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Landtechnik

Damit die Maissilierung rundläuft

Die ersten Rundballenpressen mit Maisganzpflanzen haben vor rund 20 Jahren die Silageproduktion revolutioniert. Herkömmliche Silos sind nicht mehr notwendig. Die beiden Marktführer Göweil und Orkel haben vergleichbare Modelle im Angebot.

Publiziert am

Landwirt und freischaffender Journalist

 

Quer gelesen

Die Silomais-Ballenpressen …

– werden hauptsächlich von den Marktführern Göweil und Orkel vertreten,

– können verschiedenste Futtermittel und andere Materialien pressen,

– werden immer häufiger für gehäckselte Grassilage verwendet.

Die Vorteile der Rundballensilage sind zahlreich: ein kostengünstiges, schnelles Verfahren von beispielloser Flexibilität, sei dies bei der Lagerung, der Entnahme oder der Vermarktung des Futters. Die Silomaispressen sind in erster Linie für Lohnunternehmer bestimmt und erfordern eine massive Bauweise. Doch die technisch sehr ausgereiften Maschinen haben ihren Preis, die Anschaffungskosten belaufen sich auf über 300 000 Franken. Die Aussichten auf dem globalen Markt sind vielversprechend. In der Schweiz teilen sich die Marke Göweil mit dem Modell LT-Master F115 und die Marke Orkel mit dem Dens-X den Grossteil des Marktes zu praktisch gleichen Teilen.

Ein bisschen Schweizer DNA

Die Entwicklung der Silomaispresse ist eng mit der Schweiz verknüpft. So haben die drei in der Tabelle verglichenen Marken bei der Entwicklung der Prototypen mit Schweizer Mechanikern oder Unternehmen zusammengearbeitet (Göweil mit Landtechnik Zollikofen, Orkel mit Baltensperger und Knoll mit Walter Witzig). Zudem eignen sich die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe aufgrund ihrer Grösse und Vielfalt für eine breite Nutzung von Silomaispressen zur Verarbeitung von Maissilage. «Seit einigen Jahren werden unsere Pressen vermehrt auch für gehäckselte Grassilage eingesetzt», berichtet Urs Ledermann, Verkaufsleiter von Orkel bei Serco Landtechnik. Mit diesen Maschinen können auch unterschiedlichste Futtermittel und Materialien gepresst werden, zum Beispiel CCM-Futter, Zuckerrübenschnitzel, Belüftungsheu, Luzerne, Malztreber, unreifes Getreide oder sogar Sägemehl.

«In fünf Minuten ist die Maschine aufgestellt, um stationär den Mais zu pressen.»

Richard Holzer, Lohnunternehmer

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Eine Silomaispresse ersetzt die herkömmlichen Silos. 

Verluste vermeiden

Die Rundballenpressen für Mais müssen spezifische Anforderungen erfüllen. In der Presskammer ist aufgrund des brüchigen, zu verdichtenden Materials ein durchgehendes Endlosband erforderlich, das die Walzen der beiden Kammerhälften umfasst, um die Bröckelverluste zu minimieren. Die Maschinen werden hydraulisch über einen autonomen Kreislauf angetrieben, der durch die Zapfwelle aktiviert wird. Dank dem Rückführband, welches unter der Maschine verläuft, wird das aus der Presskammer austretende Futter aufgefangen und in den Steilförderer zurückgeführt. Der Steilförderer speist die Presskammer von oben und wird selbst von einem Band im Trichter gespeist. Die Folienbindung wird ausdrücklich empfohlen, um eine gute Ballenstabilität zu gewährleisten. Ein mobiler Ballenwickeltisch fährt unter die Presskammer, übernimmt den Ballen und schliesst den Vorgang ab. Der Output beträgt bis zu 60 Ballen pro Stunde. «Die Geschwindigkeit des ganzen Arbeitsvorgangs hängt mehrheitlich von der Struktur und der Feuchtigkeit des Pressmaterials ab», erklärt Bruno Bolliger, Geschäftsführer von Göweil Schweiz.

