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Betriebsführung

Mit dem richtigen Dreh zum Erfolg

Strategisches Denken ist für eine erfolgreiche Betriebsführung entscheidend. Wer seine Ausgangslage kennt, kann Prioritäten setzen und den Hof zukunftsorientiert ausrichten. Ausbildung, Planung und klare Entscheidungen steigern die Erfolgschancen.

Ohne Zeit für Reflexion und Planung bleibt die Effizienz auf der Strecke.                       

Ohne Zeit für Reflexion und Planung bleibt die Effizienz auf der Strecke.                       

(Illustration: ChatGPT)

Publiziert am

Fachverantwortlicher Bewertung & Recht, Agriexpert

Innerhalb der Landwirtschaftsbranche zeigen sich, wie sonst in der Wirtschaft auch, enorme Unterschiede in Bezug auf den finanziellen Erfolg eines Betriebs. Die Unterschiede zu erklären ist komplex und teilweise sind sie auch nicht genau ergründbar. Trotzdem zeigen sich Muster, welche für eine erfolgreiche Betriebsführung hilfreich sind.

Quer gelesen

  • Erfolg hängt nicht nur von Standort und Struktur ab, sondern vor allem vom Management.
  • Eine Strategie muss sowohl zum Betrieb als auch zur Familie passen.
  • Kennzahlen liefern die Grundlage, um die Effizienz zu steigern und Strategien erfolgreich umzusetzen.

Standort und betriebliche Ausrichtung

Bei der Analyse der Buchhaltungsdaten von Agroscope werden betriebliche Voraussetzungen offenkundig, welche den finanziellen Erfolg eines Betriebes begünstigen. Unter anderem sind folgende Aussagen zulässig:

  • Das Talgebiet ist wirtschaftlicher als das Hügel- und Berggebiet. 
  • Grössere Betriebe erreichen höhere Arbeitsverdienste als kleinere Betriebe. 
  • Pflanzenbau- und Spezialbetriebszweige sind wirtschaftlich im Vorteil gegenüber Milch- oder Mutterkuhbetrieben.
  • Je besser Betriebsleitende ausgebildet sind, desto erfolgreicher ist der Betrieb.

Der Standort und die betriebliche Ausrichtung haben somit Einfluss auf den Erfolg eines Bauernhofes. Trotzdem gibt es auch innerhalb der einzelnen Gruppen grosse Unterschiede. Diese Unterschiede lassen sich weniger durch Standort und Struktur erklären, sondern vielmehr durch Betriebsleitende und Management. Man kann also mit einer gegebenen Voraussetzung besser oder schlechter umgehen.

Das Management macht den Unterschied

Die erfolgreiche Betriebsführung erfordert hauptsächlich zwei gedankliche Prozesse:

  • Das Richtige tun (Strategie zurechtlegen). 
  • Die Dinge richtig tun (operativ erfolgreich sein).

«Das Richtige tun» bedeutet, den Hof so auszurichten, dass die gewählte Strategie auf den Hof und auf die Menschen vom Hof passt. Wer nicht kundenfreundlich ist, soll keine Direktvermarktung aufbauen. Wer keine Freude an Hühnern hat, soll keine Eier produzieren. Diese auch mit der Familie zu klärenden Fragen sind Teil des Strategieprozesses. Nebst den persönlichen Faktoren spielen auch die Finanzen eine zentrale Rolle. Strategisch denken heisst auch, sich zu fokussieren. Meistens ist alles gleichzeitig nicht möglich. Es gibt Fälle, wo zeitgleich ein Milchviehstall, ein Geflügelstall, ein Wohnhausumbau und ein Landkauf sowie die Hofübergabe anstehen. Dies ist voraussichtlich nicht stemmbar und es müssen Prioritäten gesetzt werden.

Zahlen als Grundlage der Strategie

Die genaue Kenntnis der eigenen wirtschaftlichen Situation der Betriebszweige hilft ebenfalls im Strategieprozess. An der Getreidesammelstelle bei einem Schwatz ist oftmals zu hören: «Weizen gibt schon nicht mehr so viel Geld.» Diese Aussage ist so nicht korrekt. Heruntergerechnet auf den Stundenlohn ist eine Hektare Weizen absolut mit anderen Betriebszweigen vergleichbar. Der Stundenlohn oder der Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft ist sowieso eine Kennzahl, welche der Betriebsleitung bekannt sein muss. Die notwendigen Zahlen sind in der eigenen Buchhaltung – dem Herzstück der Unternehmensführung – zu finden. Der Reingewinn wird durch die Anzahl der dafür geleisteten Stunden geteilt. Damit wird der Stundenlohn der familieneigenen Arbeitskräfte erkennbar. Auch auf Stufe der einzelnen Betriebszweige ist dies machbar.

Nur wenn die Analyse der Ausgangslage korrekt erfolgt, kann daraus eine erfolgreiche Strategie abgeleitet werden. Entscheidungen, welche aufgrund einer unsorgfältig erarbeiteten Ausgangslage getroffen werden, sind längerfristig nicht überlebensfähig.

Ist die betriebliche Ausrichtung bekannt, ist eine professionelle Umsetzung wichtig.

Ist die betriebliche Ausrichtung (Strategie) bekannt, ist eine professionelle Umsetzung wichtig. Es geht darum, die Dinge richtig zu tun. Aus den Agroscope-Daten ist herauszulesen, dass erfolgreiche Betriebe pro Hektare oder pro Grossvieheinheit mehr Einnahmen und weniger Kosten aufweisen. Diese Betriebe haben mit weniger Input mehr Output und nutzen somit auf beiden Seiten der Erfolgsrechnung (Aufwand und Ertrag) den Spielraum besser aus. Hierbei scheint die Aus- und Weiterbildung zentral zu sein. Wer den Herbizid- oder den Kraftfuttereinsatz korrekt plant, spart Zeit und Kosten.

Überlegt statt getrieben

In der Praxis ist erkennbar, dass sowohl für die strategische Ausrichtung wie auch für die operativen täglichen Entscheidungen teilweise zu wenig Zeit aufgewendet wird oder vorhanden ist. Wer über eine längere Zeit aufgrund der täglichen Arbeitslast keine Zeit mehr findet, um den Bauernhof und somit auch das eigene Leben zu hinterfragen, der läuft Gefahr, im Hamsterrad zu verglühen. Man ist überfordert und sieht Verbesserungspotenzial nicht mehr. Eine weise Betriebsführung bedeutet somit auch, vorausschauend zu handeln. Bei genügend Planungszeit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Herausforderungen frühzeitig erkannt und somit proaktiver angegangen werden können. Wenn immer möglich sollten Probleme nicht gelöst, sondern umschifft werden. 

Grundpfeiler einer erfolgreichen Betriebs führung

Strategie entwickeln

  • Betrieb und Familie auf eine passende Richtung ausrichten
  • Prioritäten setzen

Zahlen nutzen

  • Arbeitsverdienst pro Familien arbeitskraft berechnen (auch auf Ebene einzelner Betriebszweige)
  • Kennzahlen im Blick be halten: Fremdkapitalanteil, Reingewinn, Nebenein kommen, Privatverbrauch, Abschreibungen, Ertragswert

Effizienz steigern

  • Einnahmen je Hektare oder GVE erhöhen
  • Kosten senken und Betriebsmittel gezielt einsetzen

Zeit für Planung schaffen

  • Bewusst Zeit für strategische und operative Überlegungen einplanen
  • Vorausschauend handeln, Überlastung vermeiden
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