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Betriebsführung

Weitblick ist Chefsache

Erfolgreiche Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter kennen die Stärken und Schwächen ihres Betriebs, setzen realistische Ziele und erreichen sie auch. Genaues Beobachten, eine realistische Selbsteinschätzung und Ehrlichkeit mit sich selbst sind die Voraussetzungen, um den Betriebsstandort, die Finanzen sowie das soziale Zusammenleben nachhaltig im Gleichgewicht zu halten.

Erfolgreiche Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter richten ihr Auge nicht nur auf das, was wächst, sondern behalten auch im Inneren den Überblick. Als...

Erfolgreiche Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter richten ihr Auge nicht nur auf das, was wächst, sondern behalten auch im Inneren den Überblick. Als tragende Figur halten sie so den ganzen Betrieb nachhaltig zusammen.

(Bild: pixabay)

Publiziert am

Jeder Betrieb hat ein Potenzial. Für Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter ist es zentral, dieses genau zu kennen. Als verantwortliche Person müssen sie in der Lage sein, Bereiche, die sie beeinflussen können, von denen zu unterscheiden, die sie nicht beeinflussen können. Gegebene Grössen sind beispielsweise die Agrarpolitik, der Markt, der Standort oder die aktuelle Betriebsgrösse. Sie stellen die Rahmenbedingungen dar, aus denen man das Beste herausholen muss. Um Erfolg zu haben setzt man dort an, wo man selbst entscheiden und beeinflussen kann.

Ehrlichkeit bei Selbstreflexion

Dabei beginnt man bei sich selbst. Ein Betriebsleiter oder eine Betriebsleiterin sollte sich im Klaren sein, wo die eigenen Stärken und Interessen liegen, was ihnen selbst wichtig ist und was die Gründe dafür sind. Setzt man die Schwerpunkte in diesen Bereichen, dann lassen sich Interesse und Erfolg optimal verbinden. Genauso wichtig ist es, seine Schwächen zu kennen und zu verstehen, wo man sich persönlich weiterentwickeln muss. Auf jedem Betrieb gibt es Tätigkeiten, die weniger gerne gemacht werden oder die einem weniger liegen. Sollte sich bei der Selbstreflexion herausstellen, dass man nur ganz wenige Arbeiten gerne und gut macht, drängt sich die Frage auf, ob der Job als Betriebsleiterin oder Betriebsleiter überhaupt der richtige ist.

Austausch innerhalb und ausserhalb

Landwirtinnen und Landwirte sind sich gewohnt, Kulturen und Tiere genau zu beobachten. Für die Leitung eines Betriebs reicht diese Gabe jedoch heute nicht mehr aus. Um erfolgreich zu sein, muss man den ganzen Betrieb inklusive Familienleben und Finanzen im Blick zu haben. Für Betriebsleitende ist es wichtig, dass ihre Tätigkeiten und ihre Entscheide von der Familie mitgetragen werden. Herausforderungen sind einfacher anzupacken, wenn man weiss, dass die Familien hinter einem steht. Die Familie ist davon direkt betroffen, sei es im Zusammenhang mit der Arbeitszeit oder finanziellen Lage. Der Austausch ausserhalb des eigenen Betriebs wie beispielsweise in Arbeitskreisen, mit Berufskolleginnen und -kollegen oder mit einer neutralen Beratungsperson, helfen zusätzlich, den Überblick zu behalten und neue Impulse zu bekommen.

Wer keine konkreten Ziele hat, sollte sich welche setzen.

Erfolg im Beruf bedeutet, dass man die gesteckten Ziele erreicht oder sogar übertrifft. Im Bereich des Betriebes können diese in die drei Nachhaltigkeitskategorien Ökonomie, Ökologie und Soziales aufgeteilt werden. Um ein Fortbestehen zu sichern, ist in jedem dieser Bereiche ein Minimum zu erreichen (siehe Kasten).

Nachhaltigkeit in drei Hauptbereichen

Ein Betrieb muss nachhaltig sein. In den drei Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales muss ein minimales Gleichgewicht herrschen, damit ein Fortbestehen des Betriebs gewährleistet ist.

Ökonomie. Reicht das Geld nicht, um alle Ausgaben zu decken, ist das ökonomische Minimalziel nicht erreicht. Früher oder später kommt es zu einer finanziellen Notlage. Um Probleme frühzeitig zu erkennen, muss die Buchhaltung analysiert werden. Ein Durchsehen allein genügt nicht. Zahlen müssen hinterfragt und geprüft werden. Um klare Aussagen machen zu können, muss der Kontenplan spezifisch auf den Betrieb zugeschnitten sein. Im Normalfall stehen Vergleichszahlen von Betrieben mit ähnlichen Voraussetzungen zur Verfügung.

