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Betriebsführung

Lohn und Freundlichkeit gleichermassen entscheidend

Tüchtige Arbeitskräfte sind rar. Obendrein macht die Baubranche als härteste Konkurrenz die Suche nach Saisoniers zur Herkulesaufgabe. Eine Umfrage von Agroscope zeigt, dass vor allem ein angemessener Lohn und Freundlichkeit zu langfristigen, erfolgreichen Beschäftigungsverhältnissen in der Landwirtschaft führen.

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(Bild: swissfruit)

Publiziert am

Forschungsgruppe Sozialökonomie, Agroscope

Im Frühling 2023 kontaktierte Agroscope 2000 Gemüse-, Obst- und Weinbau-Betriebe, um herausfinden, welche Faktoren in der Landwirtschaft zu langfristigen, erfolgreichen Beschäftigungsverhältnissen führen.

Insgesamt 555 Betriebsleiter gaben schliesslich Auskunft über 918 Angestellte.

Insgesamt 555 Betriebsleiter gaben schliesslich Auskunft über 918 Angestellte. Zusätzlich zu dieser Befragung wurden Daten der Schweizer Arbeitskräftebefragung (SAKE) der Jahre 2015 bis 2020 genutzt, um weitere Informationen zu den Arbeitsbedingungen von rund 400 familienfremden Arbeitskräften einzuholen.

Über die Hälfte der Beschäftigten arbeiten saisonal

Auf den Schweizer Gemüse-, Obst- und Weinbau-Betrieben arbeiten gemäss der Umfrage, neben den Betriebsleitenden, durchschnittlich zwei Familienarbeitskräfte, wovon 35 Prozent durch einen Arbeitsvertrag angestellt sind. Dazu kommen 4,7 familienfremde Arbeitskräfte. Bei dieser Erhebung weichen die Resultate aber stark voneinander ab. Während viele Betriebe keine familienfremden Mitarbeitenden beschäftigen, gibt es auch einzelne, die über hundert Angestellte eingestellt haben.

Im Durchschnitt sind familienfremde Mitarbeiter seit sieben Jahren auf ihrem Betrieb tätig.

Mit 68 Prozent ist ein Grossteil der Mitarbeiter schon länger als ein Jahr auf dem Betrieb tätig – im Durchschnitt sind die familienfremden Mitarbeitenden seit sieben Jahren auf ihrem Betrieb tätig. Dabei sind Festangestellte im Mittel rund anderthalb Jahre länger angestellt als saisonale Arbeitskräfte.

Die Verteilung zwischen festangestellten (45 Prozent) und saisonalen (55 Prozent) Arbeitskräften ist ausgeglichen. 60 Prozent der Arbeitnehmenden kommen aus der Schweiz, gefolgt von Arbeitskräften aus Polen mit 15 Prozent, aus Portugal mit sieben Prozent und diversen weiteren Staaten. Die meisten Angestellten wohnen in der Schweiz, lediglich 20 Prozent haben eine Aufenthaltsbewilligung der Kategorie L, G, S oder arbeiten weniger als 90 Tage in der Schweiz. Übrigens bleiben Ausländer nicht kürzer bei ihrem Arbeitgeber als Schweizer. Zwei Drittel der Angestellten sind Männer.

Arbeitskräfte in Ackerbau- und Tierhaltungsbetrieben

Die repräsentativen Daten der SAKE bilden die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz ab, weshalb - bis auf einen verschwindend geringen Anteil der Befragten - fast alle die Schweizer Staatsbürgerschaft oder eine B- oder C-Bewilligung besitzen. Entsprechend gross ist in dieser Stichprobe deshalb auch der Anteil der Angestellten mit dauerhaftem Arbeitsvertrag (über 80 Prozent). Sie arbeiten in etwa gleichen Anteilen auf Betrieben, die im Ackerbau oder in der Viehhaltung tätig sind (jeweils etwa 44 Prozent der Beschäftigten). Die verbleibenden 12 Prozent arbeiten auf kombinierten Betrieben.

Obwohl der Anteil an saisonalen Arbeitskräften hier deutlich geringer ist, als bei den befragten Gemüse-, Obst- und Weinbau-Betrieben, zeigt sich auch hier eine hohe Beschäftigungsstabilität. Etwa die Hälfte arbeitet seit mindestens fünf Jahren auf dem Betrieb. Ausserdem sind auch im Ackerbau und der Viehaltung etwa zwei Drittel der Befragten männlich.

