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Betriebsführung

In der Zusammenarbeit mit der Treuhandfirma steckt viel Potenzial

Wer Betriebskennzahlen versteht, trifft bessere Entscheidungen. Die Zusammenarbeit zwischen Treuhandbüro und Landwirtschaft spielt dabei eine zentrale Rolle. Klar definierte Schnittstellen und ein reibungsloser Datenaustausch helfen beiden Seiten, einander richtig zu verstehen.

Die gute Zusammenarbeit zwischen Treuhandbüro und Betrieb beginnt mit dem sauberen Erfassen und Übermitteln von Daten. Das Mobiltelefon als Scanner hat...

Die gute Zusammenarbeit zwischen Treuhandbüro und Betrieb beginnt mit dem sauberen Erfassen und Übermitteln von Daten. Das Mobiltelefon als Scanner hat der Tastatur den Rang längst abgelaufen. 

(Bild: Shutterstock)

Publiziert am

Redaktor UFA-Revue

Will man einen Betrieb erfolgreich führen, konzentriert man sich auf das, was man gut kann – und delegiert Aufgaben, die spezielles Fachwissen verlangen. Für viele Landwirtschaftsbetriebe gehören die Buchhaltung, der Jahresabschluss und die Steuererklärung in diese Aufgaben-Kategorie. Belege sortieren und einbuchen braucht Zeit, die man als Betriebsleiterin oder Betriebsleiter oft nicht hat. Die meisten Landwirtinnen und Landwirte übergeben den Jahresabschluss der Buchhaltung und die Steuererklärung einem Treuhandbüro in der Region. Manch ein Betrieb überlässt sogar das Einbuchen und Kontieren der Belege dem Fachpersonal im Büro.

Ganz ohne Büroarbeit geht es nicht

Ganz ohne Administration kommt man aber dennoch nicht aus. Der Thurgauer Landwirt und Agrotechniker Marcel Ackermann kennt beide Seiten. Er leitet heute einen 30 ha grossen Betrieb und arbeitete während und nach seiner HF-Weiterbildung fünf Jahre lang als Buchhalter bei einem landwirtschaftlichen Treuhandbüro, wo er Jahresabschlüsse erstellte und Steuerfragen bearbeitete. «Eine saubere Dokumentenablage über die Monate und Anfang Jahr eine Checkliste durchgehen, die Unterlagen in einen Briefumschlag stecken und verschicken sollte eigentlich gut möglich sein», sagt er. Sind die Unterlagen vollständig, gehe alles sehr schnell. Fehlen hingegen Belege und gäbe es Rückfragen, würde sich der Aufwand rasch einmal verdoppeln – und damit die Rechnung des Treuhänders.

Treuhänder mit Fachkenntnis wählen

In einer guten Zusammenarbeit mit der Treuhandfirma steckt viel Potenzial.

«Das Büro der Wahl sollte auch in landwirtschaftlichen Rechtsgebieten sattelfest sein.»

Georg Lerf, Geschäftsführer, Treuland

Georg Lerf, Geschäftsführer des Verbandes Treuland, rät deshalb, ein spezialisiertes Treuhandbüro zu wählen: «Neben den treuhänderischen Kenntnissen sollte das Büro der Wahl auch in landwirtschaftlichen Rechtsgebieten sattelfest sein.» Dazu gehören Personalwesen, Sozialversicherungen und Nachfolgeregelungen. Besonders wichtig sei das Wissen um spezifische Gesetze wie das bäuerliche Bodenrecht oder die Direktzahlungsverordnung, so der Branchen-Fachmann weiter.

Treuland verlangt von seinen Mitgliedern eine höhere Ausbildung, langjährige Erfahrungen und laufende Weiterbildungen. Auf der Website des Verbands finden Landwirtinnen und Landwirte heute 67 angeschlossene Firmen.

Schnittstellen vorgängig definieren

Wichtig ist ebenfalls, dass die Chemie zwischen Fachkraft und Landwirtschaftsbetrieb stimmt. Vor allem bei jungen Betriebsleitenden sei es erfahrungsgemäss immer wieder herausfordernd, die Schnittstelle zum Treuhänder richtig zu definieren, sagt Georg Lerf weiter: «Eigentlich wollen sie möglichst viel selbst machen, aber oft fehlt längerfristig die Zeit dazu.» Da sei es wichtig, bei der Wahl des Treuhandbüros auch darauf zu achten, dass diesbezüglich eine gewisse Flexibilität geboten werden könne. «Im besten Fall läuft es zwischen Betriebsleitenden und der Buchhalterin partnerschaftlich.»

