Beat Riedweg steht auf seinem Feld im luzernischen Schongau und schaut sich um. Die Kopfsalate zu seinen Füssen sind erntereif. Er nimmt sein Handy in die Hand und öffnet die Beyeli-App. Darin schaltet er die Kopfsalate frei, tippt 30 ein. In Echtzeit wissen nun die Bioläden, die er beliefert, dass Riedweg frische Kopfsalate anbietet. «Werden Salate bestellt, schneide ich sie frühmorgens, sodass sie möglichst frisch im Laden sind und die Kundschaft beste Qualität erhält», sagt er.
Fleissige Bienen als Vorbild
Beat Riedweg ist einer der drei Köpfe hinter der App. Als er in der Corona-Zeit mit seinem Gemüse und Obst nicht mehr an die Märkte fahren konnte, liess er sich schnell etwas anderes einfallen und belieferte seine Kunden zu Hause. Einer dieser Kunden war Adrien Wegscheider, ein IT-Fachmann mit viel Erfahrung, wenn es um Kalkulationen geht. Er sah, wie Beat die Bestellungen mühsam mit Excel verwaltete, und bot an, gemeinsam an einer einfacheren und alltagstauglicheren Lösung zu arbeiten. Seither sind anderthalb Jahre vergangen und jede Woche setzen sich Beat Riedweg und Adrien Wegscheider zusammen und feilen an ihrer App. Später kam auch Tobias Merz hinzu, ein erfahrener Unternehmer, der das Team komplettiert. Den Namen der App haben sie in Anlehnung an fleissige Bienen gewählt, die ausserordentlich gut untereinander organisiert sind.
Zusammenschluss für grösseres Sortiment
Die Vision der Erfinder ist eine möglichst transparente Warenkette vom Hof auf den Teller und der Zusammenschluss von Produzierenden. In seinem kleinen Hofladen bietet Beat Riedweg schon seit ein paar Jahren ein vielfältiges Sortiment an. Er ergänzt eigenes Mehl, Obst und Gemüse mit Produkten von anderen Landwirtschaftsbetrieben: «Wir können uns gegenseitig auf der App finden oder einen Radius bestimmen und sehen, welche Produkte von anderen Höfen angeboten werden. So können alle ihr Sortiment ergänzen und ihre Attraktivität bei ihrer Kundschaft erhöhen.»
«Werden Salate bestellt, schneide ich sie frühmorgens.»
Bürokram aufs Minimum reduziert
Doch nicht nur die Einkaufsorganisation und die Bestellungen sind mit Beyeli einfacher zu handhaben: «Ich muss jetzt keine Rechnungen und Lieferscheine mehr schreiben, das geschieht alles automatisch», sagt Beat Riedweg, «Ende des Monats löse ich die Rechnungen per Mausklick aus». Es handelt sich um ein ERP-Tool (Enterprise Resource Planning) – eine Software, die alle wichtigen Geschäftsprozesse eines Unternehmens zentral steuert, vernetzt und automatisiert. Solche Systeme können beispielsweise Lagerbestände aufzeigen oder Bilanzen erstellen. Anfang 2025 erhielten die Gründer der App einen Förderbeitrag von der Bio-Offensive Luzern. Den Betrag investierten sie ins Marketing und Hosting, was die App nun genauso professionell macht wie andere kommerzielle Lösungen.
«Ich muss jetzt keine Rechnungen mehr schreiben.»
Folgt auf die App ein Onlineshop?
Der Landwirt verstand am Anfang nicht viel von IT und ist immer wieder beeindruckt, wie verschachtelt so eine App ist. Für die Bedienung der App brauche man allerdings keine IT-Kenntnisse: «Nach dem Herunterladen ist alles selbsterklärend», sagt Beat Riedweg. Wer dennoch Unterstützung brauche, erhalte direkt von ihnen Hilfe. Ebenfalls erhalten Userinnen und User auf ihrer Website nützliche Informationen. Da einige seiner Berufskolleginnen und -kollegen dennoch mit Berührungsängsten kämpfen, denken die App-Entwickler bereits an die Entwicklung eines Onlineshops. «Das würde allerdings den Arbeitsaufwand verdoppeln», weiss Beat Riedweg. Noch ist diesbezüglich nichts entschieden, aber ein Blick in die App lohnt sich schon jetzt.