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Pflanzenbau

Dampfbehandlung: Saatgutqualität unter schwierigsten Bedingungen gesichert

Saatgutbehandlungen auf Dampfbasis gewinnen an Bedeutung – insbesondere in Jahren mit hohem Krankheitsdruck. Die thermische Aufbereitung bietet eine ökologische Alternative zu chemisch-synthetischen Verfahren und zeigt vielversprechende Resultate bei der Reduktion samenbürtiger Pilzerreger. Ein Erfahrungsbericht aus der Saison 2024 verdeutlicht Chancen und Grenzen dieser Technologie.

Auf dem Nährmedium zeigt sich, dass das unbehandelte Saatgut rechts Krankheitsanzeichen aufweist, während die Thermosen- Probe links nach der Behandlung...

Auf dem Nährmedium zeigt sich, dass das unbehandelte Saatgut rechts Krankheitsanzeichen aufweist, während die Thermosen- Probe links nach der Behandlung keimfähig ist. 

(UFA-Samen)

Publiziert am

Assistenz PM Getreide, UFA-Samen

Die Thermosem Dampfbehandlung stellt eine innovative Methode der Saatgutaufbereitung dar, die gezielt gegen samenbürtige Pilzkrankheiten eingesetzt wird. Beim Verfahren wird die Kornoberfläche durch eine exakt gesteuerte Kombination aus Temperatur, Feuchtigkeit und Behandlungsdauer sterilisiert – vollständig ohne den Einsatz chemisch-synthetischer Wirkstoffe.

Im Markt eingeführt wurde ThermoSem in Zusammenarbeit mit Lantmännen (Landwirtschaftliche Genossenschaft Schweden), der Forschungsanstalt Agroscope und weiteren Fachstellen als Antwort auf den nationalen Aktionsplan zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. Durch umfassende agronomische Prüfungen wurde sichergestellt, dass die Methode die Anforderungen der Schweizer Landwirtschaft erfüllt. Seit 2021 ist entsprechendes Thermosem Saatgut kommerziell erhältlich und wird seither in der Praxis eingesetzt.

Wirkungsweise und Grenzen

Die Dampfbehandlung zeigt insbesondere bei Pilzsporen, die an der Kornoberfläche haften, eine hohe Wirksamkeit. Bei Erregern, die tiefer im Korn sitzen – wie etwa dem Flugbrand (Ustilago tritici) – ist die Wirkung jedoch nicht gegeben. Auch bodenbürtige Krankheiten können durch dieses Verfahren nicht kontrolliert werden, weshalb hier weiterhin konventionelle Pflanzenschutzstrategien notwendig sind.

Praxiserfahrungen 2024 in Zahlen

Im Jahr 2024 kam Thermosem bei mehreren Bio-Getreideposten zum Einsatz, die aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen stark von Pilzbefall betroffen waren. Ohne die Dampfbehandlung hätten diese Posten die Anforderungen der Saatgutzertifizierung nicht erfüllt. Ein besonders eindrückliches Beispiel ist ein Posten der Sorte Wiwa: Vor der Behandlung wurde eine Schneeschimmelbelastung (Microdochium nivale) von 21 % festgestellt, während der Grenzwert für zertifiziertes Saatgut maximal 10 % betragen darf. Nach der Behandlung konnte der Befall vollständig eliminiert werden, mit einem Messwert von 0 %.

Parallel dazu verbesserte sich die Keimfähigkeit des Saatguts erheblich: von ungenügenden 72 % auf 94 %, deutlich über dem geforderten Mindestwert von 85 %. Die Zahl toter Samen, die ursprünglich bei 7 % lag, war nach der Behandlung nicht mehr nachweisbar.

Bedeutung für die landwirtschaftliche Praxis

Insbesondere in Jahren mit erhöhtem Krankheitsdruck infolge feucht-warmer Bedingungen kann die thermische Behandlung einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Saatgutqualität leisten. Sie ist für alle Produktionsrichtungen – Bio, IP-Suisse und konventionelle Landwirtschaft – zugelassen und wird von Agroscope zertifiziert.

In der Saison 2024 erwies sich das Thermosem Verfahren als entscheidendes Instrument zur Rettung belasteter Getreidepartien, die ansonsten nicht zertifizierbar gewesen wären. Damit leistet die Dampfbehandlung einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung mit qualitativ hochwertigem Saatgut, auch unter schwierigen Anbaubedingungen.

Angesichts zunehmender klimatischer Unsicherheiten bietet diese Methode eine ökologisch verträgliche und wirtschaftlich tragfähige Ergänzung bestehender Saatgutaufbereitungsverfahren – insbesondere bei oberflächenassoziierten Krankheitserregern. 

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