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Betriebsführung

Ein Koffer rettet Kitzen das Leben

Dank Emanuel Kipfer geraten Tausende Rehkitze weniger in die Mähwerke. Mit der Kombination von Wärmebild- und Drohnentechnologie machte er sich bei Jagdvereinen und der Landwirtschaft in kurzer Zeit als Tech-Pionier einen Namen. Seither halten ihn die rasende Entwicklung in der Drohnentechnik und die alljährliche Heusaison auf Trab.

Das «Bambikit» des Jungunternehmers Emanuel Kipfer enthält das technische Equipment zur Ortung von Rehkitzen mit einer Flugdrohne. Das Abfluggewicht bet...

Das «Bambikit» des Jungunternehmers Emanuel Kipfer enthält das technische Equipment zur Ortung von Rehkitzen mit einer Flugdrohne. Das Abfluggewicht beträgt ein Kilogramm.

(Bild: Renate Hodel)

Publiziert am

Redaktorin, Landwirtschaftlicher Informationsdienst LID

Die Rehkitzrettung in der Schweiz mit Drohnen und Wärmebildkameras bewährt sich. Von Jahr zu Jahr werden noch mehr Hektaren abgeflogen und noch mehr Rehkitze vor dem Mähtod gerettet. «2022 waren es über 3000 Tiere», erklärt Emanuel Kipfer. Der ehemalige Motorradmechaniker ist einer der Pioniere, die vor ein paar Jahren begonnen haben, Rehkitze auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen mithilfe von Drohnen zu orten und zu retten. Kipfer ist auch Gründungsmitglied des Vereins Rehkitzrettung Schweiz.

Tüfteln, bis es zusammenpasst

Zu Beginn seien sie nur rund sechs Drohnenpiloten gewesen. Die Kombination von Drohne und Wärmebildkamera sei damals noch sehr viel Bastelei gewesen, erzählt Emanuel Kipfer. «Es brauchte ein simpleres System und eine einfachere Bedienung, damit das Projekt nachhaltig und verbreitet funktionieren würde», ergänzt er. Mit diesem Ziel habe er sich dann 2019 auch selbstständig gemacht und das erste «Bambikit»-System entworfen.

«Während der Entwicklung bin ich immer wieder an Menschen gelangt, von denen ich viel lernen konnte.»

Emanuel Kipfer, Drohnenspezialist

«Ich bin ein Tüftler und habe mir vieles rund um den Drohnenaufbau autodidaktisch beigebracht. Am Anfang war mein System sehr simpel», erklärt Emanuel Kipfer. Dank der Hilfe eines Elektronikingenieurs konnte er schliesslich die Hardware verbessern. «Während der Entwicklung bin ich immer wieder an Menschen gelangt, von denen ich viel lernen konnte», sagt Kipfer. Bei den Wärmebildkameras habe er so lange mit der Software und den Einstellungen experimentiert, bis sie für den spezifischen Einsatzbereich passten. Für das Fliegen und Interpretieren des Bildes sei aber schliesslich die Erfahrung der Pilotin oder des Piloten ausschlaggebend.

Bambikit

Im seinem ersten Geschäftsjahr verkaufte Drohnentüftler und Rehkitzretter Emanuel Kipfer 14 Drohnensets zur Rettung von Rehkitzen. Während 2019 sein System mit der auf der Drohne aufgebauten Wärmebildkamera noch weit und breit das einzige war, sind inzwischen verschiedene Modelle mit integrierter Kamera auf dem Markt aufgetaucht. Mit dem Marktführer DJI konnte Kipfer eine Vertriebspartnerschaft eingehen. Bei seinem Hauptprodukt, dem «Bambikit», handelt es sich um ein Koffersystem, das Drohne, Wärmebildkamera sowie Display, Ladegerät und Empfänger enthält. Neben der Landwirtschaft und der Jagdszene ist der Drohnentüftler daran, in der Inspektionsbranche oder bei der Feuerwehr Fuss zu fassen.

Landwirtschaft und Jagd an Bord

Die Hälfte seiner Kunden sind Jägerinnen und Jäger sowie Jagdvereine. Zur anderen Hälfte zählen Privatpersonen, die in den meisten Fällen auch mit der örtlichen Jägerschaft zusammenarbeiteten. «Einer meiner Kunden ist Lohnmäher und fliegt die von ihm zu mähenden Wiesen am Morgen auch gleich selbst ab», erzählt Emanuel Kipfer. Je mehr Systeme im Einsatz seien, desto besser und effizienter – so sei zu Beginn des Projekts die Zahl von 500 Pilotinnen und Piloten im Raum gestanden. «Nun sind wir so viele, und es zeigt sich, dass dies noch lange nicht ausreicht», erklärt er weiter.

«Es ist schön, die Technik mit Natur und Tierschutz zu verbinden.»

Die Zusammenarbeit mit den Landwirtinnen und Landwirten funktioniere generell sehr gut, auch dank des Hegekreis-Chefs. «Er pflegt den Kontakt mit ihnen, damit sich diese dann auch melden, wenn es an die Ernte geht», so Emanuel Kipfer. Und er ergänzt: «Es ist schön, die Technik mit Natur und Tierschutz zu verbinden und die Drohnen sinnvoll einzusetzen.»

Abheben in der Mähsaison

Kipfer fliegt nach wie vor selbst und betreut zusammen mit einem anderen Piloten rund 70 verschiedene Betriebe. «In der Heusaison müssen wir rund zwei Monate lang sehr flexibel sein – je nach Wetter sind wir jeden Tag unterwegs und schaffen trotzdem nicht jede einzelne Fläche», sagt Emanuel Kipfer. Es brauche eine gute Vorarbeit des Hegekreis-Chefs und eine gute Planung, um bei Heuwetter kurzfristig alle nötigen Wiesen abzufliegen. 

Start-up

2023 zeigt der Landwirtschaftliche Informationsdienst mit seiner Serie Start-up, wie Landwirtschaftsbetriebe und Jungunternehmen gegen seitig von innovativen Geschäftsmodellen profitieren und welchen Herausforderungen sie sich stellen müssen.

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