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Nutztiere

Ressourcen gezielt einsetzen

Um dem heutigen genetischen Potenzial der Schweine gerecht zu werden, müssen die Nährstoffe in jeder Phase optimal auf das Tier abgestimmt sein. Überschüsse wirken belastend auf den Stoffwechsel, das Klima und die Nährstoffbilanz. Eine Unterversorgung drosselt die Leistung und drückt auf Qualität und Wirtschaftlichkeit. Gleichzeitig wächst der politische Druck, natürliche Ressourcen zu schonen.

In der Vormast haben die Schweine völlig andere Ansprüche ans Futter als später in der Mittel- und Endmast. 

In der Vormast haben die Schweine völlig andere Ansprüche ans Futter als später in der Mittel- und Endmast. 

(Bild: Eva Studinger)

Publiziert am

Aktualisiert am

Leiter Schweineproduktionsprogramm, UFA AG

Ressortleiter Schweine, UFA-Beratungsdienst

Sowohl bei den Mastschweinen wie auch bei Zuchtsauen gibt es Phasen mit unterschiedlichem Nährstoffbedarf. Eine Galtsau stellt andere Bedürfnisse an die Energie-, Rohfaser- und Eiweissversorgung als eine säugende Sau. Ein Vormasttier benötigt andere Nährstoffverhältnisse für den Gewebeansatz als während der Ausmast (Grafik 1). Mastschweine, welche dieselbe Ration während der gesamten Mastdauer erhalten, werden nur während wenigen Tagen entsprechend ihrem Bedarf gefüttert. Sowohl für Rohprotein, wie auch für die Mineralstoff- und Vitaminversorgung steht einer Unterversorgung in der Vormast ein Überschuss in der Ausmast entgegen. Aus diesem Grund gilt es, die Fütterung mit einer Mehr oder Multiphasenfütterung (Grafik 2) möglichst nahe an den Bedarf der Tiere auszurichten.

Bedarfsgerecht und ressourcenschonend

Die Mehr- oder Multiphasenfütterung entlastet dank gezieltem Einsatz von Eiweiss (Stickstoff) die Umwelt und optimiert die Stallluft durch geringere Ammoniakemissionen. Zudem ist die Gesundheit der Tiere dank einer Entlastung des Stoffwechsels verbessert und die Futterkosten können gesenkt werden. Versuche auf UFA-Bühl haben gezeigt, dass ein verringerter Rohproteingehalt in der Endphase die Stickstoffausscheidungen um mehr als zehn Prozent senken kann. Weiter wurde aufgezeigt, dass eine Reduktion der Vitamine und Spurenelemente in der Endmast keinen Leistungsverlust nach sich zieht. Diese ressourcenschonenden Massnahmen werden in den UFA-Ausmastfuttern heute standardmässig angewendet.

Qualität fördern

Das Verfüttern von phasengerechtem Mischfutter, unter Berücksichtigung von Fleischansatzpotenzial in der Vormast und Fettansatz in der Endmast, hat einen positiven Einfluss auf die Fettqualität und den Anteil an wertvollen Fleischstücken (MFA). Ein Vormastfutter mit einem höheren Verhältnis von Rohprotein zu Energie erlaubt einen optimalen Start in die Mast und ermöglicht es, das Fleischansatzpotenzial der Mastjager auszunützen. Dank dem Ausmastfutter können die Magerfleischanteile bei gleichbleibenden Mast- und Schlachtleistungen, je nach genetischem Potenzial der Schweine, optimiert werden. Des Weiteren führt das Ausmastfutter durch den Energieüberhang zu verbesserter Fettqualität und senkt die Gefahr von Qualitätsabzügen. Durch den Verschnitt der beiden Futter in der Mittelmast kommt man der optimalen Versorgung recht nahe. Mit entsprechenden Fütterungsanlagen ist eine Multiphasenfütterung mit zwei Mastfuttern möglich. Die Ration wird dabei wöchentlich oder noch öfter dem Bedarf des Tieres angepasst (Grafik 2).

Auf die Bedürfnisse eingehen

Muttersauen müssen an die Reproduktionsabschnitte angepasst und bedarfsgerecht versorgt werden. Auf Grund der unterschiedlichen Nährstoffbedürfnisse drängt sich eine Zwei- oder Dreiphasenfütterung auf. In der Schweiz werden aus organisatorischen und technischen Gründen meist zwei Futter eingesetzt. Das Galtsauenfutter weist einen erhöhten Rohfasergehalt auf, um ein gutes Sättigungsgefühl zu erreichen. Der Energiegehalt im Vergleich zum Protein ist hoch, um den Aufbau der Körperreserven zu ermöglichen. Mit diesem Futter lässt sich die Sau bis zum 85. Trächtigkeitstag entsprechend ihrer Kondition füttern. Eine tierindividuelle Futterzuteilung sollte wenigstens abschnittsweise angestrebt werden, um Konditionsmängel gezielt auszugleichen. Dasselbe Futter deckt auch die hochtragende Phase. Dabei wird entsprechend dem verstärkten Fötenwachstum die Energie- und Aminosäurenversorgung durch höhere Tagesrationen nach oben angepasst. Im Abferkelstall kommt ein auf die Laktationsansprüche ausgerichtetes, proteinreiches Säugendfutter zur freien Aufnahme zum Einsatz. Ein maximaler Futterverzehr sollte angestrebt werden, sodass nicht nur eine hohe Milchproduktion abgesichert wird, sondern auch der Substanzverlust der Sauen während der Laktation bei maximal 10 bis 15 Prozent des Ursprungsgewichts liegt.

