Reis spielt eine zentrale und historisch bedeutende Rolle für die vietnamesische Wirtschaft und ist ein wesentlicher Pfeiler der Exporteinnahmen. Über die Hälfte der Bevölkerung ist direkt oder indirekt mit dem Reisanbau, der Verarbeitung oder dem Handel beschäftigt, wodurch der Sektor eine wichtige soziale und wirtschaftliche Bedeutung hat. Im Süden sind Dank des fruchtbaren Mekong Deltas bis zu drei Reisernten pro Jahr möglich. Daneben sind Kaffee, Pfeffer, Cashewnüsse, Tee, Gummi und Fischerei/Aquakultur wichtige landwirtschaftliche Sektoren.
Unserer Reisegruppe wurde mit verschiedenen Farmbesuchen, kulturellen sowie touristischen Besuchen ein interessantes, vielseitiges Programm geboten.
Etwa 42% der über 100 Millionen Einwohner Vietnams leben in städtischen Gebieten. In der Hauptstadt Hanoi verkehren ca. 6 Mio. Motorräder und 1 Mio. Autos – gefühlt sind alle gleichzeitig unterwegs. Offiziell gilt Rechtsverkehr, gefahren wird aber einfach, wo es Platz hat. Wir staunen über den Verkehr und darüber, dass trotz des Chaos kaum verbeulte Autos zu sehen sind. Während in den Städten die Müllabfuhr und Kanalisation einigermassen geregelt sind, hinkt die ländliche Versorgung noch hinterher. Abwasser wird in der Regel einfach auf die Felder geleitet, entlang der Strassen ist der Abfall enorm.
Wir besuchen verschiedene Farmen, von denen einige auch Neuland sind. Überall wird noch sehr viel Handarbeit verrichtet und nur spärlich kommen Maschinen zum Einsatz. Entspannende Tage verbringen wir in der pittoresken Halong Bucht. Die eindrückliche Kulisse der Kalksteinformationen ist UNESCO Weltnaturerbe und zieht uns in ihren Bann.
Die Gegend ist bekannt für ihre Perlenzuchtfarmen: Aus einer Süsswassermuschel wird ein kleines Kügelchen zusammen mit etwas Antibiotika einer Auster eingepflanzt. In Körben werden diese dann im Meer gelagert. Von 100 behandelten Austern gibt es ca. 30 Perlen. Wie die Perlen aussehen, was für eine Qualität sie haben, bestimmt der Zufall. Die Dauer, bis aus einer behandelten Auster eine Perle entnommen werden kann, variiert je nach Perlenart und gewünschter Perlengrösse, liegt aber typischerweise zwischen 6 Monaten und 4 Jahren. Die Wachstumszeit ist entscheidend für die Dicke der Perlmuttschicht, die den implantierten Kern umgibt und die Qualität der Perle bestimmt.
Im Dorf Song Phuong, das Gemüse und Obst für den Grosshandel der Stadt Hanoi anbaut, empfängt uns Bäuerin Manh. Nach Besichtigung der privaten Anbauflächen folgt ein Spaziergang über den lokalen Markt: Vom Werkzeug bis zum noch lebenden Fisch/Huhn und Gemüse, Früchte, Kleider - alles wird angeboten. Mit viel Eifer kochen wir unser Mittagessen unter Aufsicht von Frau Manh bei ihr zuhause selbst. Die frischen Zutaten werden geschnitten und anschliessend in Frühlingsrollen verpackt. Wir sind uns einig: Es sind die besten Frühlingsrollen von ganz Vietnam.
Ein kurzer Inlandflug bringt uns in den Süden Vietnams nach Ho Chi Minh Stadt (früher Saigon). Rund 14 Millionen Menschen leben in und um Saigon, die Verkehrsdichte ist enorm. Im Cu Chi Distrikt befindet sich das landwirtschaftliche Management- und Forschungszentrum. Auf 88 ha befasst man sich mit Pflanzen-, Samen- und Tierforschung. Eindrücklich ist ein Kreislaufsystem, das bereits in Privathaushalten etabliert ist: In einem grossen Aquarium leben Fische, deren Wasser zur Düngung und Bewässerung von Salat verwendet wird, welcher oben auf dem Fischtank wächst.
Absolutes Neuland für uns ist der Besuch einer Wurmzuchtfarm. Die fröhliche Bäuerin Nhung führt uns stolz durch ihren Betrieb: 4 ha Kautschukbäume, unter denen beschattet 40 Reihen Erdwälle liegen, in denen es wimmelt von Würmern. Jeden Tag wird von ihr und den vier Angestellten frischer Kuhmist zugegeben. Zur Ernte der Würmer wird eine Styroporkiste zur Hälfte gefüllt, eine Plastikfolie oben aufgelegt. Die Würmer gehen dann von selbst nach oben und können geerntet werden – unten bleibt die Erde. Sie werden zur Bodenverbesserung eingesetzt, getrocknet als Fisch- und Hühnerfutter verwendet. Ein zusätzliches Einkommen wird mit der Ernte von Kautschuk erwirtschaftet.
Der familiengeführten 10'000 m2 grossen Fischfarm gilt der letzte Fachbesuch. Als Futter dient Reis- Fischmehl und Würmer. Mit 3-4 kg Gewicht werden die Fische per Lastwagen zur Verarbeitungsfabrik gebracht, wo sie auch für den Export verpackt werden. 2024 hat Vietnam Meeresfrüchte (einschließlich verschiedener Fischarten, Pangasius, Thunfisch, Garnelen) im Wert von schätzungsweise 10 Milliarden US-Dollar exportiert. Vietnam ist damit der drittgrößte Exporteur von Meeresfrüchten weltweit.
Zum Abschluss der Reise geniessen wir einen wunderbaren Ausblick aus dem höchsten Gebäude von Saigon, wo wir im 75 Stock den Panoramablick über die Grossstadt auf uns wirken lassen. Am frühen Morgen des 19. November treffen wir im kalten, grauen Zürich ein. Mit im Gepäck haben wir schöne Erlebnisse und wunderbare Erinnerungen an eine unvergessliche Reise.









