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Landleben

Imkerei: Eigenes Wachs ist Gold wert

Bienenwachs ist weltweit ein gefragtes Produkt. Nicht nur die Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelbranche verarbeitet das wertvolle Naturprodukt, besonders wertvoll ist der eigene Wachskreislauf für Imkerinnen und Imker.

Wachsreste fallen in der Imkerei so einige an. Den wertvollen Rohstoff wiederzuverwenden kann sich lohnen.

Wachsreste fallen in der Imkerei so einige an. Den wertvollen Rohstoff wiederzuverwenden kann sich lohnen.

(Agrarfoto)

Publiziert am

freie Journalistin

In der Schweiz gibt es über 16 000 registrierte Imkerinnen und Imker. Ihre Zahl nimmt seit Jahrzehnten leicht ab, während die Anzahl der Bienenvölker leicht steigt. Die durchschnittliche Betriebsgrösse lag im Jahr 2022 bei gut elf Völkern pro Imkerin oder Imker. Wer den zweijährigen Imker-Grundkurs absolviert hat, kann sich in einem dreijährigen Lehrgang zum Imker mit eidgenössischem Fachausweis weiterbilden. Dieser Lehrgang wird von Bienen Schweiz im Namen des gesamtschweizerischen Imker-Dachverbandes Apisuisse organisiert.

Kürzlich fand das Weiterbildungsmodul zum eigenen Wachskreislauf im landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrum Plantahof in Landquart statt. Gut zwei Dutzend Teilnehmerinnen und Teilnehmer des laufenden Ausbildungsganges lernten an einem ihrer insgesamt 27 Ausbildungstage, wie man das eigene Wachs einschmilzt und es den Völkern in Form von Mittelwänden erneut zur Verfügung stellt. So wird der Wachskreislauf auf dem eigenen Betrieb sichergestellt.

Wachs ohne Fremdstoffe

Kursleiter Hans-Ulrich Thomas war technischer Mitarbeiter an der ETH Zürich und hatte in früheren Jahren bis zu 40 Bienenvölker. Heute ist er pensioniert und hat noch neun Völker in der Nähe der Stadt Zürich. Er ist ein Tüftler und hat seit jeher den eigenen Wachskreislauf gepflegt. Nach wie vor ist er überzeugt, dass für den Imker das Wachs die Basis ist wie für den Gärtner die Erde – also die Grundlage einer gesunden Produktion für ein wertvolles Naturprodukt. Ein paar Hände reckten in die Höhe, als er die Teilnehmenden fragte, wer den eigenen Wachskreislauf in seiner Imkerei denn schon pflege. Viele von ihnen schmelzen ihre alten Waben, filtern sie und bringen das so gereinigte Wachs in Form von Klötzen in ein Fachgeschäft zur Weiterverarbeitung. Einige wenige haben auch schon selbst Mittelwände gegossen oder wollen es in Zukunft tun. Thomas findet es wichtig, dass das Wachs lokal recycliert und so dem einheimischen Markt wieder zur Verfügung gestellt wird. Er betonte: «Wer eigenes Wachs nutzt, bringt keine Fremdstoffe in den Bienenstock und erhält die bestmögliche Qualität. Das verbessert auch den Honig und fördert die Gesundheit der Völker.»

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Nach dem Schmelzen und Filtern ist das Wachs bereit für einen weiteren Einsatz.

(Ruth Bossert)
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Hier werden Wachsplatten und Mittelwände für Bienen selbst hergestellt.

(Ruth Bossert)
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Wachsblöcke lassen sich problemlos mehrere Jahre lagern.

(Ruth Bossert)

Schritt für Schritt zum eigenen Kreislauf

Ein eigener Wachskreislauf erfordert etwas Aufwand. Thomas erklärt, dass pro Jahr rund ein Drittel des Wabenbaus erneuert werden sollte. Pro Volk fallen so zwischen 500 und 800 g Schmelzwachs an. Bereits nach einigen Jahren kann eine Imkerei ihren Bedarf selbst decken. Wer die Mittelwände selbst giesst, muss das Wachs nach dem Schmelzen noch klären. Dazu werde der Wachsblock in einem Chromstahlgefäss bei ungefähr 75 °C, das sei knapp oberhalb des Schmelzpunktes, verflüssigt. Anschliessend erfolgt eine Feinsiebung mittels Passage durch ein Gartenvlies. Beim langsamen Abkühlen setzen sich noch kleinste Verunreinigungen auf der Unterseite ab, wo sie mit einem Schaber abgekratzt werden können. Zum Giessen der Waben bewähren sich wassergekühlte Giessformen. Für Hans-Ulrich Thomas ist das Giessen eine ideale Arbeit in den Wintermonaten. Einmal gegossen, lassen sich die Mittelwände an einem kühlen, trockenen Ort bis zu deren Verwendung gut lagern. Er betonte, dass das gewonnene Wachs ein wertvoller Rohstoff sei, der sich vielseitig einsetzen lasse. Neben der Herstellung von Mittelwänden kann es auch für die Produktion von Salben, Polituren oder Kerzen genutzt werden.

Gemeinsam investieren

Hans-Ulrich Thomas ist sich bewusst, dass sowohl der Dampfabschmelzer wie auch der Kochstar Automat, eine Art «Bain Marie» und natürlich auch die Wachspresse einiges kosten. Er rät den Anwesenden, in ihren Imkervereinen oder bei befreundeten Imkern nachzufragen, ob möglicherweise die Gelegenheit besteht, diese Geräte gemeinsam anzuschaffen oder sich daran zu beteiligen. Mit Humor präsentiert er seine Hilfsmittel und Tricks und zeigt seine verschiedenen Utensilien, damit die Arbeit leichter von der Hand fällt. «Alle meine Helferlein sind zur Patentierung angemeldet, Ihnen gebe ich allen eine Gratislizenz», verrät er mit einem Augenzwinkern. Die Kursteilnehmenden mit mehr oder weniger Imkererfahrung freuten sich an den Kniffen und Raffinessen und wussten auch die Strategien und Überlegungen eines Urgesteins zu schätzen. Es wurde fotografiert und ausprobiert und bereits hörte man ein paar Imker diskutieren, ob man wohl gemeinsam die Gerätschaften anschaffen wolle. Die Begeisterung für den geschlossenen Kreislauf und die sinnvolle Investition für die Zukunft war spürbar. 

Stimmen zum eigenen Wachskreislauf

«Ich finde den eigenen Kreislauf eine gute Sache, doch leider fehlt mir der Raum dazu. Ich wohne in der Stadt Zürich und deshalb macht ein Freund von mir diese Arbeit für mich. Eine Hand wäscht die andere, ich helfe ihm anderweitig.»

Carlos Guillem, Zürich

«Einen eigenen Kreislauf zu haben, ist eine tolle Sache. Ich bastle gerne und so nehme ich mir auch Zeit, das Wachs zu schmelzen, es zu reinigen und später neue Mittelwände zu pressen. Ich bin Präsident von Bienen Wohlen und die Imkerei ist ein grosses Hobby von mir. Ich habe zehn Völker.»

Jürg Nachbur, Hinterkappelen

«Bis anhin schmelze ich selbst kleine Blöcke und fertige Kerzen an. Wenn ich diese Ausstattung sehe, überlege ich mir schon, ob ich nicht meine Mittelwände auch selbst herstellen soll, um einen eigenen Wachskreislauf zu haben. Eine faszinierende Idee, ich muss darüber nachdenken. Ich habe sechs Völker und die Imkerei ist in den vergangenen fünf Jahren mein grosses Hobby geworden.»

Ursula Bigler, Worb

 

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