Tipps in Bezug auf Precision Feeding

• Eine Mehrphasenfütterung erhöht die Ressourceneffizienz und fördert die Fleischqualität.

• Neuste Fütterungsanlagen er mög lichen eine flexible und bedarfsgerechte Fütterung.

• Investitionen gezielt planen, um den erhöhten Anforderungen der Politik per 2027 gerecht zu werden.

Eingespurt bei der Geburt

Die heutigen Leistungen der Zuchttiere erfordern, dass der hochtragenden Phase mehr Beachtung geschenkt wird. Höhere Anzahl Ferkel pro Wurf, steigende Wurfgewichte, verlangsamte Geburten und Probleme mit PPDS verlangen, dass die Ration vor dem Abferkeln separat betrachtet wird.

Ein Verschnitt beim Futterwechsel bringt verdauungsphysiologische Vorteile und weniger Stress über die Abferkelphase. Tendenziell längere Geburten stehen im direkten Zusammenhang mit dem Kalziumstoffwechsel: Die Konzentration an frei verfügbarem Kalzium im Blut ist dabei zu tief. Ein Vorbereitungsfutter unterstützt die Sau bei der Mobilisation von Kalzium aus den Knochen. Die Beigabe von sauren Salzen (Chlo-rid- und Schwefelverbindungen) bewirkt eine Reduktion der sogenannten Kationen-Anionen-Bilanz (KAB) im Stoffwechsel. Dadurch wird das Kalzium besser verfügbar und der Harn-pH gesenkt. Dies hat eine hemmende Wirkung auf unerwünschte Keime (z.B. E. Coli) in den Harnwegen. Als Folge kann das Risiko von PPDS vermindert werden. In Herden mit erhöhtem PPDS-Druck kann daher ein zeitlich begrenzter Einsatz von harnansäuernden Ergänzungsfutter für die Keimreduktion ins Auge gefasst werden.

Saure Salze

Der Zusatz von sauren Salzen erzielt ein Absenken des Harn-pH und der Kationen-Anionen-Bilanz. Dadurch werden schädliche Keime in den Harn- und Geburtswegen gehemmt und das Infektionsrisiko sinkt. Der Kalziumhaushalt ist im Schuss und fördert ein zügiges Abferkeln. Mit UFA pigcare, sieben Tage vor dem Abferkeln bis maximal zwei Tage nach der Geburt, gelingt ein reibungsloser Start in die Laktation.

Politische Ausrichtung ist ambitiös

Die aktuell laufende «Vernehmlassung zum Verordnungspaket Parlamentarische Initiative 19,475» zeigt auf, was ab 2027 obligatorisch und ÖLN-wirksam auf die Schweinehalter, bezüglich der Ressourceneffizienz, zukommt. Das freiwillige REB-Programm für die stickstoffreduzierte Phasenfütterung wird bis Ende 2026 weitergeführt. Neu ist, dass es nicht mehr einen Einheitswert von 11 g RP / MJ VES gibt. Dieser Wert erlaubte es bisher praktisch nur den Mästern und den Galtsauenhaltern, von den Beiträgen zu profitieren. Ab dem 1. Januar 2023 gilt ein betriebsspezifischer Wert, der eingehalten werden muss, wenn man REB-Beiträge abholen will. Dieser wird anhand der auf dem Betrieb gehaltenen Tiere und den Grenzwerten pro Tierkategorie (siehe Tabelle) berechnet. Ab dem 1. Januar 2027 wird dieser betriebsspezifische Wert auf Gesetzesstufe obligatorisch für den ÖLN und muss von jedem schweinehaltenden Betrieb umgesetzt werden.

Die neuen Werte sind sehr ambitiös und werden aus agronomischer Sicht weitere Investitionen mit sich ziehen. Eine Phasenfütterung in der Mast wird zwingend sein, um den Bedarf der Tiere in der Vormast zu decken, die tierischen Leistungen halten zu können und keine Qualitätseinbussen zu provozieren. In der Galtphase gilt es, haushälterisch umzugehen mit der Ressource Eiweiss unter Einbezug der höheren Bedürfnisse in der hochtragenden Phase. Darum ist jeder Schweinebetrieb gefordert, seine ÖLN-Tauglichkeit gemäss Anforderungen 2027 zu prüfen. 

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