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Landtechnik

Wertvolle Entscheidungshilfe

Durch die globale Klimaerwärmung nimmt die Häufigkeit extremer Wetterereignisse mit Frostoder Dürreperioden zu. Vom Ausmass dieser Veränderungen sind als erste die Landwirte in ihrem Arbeitsalltag betroffen. Vor diesem Hintergrund wächst das Angebot an professionellen Agrar-Wettermessstationen, die inzwischen auch qualitativ überzeugen.  

Eine landwirtschaftliche Wetterstation ist vor allem eine Entscheidungshilfe für künftige Eingriffe und ein Alarmgeber bei Gefahr, zum Beispie...

Eine landwirtschaftliche Wetterstation ist vor allem eine Entscheidungshilfe für künftige Eingriffe und ein Alarmgeber bei Gefahr, zum Beispiel bei Frost.

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Journalist

Die Agrar-Wetterstationen ermöglichen, je nach Ausrüstung und Komponenten, in Echtzeit die Messwerte zu ermitteln, die zur Überwachung der Kulturen notwendig sind. Dazu gehören Niederschlag, Lufttemperatur, Windgeschwindigkeit und Windrichtung, Luft- und Bodenfeuchtigkeit, Blattfeuchtewerte usw. Mit diesen äusserst standortbezogenen Informationen ist der Landwirt in der Lage, zum Beispiel den besten Zeitpunkt zur Behandlung seiner Reben oder zum Bewässern seines Obstgartens zu bestimmen.

«Im Frühjahr stellt sich die Frage, zu welchem Zeitpunkt die ersten Fungizidbehandlungen durchzuführen sind. Solange nicht eine bestimmte Temperatur und Bodenfeuchtigkeit überschritten wird, sind die Sporen nicht reif. «Wenn ich mich an die Angaben meiner Messstationen und den Datenverlauf halte, kann ich mit der ersten Pflanzenbehandlung bisweilen 10 bis 14 Tage zuwarten und ein bis zwei Behandlungen sparen», erklärt Eric Bonvin, der einen 13 Hektar Weinberg in Flanthey (VS) bewirtschaftet. «Ein Blattfeuchtesensor kann auch beim Falschen Mehltau nützlich sein. Es ist bekannt, dass ein Infektionsrisiko besteht, wenn während mindestens 24 Stunden eine ausreichend hohe relative Luftfeuchtigkeit besteht. Liegt diese unterhalb dieses Schwellenwerts, besteht praktisch kein Risiko für einen Befall», ergänzt er.

Warnsystem

Die von den Sensoren bei den Wettermessstationen gesammelten Daten können über eine Smartphoneoder Computer-App abgerufen werden. Auf Wunsch kann sich der Nutzer wahlweise durch einen Alarm vorwarnen lassen, meist mit einer SMS, wenn bestimmte Daten einen Grenzwert erreicht haben. So beispielsweise bei Frost oder aber bei zu hohen Temperaturen. «Gerade in Gewächshäusern werden unsere Alarmsysteme häufig eingesetzt. Unsere Kunden platzieren dort unsere Temperatursensoren, damit sie eine zusätzliche Sicherheit haben», betont Jacques Grandjean, Mitbegründer von Koalasense, einem kleinen innovativen Schweizer Unternehmen, das mobile, energieeffizi ente Wetterstationen entwickelt. «Unsere Messstationen werden mit handelsüblichen AA-Batterien für einen einfachen Sensor betrieben und können daher auch an entlegenen Standorten ohne Stromanschluss installiert werden. Die ausgereifteren Sensoren können solar betrieben werden», ergänzt Jacques Grandjean.

Um die von der Station gesammelten Daten zu übermitteln, verwendet Koalasense das LoRa-Netz, mit dem kleine Informationsmengen über grosse Entfernungen übertragen werden können. Ein 4G- oder 5G-Netz ist somit nicht erforderlich, was auch ein Kostensparfaktor ist. «Der Zugriff auf die Daten, die Einstellungen der Alarme und Sensoren erfolgt über eine Webund Handy-App, die wir in unserem Unternehmen entwickelt haben», unterstreicht Jacques Grandjean, dessen 2018 gegründetes Unternehmen diese Wetterstationen mittlerweile fast in der ganzen Schweiz vertreibt.

Interpretation der Messungen

Auch wenn diese vernetzten Geräte zunehmend wertvolle Entscheidungshilfen bieten, wäre es jedoch trügerisch, sich ausschliesslich auf ihre Messungen zu verlassen. Eine gute Kenntnis der Anbaufläche und ein fundiertes Wissen über die eigenen Kultur sind immer noch die besten Voraussetzungen, um die von den Wetterstationen übermittelten Klimadaten richtig zu interpretieren. Luc Bidaux ist Obstbauer in Grens (VD) und bewirtschaftet eine 10 Hektar grosse Apfelanlage. Seine drei Wetterstationen, die an verschiedenen Orten auf dem Gelände installiert sind, messen die Bodenfeuchte und steuern ein automatisches Bewässerungssystem. Jede Station ist jeweils mit sechs Sonden verbunden, die in den Boden vergraben sind. «Man sollte die Messdaten immer selbst überprüfen und sie nach dem eigenen Gefühl einschätzen und lesen.

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Die gemessenen Kriterien sind hauptsächlich Niederschlag, Lufttemperatur, Windgeschwindigkeit und -richtung, Luft- und Bodenfeuchtigkeit, Laubbenetzung.

Um die Bodenfeuchte zuverlässig ermitteln zu können, sind drei Sonden in 30 cm Tiefe und drei in 50 cm Tiefe anzubringen. Ausreisser bei der Messung, die es immer gibt, werden jedes Mal eliminiert. Falls erforderlich, ändere ich das durch die Sonde automatisch eingestellte Bewässerungsregime und stütze mich auf den realen Zustand des Bodens und die herrschenden Bedingungen», erklärt Luc Bidaux. «Man muss sich auch gut überlegen, auf welcher Anbaufläche man die Sonde installieren möchte. Ich habe vier Arten von Böden mit unterschiedlichem Wasserbedarf. Auch die angebaute Sorte spielt eine Rolle: Bei einem drei- bis vierjährigen Obstgarten ist das Blattvolumen noch gering, der Ertrag schwach und der Wasserbedarf relativ klein. Der gleiche Boden mit zwölfjährigen, sehr produktiven Obstbäumen, benötigt dagegen dreimal mehr Wasser. All dies gilt es beim Positionieren der Sonde zu bedenken», betont Luc Bidaux. «Trotz der Herausforderungen, die mit der automatischen Überwachung und den Einstellungen verbunden sind, möchte ich nicht mehr zurück. Es erleichtert vieles, und man hat eine bessere Kontrolle. Zudem habe ich die Gewissheit, dass jeder Tropfen Wasser, den ich einsetze, effizient genutzt wird.» 

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