Besteht im Bereich der Finanzen jährlich ein Manko, sind umgehend Massnahmen einzuleiten. Läuft es hingegen gut, kann Bestehendes erhalten, optimiert oder weiterentwickelt werden.

Ökologie. Im diesem Bereich ist entscheidend, ob die Produktionsgrundlage standortangepasst bewirtschaftet wird und über die Jahre in gleichbleibender, guter Qualität erhalten bleibt. Bodenverdichtungen, Erosion oder Rückstände von Hilfsstoffen sind grosse und wichtige Themen im Bereich der Ökologie.

Soziales. Der soziale Bereich umfasst die ganze Lebensqualität. Dazu gehören die Arbeitsbelastung und die Beziehungen unter Mitarbeitenden und Familienmitgliedern. Wer in diesem Bereich die Grenze überschreitet, gefährdet nicht nur seine eigene Gesundheit, sondern riskiert das Wohl der eigenen Familie und der Mitarbeitenden.

Wer als Betriebsleiterin oder Betriebsleiter noch keine konkreten Ziele hat, sollte sich jetzt welche setzen. Mit einer gründlichen Betriebs und Umfeldanalyse lassen sich zukünftige Strategien ableiten, die helfen, im Berufsalltag zukunftsorientiert zu entscheiden. Die Ziele sollen spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sein und kontinuierlich überprüft werden. Sind alle Hausaufgaben gemacht, wissen der Betriebsleiter und die Betriebsleiterin, was gut und was weniger gut läuft. Nun müssen konkrete Massnahmen zur Zielerreichung abgeleitet und umgesetzt werden. Betreffen Schwächen ganze Bereiche, braucht es Teilziele und Massnahmen, um diese wieder zum Laufen zu bringen. Oft sind auch Arbeitsabläufe, Einrichtungen, Maschinen und Gebäude betroffen. Es braucht meistens mehrere einzelne Massnahmen, um zum Ziel zu gelangen.

Beständigkeit liegt im Betrieb von morgen

Der Betrieb wird meistens von Generation zu Generation weitergegeben. Jeder abtretende Betriebsleiter ist stolz auf das, was er und die Generationen vor ihm erreicht haben.

Oft werden Traditionen weitergeführt, ohne sie zu hinterfragen.

Oft werden Traditionen jedoch weitergeführt, ohne sie zu hinterfragen. Aber genau da liegt das Problem. Der Lauf der Zeit bringt es mit sich, dass sich das Umfeld verändert. Einst erfolgreiche Strategien sind heute vielleicht nicht mehr erfolgversprechend und sollten deshalb aufgegeben werden. Versetzt man sich in die Lage der Ahnen, so waren auch sie damals in der Situation, innovative Lösungen zu suchen und etwas zu wagen, damit ihr Betrieb weiterbestehen konnte und den Lebensunterhalt der ganzen Familie sicherstellte. Vor diesem Hintergrund soll das Interesse bei der Übernahme im Fortbestand des Betriebes liegen und nicht im Weiterführen von Traditionen.

Auch die Partnerin oder der Partner bringen neue Impulse für den Betrieb. Sie sehen neue Geschäftsfelder und wie diese wirtschaftlich erfolgreich sein können. Es ist keineswegs so, dass alles Neue und Innovative erfolgssicher ist. Doch es lohnt sich, Ideen zu prüfen und umzusetzen, wenn sie kompatibel sind. Wenn es jedoch zu einer reinen Pflichtübung wird, sollte man es besser bleiben lassen oder Neues erst einmal im kleinen Rahmen ausprobieren.

Die Kunst des Gleichgewichts

Um die erforderlichen Veränderungen herbeizuführen braucht es Mut, Denkarbeit, Energie, Zeit und Geld. Nach der Umsetzung der Massnahmen muss kontrolliert werden, ob das Ziel erreicht ist. Das Führen eines Betriebs geschieht in einem sich ständig verändernden Umfeld. Zielkonflikte gehören hier zur Realität. Die grosse Herausforderung besteht darin, die unterschiedlichsten Ansprüche miteinander in Einklang zu bringen, ohne die Ziele aus den Augen zu verlieren. Um dies zu erreichen braucht es Selbstvertrauen, eine gute Beobachtungsgabe, vielseitiges Wissen und Können, Zuversicht und manchmal auch etwas Glück. 

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