Antibiotika mehr gebraucht.»

Jean-Philippe Cotting, Landwirt

Damit behält Cotting im Aufzuchtstall den nötigen Spielraum beim Zusammenstellen der kräftigen Ferkelgruppen. Weil beim Turnus alle Buchten leer sind, erlaubt ihm die separate Haltung künftig eine rationelle Gesamtreinigung des regulären Jagerstalls, bevor die neue Generation einzieht.

Kaum mehr Abgänge

Die bisherigen Investitionen haben sich für den Landwirt gelohnt: «Die Ferkelnester sind in der Handhabung sehr einfach, die Qualität der Ferkel stimmt, Durchfallkrankheiten kommen nur noch selten vor und seit einem Jahr habe ich so bei den Jagern keinen Tropfen Antibiotika mehr gebraucht.» Bei der Ferkelabsetzung habe er weniger als ein Prozent Abgänge.

Er sei sich nur reuig, dass er die Investition nicht für alle Buchten gewagt habe. «Weil der Umbau und die Installation der Nester teuer ist, entschied ich mich gegen die Komplettlösung», erklärt Jean-Philippe Cotting. Nach den positiven Erfahrungen will er nun aber die restlichen Buchten im Jagerstall sowie den ganzen Abferkelstall mit isolierten Ferkelnestern nachrüsten. Mit moderner Technik, vor allem aber auch mit gutem Betriebsmanagement, einer optimalen Fütterung sowie guter Stall- und Tierhygiene schafft Jean-Philippe Cotting bereits jetzt das medikamentenfreie Absetzen erstaunlich einfach. Zeitlich unterschätzen dürfe man den Aufwand aber nicht, meint Jean-Philippe Cotting: «Es braucht immer ein wachsames Auge und schnelles Handeln, wenn in einer der Buchten nicht ganz alles rund läuft.» 

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