40 Stunden in der Woche, aber auch am Wochenende

Die Befragten der SAKE geben im Mittel eine Arbeitszeit von 40 Stunden in der Woche an. Mit 20 Prozent ist der Anteil derer, die sehr variable Arbeitszeiten haben und keine Aussage zu ihrem Pensum machen, gross. Etwa 40 Prozent arbeiten in Teilzeit. Darüber hinaus arbeitet nur ein geringer Anteil normalerweise (11 Prozent) oder manchmal (17 Prozent) abends. Etwa zwei Drittel arbeiten samstags und etwa 40 Prozent auch sonntags.

Rund ein Viertel mehr Lohn für Fachkräfte

Arbeitnehmer auf den befragten Gemüse-, Obst- und Weinbau-Betrieben verdienen in der Stunde durchschnittlich 22 Franken. Ähnliches zeigt sich auch für die Befragten der SAKE. Etwa die Hälfte aller Beschäftigten gibt einen Stundenlohn von bis zu 20 Franken an. Bemerkenswert ist hierbei, dass 11 Prozent der Befragten bereits das gesetzliche Renteneintrittsalter überschritten haben und deshalb auch nicht zwangsläufig sozialversicherungspflichtig (AHV/IV) sind.

Berücksichtigt man nur diejenigen mit AHV-/IV-Beiträgen, beträgt der mittlere Bruttomonatslohn 3481 Franken und ist somit fast gleichauf mit den Ergebnissen der Umfrage (3456 Franken). In der Kommentarspalte zur Umfrage wiesen einige Betriebsleiter darauf hin, ihr eigener Stundenlohn sei geringer als der ihrer Angestellten.

Es gibt eine hohe Korrelation zwischen dem gezahlten Lohn und der Beschäftigungsdauer. 

Mit 62 Prozent arbeitet knapp zwei Drittel aller Beschäftigten im Monatslohn, während 38 Prozent im Stundenlohn arbeiten. Lediglich 23 Prozent aller externen Arbeitskräfte haben eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert. Jene mit Ausbildung haben einen um ein Viertel höheren Lohn. Es ist davon auszugehen, dass es mehr Personen gibt, die im Stundenlohn arbeiten, als hier aufgeführt wurde. Diese werden von den Befragten oft nicht angegeben, da ihre Beschäftigungsdauer nur sehr kurz ist. Es gibt eine hohe Korrelation zwischen dem gezahlten Lohn und der Beschäftigungsdauer. Das ist ein Anzeichen dafür, dass ein guter Lohn Arbeitnehmer dazu bringt, bei einem Betrieb zu bleiben.

Kochgelegenheiten und gute Stimmung

Um einen Eindruck über die Arbeitsatmosphäre auf den Spezialkulturen-Betrieben in der Schweiz zu erhalten, wurden verschiedene Umstände abgefragt. Die Befragten wurden aufgefordert zu den untenstehenden Aussagen Antworten von «stimme nicht zu» bis «stimme voll zu» abzugeben.

Des Weiteren wurden sie über die Infrastruktur befragt, die sie den Mitarbeitenden anbieten.

Allerdings tragen nicht alle Elemente auch dazu bei, langfristige Beschäftigungsverhältnisse zu schaffen.

Mitarbeitende, die vom Arbeitgeber Hauptmahlzeiten erhalten, haben kürzere Verweildauern als andere.

Es ist sogar umgekehrt so, dass Mitarbeitende, die vom Arbeitgeber Hauptmahlzeiten erhalten, kürzere Verweildauern haben als andere. Wahrscheinlich bevorzugen gerade ausländische Arbeitnehmer ihre eigene Küche.

Umgekehrt tragen Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Betrieb zu einer höheren Verweildauer bei. Auch soziale Faktoren haben einen Einfluss auf die Beschäftigungsdauer. Sowohl eine gute Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmenden als auch das Durchführen von Anlässen auf dem Betrieb sind Faktoren, die nach unserer statistischen Analyse die Verweildauer der Angestellten erhöhen.

Flexibilität ist gefragt

Die Mitarbeitenden möchten einen ihren Fähigkeiten entsprechenden Lohn haben (siehe Kasten). Sie möchten ernst genommen werden: auch die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit frei einzuteilen, verlängert die Verweildauer auf dem Betrieb signifikant. Und so gehört ein guter Ausgleich zwischen den Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu den Erfolgsfaktoren für nachhaltige Beschäftigungsverhältnisse.

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