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Betriebsführung

Das nachhaltige Energiekonzept der Alpe Obern-Galm

Die Alpe Obern-Galm im Kanton Wallis steht exemplarisch für eine zukunftsfähige Energieversorgung abseits öffentlicher Stromnetze. Auf 2135 m ü. M. wurde ein innovatives und klimaschonendes Energiekonzept erfolgreich umgesetzt, das die Energieversorgung der Käseproduktion, Personalunterkunft und des Agrotourismusbetriebes neu definiert. Ziel war die Reduktion der Abhängigkeit vom Dieselgenerator.

Die Alpe Obern-Galm im Wallis setzt seit 2023 auf ein hybrides Energiekonzept mit Photovoltaik und Batteriespeicher.

Die Alpe Obern-Galm im Wallis setzt seit 2023 auf ein hybrides Energiekonzept mit Photovoltaik und Batteriespeicher.

(Bild: Agrocleantech)

Publiziert am

Während der Alpsaison wird im Senntum Teugmatte die Milch von rund 100 Kühen täglich zu Käse, Butter, Zieger und Joghurt verarbeitet. Zusätzlich werden Gäste im Rahmen eines Agrotourismusprojekts beherbergt. Die Elektrifizierung dieses komplexen Betriebs stellt hohe Anforderungen an eine zuverlässige und nachhaltige Energieversorgung.

Der Generator lief während der Saison täglich rund um die Uhr.

Vor Projektbeginn erfolgte die Stromversorgung ausschliesslich über einen 30 kVA-Dieselgenerator, ergänzt durch eine kleine Solaranlage. Der Generator lief während der Saison täglich rund um die Uhr – mit entsprechendem Dieselverbrauch, CO₂-Ausstoss und Unterhaltsaufwand.

Photovoltaik als Schlüsseltechnologie

Eine detaillierte Analyse der Gegebenheiten ergab: Die 145 m² grosse Dachfläche des Senntums mit Südost-Ausrichtung eignet sich ideal für eine leistungsfähige Photovoltaikanlage. Bei einem täglichen Energiebedarf von ca. 40 kWh konnte eine Anlage konzipiert werden, die in Verbindung mit einem modernen Batteriespeicher den Grossteil der benötigten Energie bereitstellt.

Technische Umsetzung

  • Die technische Lösung basiert auf folgenden Hauptkomponenten:
  • PV-Anlage auf dem Dach des Senntums (Grösse: 145 m², Ausrichtung Süd-Ost)
  • Lithium-Ionen-Speicher mit intelligenter Ladesteuerung
  • Angepasste Generatorsteuerung zur Schonung der Batterie und Absicherung bei Lastspitzen
  • Energiemanagementsystem zur Steuerung und Überwachung der Energieflüsse

 

Lithium-Ionen statt Blei

Bei der Wahl des Speichers fiel die Entscheidung klar zugunsten einer Lithium-Ionen-Batterie. Ausschlaggebend waren die höhere Energiedichte, ein rund 60% besseres Nutzungsverhältnis der Kapazität sowie eine zwei- bis dreifach längere Lebensdauer im Vergleich zu Bleibatterien. Ein weiteres Plus: Die Batterie wird temperaturüberwacht geladen. So wird auch in alpinem Klima eine sichere und effiziente Nutzung sichergestellt.

 

Sichere Versorgung – auch bei Spitzenlasten

Im Rahmen eines mehrwöchigen Testbetriebs wurden alle elektrischen Verbraucher überwacht und das System auf typische Lastspitzen abgestimmt. Die Generatorsteuerung wurde so programmiert, dass:

 

  • bei Batterieladung < 20 % automatisch ein Ladevorgang gestartet wird,
  • bei Leistungsspitzen > 8 kW der Generator kurzzeitig zugeschaltet wird,
  • ein manueller Start des Generators für planbare Lastspitzen möglich bleibt.
  • Dadurch kann die Batterie geschont und gleichzeitig eine sichere Stromversorgung auch in kritischen Momenten garantiert werden.

 

Investitionen und Umsetzung

Die Umsetzung des Projekts gliederte sich in drei Kostenblöcke:

  • 35'000 CHF für Dachsanierung und Baueingabe
  • 100'000 CHF für Photovoltaikanlage, Speicher, Installation und Steuerung
  • 30'000 CHF für Planung und Projektierung

Trotz der nicht unerheblichen Investitionssumme rechnet sich das Projekt langfristig durch deutlich reduzierte Diesel-, Wartungs- und Betriebskosten sowie die verbesserte CO₂-Bilanz.

75 Prozent weniger Diesel – 100 Prozent Erfolg

Der Übergang von einem rein dieselbetriebenen System zu einer hybriden, solargestützten Energieversorgung wurde im Herbst 2023 erfolgreich abgeschlossen. Bereits während des Probebetriebs reduzierte sich die tägliche Betriebsdauer des Dieselgenerators von 24 auf durchschnittlich 5–6 Stunden – eine Reduktion von rund 75%.

An einem sonnigen Tag kann der gesamte Alpbetrieb vollständig mit Sonnenenergie betrieben werden.

An einem sonnigen Tag kann der gesamte Alpbetrieb, einschliesslich der Käserei, Personalunterkunft und des Agrotourismusbetriebes, vollständig mit Sonnenenergie betrieben werden. Der Dieselgenerator verbleibt als Redundanzsystem für Schlechtwetterphasen oder planbare Ausnahmesituationen.

Mit der erfolgreichen Umsetzung dieses Projekts zeigt die Alpgeteilschaft Obern-Galm eindrücklich, wie moderne Technik, lokale Ressourcen und ein nachhaltiges Energiekonzept auch unter herausfordernden alpinen Bedingungen eine zukunftsweisende Lösung darstellen können – sowohl ökologisch als auch ökonomisch.

Agrocleantech fördert Energieeffizienz

Der Verein Agrocleantech engagiert sich für die Förderung erneuerbarer Energien, die Steigerung der Energieeffizienz und den Klimaschutz in der Landwirtschaft. Neben der Umsetzung von Förderprogrammen fungiert er als zentrale Informations- und Austauschplattform für Betriebe, Fachpersonen und Behörden.

Agrocleantech betreut zudem das Projekt agriPEIK, das landwirtschaftlichen Betrieben eine unabhängige Energieberatung bietet. Mit dem kostenlosen Potenzialcheck kann der eigene Betrieb einfach analysiert und konkrete Einspar- und Optimierungsmöglichkeiten identifiziert werden. Mehr Infos finden sich auf www.agrocleantech.ch

Quelle: Agrocleantech

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