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Betriebsführung

Die Wäsche wäscht wer anders

Viele Schweizer Bäuerinnen tragen durch Erwerbstätigkeit ausserhalb des Landwirtschaftsbetriebs massgeblich zum Familieneinkommen bei. Das Einkommen aus der externen beruflichen Tätigkeit ist versichert und bietet die Möglichkeit, eine unabhängige Altersvorsorge aufzubauen. Doch lohnt es sich, den Haushalt von einer Fachkraft ausführen zu lassen?

In einem bäuerlichen Haushalt macht das Waschen, Putzen, Kochen und Einkaufen gut und gerne ein Arbeitspensum von rund 70 Prozent aus.

In einem bäuerlichen Haushalt macht das Waschen, Putzen, Kochen und Einkaufen gut und gerne ein Arbeitspensum von rund 70 Prozent aus.

(Bild: iStock)

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Redaktor UFA-Revue

Die Rolle der Bäuerinnen auf Schweizer Landwirtschaftsbetrieben hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Neben den klassischen hauswirtschaftlichen Aufgaben übernehmen viele von ihnen zunehmend bezahlte Tätigkeiten ausserhalb des Betriebs, die oft einen wesentlichen Beitrag zum Familieneinkommen leisten. Basierend auf den Umfrageergebnissen zur Einkommenssituation von Agroscope im Jahr 2021 stieg das Einkommen aus ausserbetrieblichen Tätigkeiten von Partnerinnen von Betriebsleitern zwischen 2016 und 2021 um 23 Prozent.

Ein Drittel des Familieneinkommens

Frauen mit höherem Bildungsabschluss konnten durch ausserbetriebliche Arbeit erhebliche Beiträge zum Familieneinkommen leisten. Sie verdienten gemäss der Umfrage 35 Prozent mehr pro Stunde für die gleiche Menge an Arbeit im Vergleich zu Frauen ohne Berufsausbildung. Mit einem Arbeitspensum von durchschnittlich 105 Tagen im Jahr ausserhalb des Landwirtschaftsbetriebs erzielten zum Beispiel Frauen mit einem Hochschulabschluss ein Einkommen von rund 42800 Franken, was etwa ein Drittel des Familieneinkommens ausmacht.

Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob es unter wirtschaftlichen, sozialen und praktischen Aspekten nicht sinnvoller wäre, den bäuerlichen Haushalt oder zumindest einen Teil davon durch eine angestellte Fachkraft ausführen zu lassen. Überblickt man das Ganze, führt die in der Regel unbezahlte Hausarbeit auch aufgrund mangelnder Sozialversicherungen zu erheblichen Nachteilen. Mit einem eigenen genügend grossen Einkommen aus einer unselbstständigen Erwerbstätigkeit lässt sich hingegen nicht nur ein Teil des Risikos der Familie verhältnismässig günstig absichern, sondern auch eine vom Betrieb unabhängige Altersvorsorge aufbauen.

Mit guten Jobs rechnet es sich

Wie eine Modellrechnung auf der Onlineplattform für die Arbeitsplanung auf dem Bauernhof (Labour Scope) zeigt, rentiert das Auslagern der hauswirtschaftlichen Arbeit ziemlich rasch: In einem bäuerlichen Haushalt mit einem 8-jährigen Kind fallen jährlich rund 2180 Arbeitskraftstunden (Akh) an (siehe Grafik).

Wenn man eine Familienarbeitskraft für den Landwirtschaftsbetrieb einrechnet und zudem die Kinderbetreuung sowie die Produkteverarbeitung weiterhin in der Familie behält, ergibt sich für die restlichen hauswirtschaftlichen Arbeiten ein Arbeitspensum von rund 60 Prozent. Basierend auf den Richtlöhnen 2024 entstehen dem Landwirtschaftsbetrieb jährliche Lohnkosten inklusive Arbeitgeberbeiträgen im Bereich von 41 000 Franken (siehe Tabellen).

Angenommen, die Partnerin des Betriebsleiters unterrichtet im Kanton Aargau als Lehrkraft mit Klassenverantwortung und 9 Jahren Berufserfahrung, beträgt deren jährliches Bruttogehalt bei einem Arbeitspensum von 60 Prozent gemäss Lohntabelle rund 60 000 Franken netto pro Jahr.

Das Familieneinkommen beträgt also fast 18 500 Franken mehr, als wenn die Partnerin oder der Partner den Haushalt selbst führen würde. Ob sich die Lebensqualität insgesamt verbessert, hängt aber auch an familiären und organisatorischen Belangen ab, welche jede Familie individuell bewerten muss. 

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