Hilfreich sind heute digitale Desktop- und App-Lösungen, die speziell auf die Landwirtschaft zugeschnitten sind. Dank Schnittstellen lassen sich Bankbewegungen, Belege oder beispielsweise LANDI-Rechnungen automatisch übernehmen oder scannen und gemeinsam mit der Treuhandstelle weiterverarbeiten (siehe Tabelle und Link).

Eigenleistung kostet, aber schafft Weitblick

Für Betriebsleitende mit einem höheren Abschluss stellt sich immer wieder die Frage, ob es Sinn macht, die gesamte Buchhaltung inklusive Jahresabschluss selbst zu machen. Je mehr man selbst macht, desto günstiger wird es beim Treuhänder. Stellt man jedoch dem eigenen Zeitaufwand die Rechnung des Treuhandbüros gegenüber, ist die Antwort ein klares Nein.

«Wer strategisch plant, braucht klare Zahlen.»

Marcel Ackermann, Landwirt und Agrotechniker

Marcel Ackermann sieht dennoch Vorteile: «Eigenleistung schafft Grundlagenwissen. Wenn man alles abgibt, weiss man oft nicht, was wohin gebucht wurde und welchen Einfluss eine Buchung auf das Betriebsergebnis und die Steuerrechnung hat.» Besonders für Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, die am Anfang ihres Berufslebens stehen, findet er es wichtig, sich mit den Zahlen auseinanderzusetzen: «Die Buchhaltung ist nicht nur eine Rückschau, sondern die Basis für die Zukunft. Wer strategisch plant, braucht klare Zahlen.»

Auch wenn man alles selbst macht, sollte man den Jahresabschluss von einem Treuhänder kontrollieren lassen, raten sowohl Georg Lerf als auch Marcel Ackermann. Die Kontrolle einer sauber erstellten Buchhaltung dauert in der Regel rund anderthalb Stunden und bringt Sicherheit etwa bei den Abschreibungen, wo steuerlich relevante Änderungen immer wieder vorkommen.

Standards und gegenseitiges Interesse

Standards wie der Kontenrahmen KMU-Landwirtschaft oder die Richtzahlen von Treuland schaffen Transparenz und erleichtern die Zusammenarbeit. «Solche Grundlagen helfen, dass Treuhänder und Landwirte dieselbe Sprache sprechen», betont Georg Lerf. Doch ein Buchhalter ist kein Betriebsleiter, und ein Landwirt oder eine Landwirtin nur selten auch ein Betriebswirtschafter oder eine Betriebswirtschafterin. Entscheidend sind gegenseitiges Interesse und vollständige Daten: Eine Buchhaltung ist nur so verlässlich wie die Informationen aus dem Betrieb. Marcel Ackermann sagt dazu: «Wer sich für Zahlen interessiert, versteht die Ergebnisse besser und ist zufriedener mit dem eigenen Betriebsergebnis.» So wird Buchhaltung zum Werkzeug, das den Betrieb langfristig stärkt. 

Unser Tipp

Buchhaltung effizient nutzen

  • Ein spezialisiertes Treuhandbüro wählen, das sich mit landwirtschaftlichen Rechts gebieten auskennt.
  • Schnittstellen zur Treuhandfirma klar definieren.
  • Unterlagen vollständig sammeln und geordnet ablegen – das spart Zeit und Kosten.
  • Digitale Lösungen nutzen, um Belege, Bankbewegungen und Rechnungen effizient zu übermitteln.
  • Eigenleistung in der Buchhaltung bringt Verständnis, ersetzt aber nicht die Fach personen.
  • Eigener Jahresabschluss vom Treuhandbüro prüfen lassen (Steuern, Abschreibungen, Gesetze)
  • Standards wie Kontenrahmen KMU-Landwirtschaft und Richtzahlen von Treuland als gemeinsame Basis nutzen.
  • Interesse an den eigenen Zahlen entwickeln – wer versteht, trifft bessere Entscheidungen.
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