Die heutigen Maschinen sind mit Elektronik bestückt, und mit einem digitalen Terminal können praktisch alle Einstellungen während der Arbeit vorgenommen werden. Es gibt zahlreiche Optionen, so für die Waage, das Etikettiersystem, die NIRS-Analyse für die Trockenmasse oder auch das Wasser- oder Siliermittel-Sprühsystem.

Alternative Lösungen

Der holländische Hersteller Knoll verkauft in der Schweiz seit Kurzem die Presse Multibaler XL, die einen mobilen Einsatz im Feld ermöglicht. Der Einfülltrichter der Maschine wird direkt vom Feldhäcksler beschickt, und die Ballen werden auf dem Feld abgelegt. Für den stationären Einsatz wird ein Schrägförderer angeboten, wobei dann das Entladen mit einem Dosierwagen erfolgen muss.

Die Press-Wickel-Kombination Kuhn i-Bio+ kann auch mit dem Multipress gekoppelt werden, einem Aggregat, das mit einem Einfülltrichter und einem Auffangband unter der Maschine ausgestattet ist. «Diese kostengünstige Lösung überzeugt gegenwärtig vorwiegend im Ausland», bestätigt Hanspeter Blum von der B. Kaufmann AG in Altishofen, die die Multipress herstellt. «Die hergestellten Ballen haben einen Durchmesser von 1,25 m, somit sind sie schwerer und der Vertrieb ist schwieriger», ergänzt er.

Das Unternehmen Lisibach in Malters hat stationäre Quaderpressen mit 15-kW-Elektromotoren im Angebot. Laut Hersteller presst sein grösstes Modell MVA 1250 die Quaderballen von etwa 1,25 m 3 in 69 Sekunden pro Ballen.

Weltweit gibt es noch weitere Hersteller für Ballenpressen, etwa Komel Tarim in der Türkei, doch dessen Produkte spielen in der Schweiz nur eine marginale Rolle. 

Feedback aus der Praxis

In Rebeuvelier im Kanton Jura betreibt Jean-Robert Holzer mit seinem Bruder Richard Holzer einen Grünlandbetrieb mit Mutterkühen. Der Betrieb wird hauptsächlich von Jean-Robert bewirtschaftet, unterstützt von seinem Sohn und seinem Neffen, während Richard auch noch ausserhalb des Betriebs arbeitet. Die Brüder bieten diverse Dienstleistungen und Maschinen an. Sie besitzen zwei Silomaispressen, die sie einsetzen, und sind deshalb weitherum bekannt. Jean-Robert stellt mit einer Göweil LT Master aus dem Jahr 2008 rund 4000 Ballen jährlich her, während Richard knapp 5000 Ballen im gleichen Zeitraum mit einer Orkel Dens-X aus dem Jahr 2017 fertigt. «Wir gehörten zu den Allerersten, die in der Schweiz 2005 eine LT-Master erwarben», erinnert sich Jean-Robert Holzer. Sein Bruder Richard, ein leidenschaftlicher Mechaniker, kennt die beiden Maschinen mittlerweile im Schlaf. «Unter dem Strich sind sie gleichwertig, und beide leisten hervorragende Arbeit mit einem Output von rund 60 Ballen pro Stunde unter guten Bedingungen», erklärt er. «Die LT Master ist schwerer und hat einen höheren Leistungsbedarf als ihre grüne Gegenspielerin. Ich finde, sie ist etwas wartungsintensiver, insbesondere weil die Walzen in der Presskammer mit Kugellagern ausgestattet sind. Die Orkel hingegen hat ein Gleitlager aus Bronze», ergänzt er. Richard betont auch, dass die Göweil LT Master über eine Zentralschmierung verfügt, weniger Futtermittel verliert und geräuschärmer ist. Die Orkel Dens-X dagegen ist einfacher in Position zu bringen, und dank einer Kippvorrichtung beim Einfülltrichter wird das Verschütten von Futter verhindert. Der Treibstoffverbrauch ist vor allem aufgrund des kleineren Gewichts etwas geringer. Zum Aufbau der Maschinen werden je etwa fünf Minuten benötigt. Laut Richard Holzer ist der Kundendienst bei beiden Marken effizient und zuverlässig.

Nebst Mais, der den grössten Teil des Pressguts ausmacht, fertigen die Brüder Holzer auch Ballen mit anderen Futtermitteln, beispielsweise mit Rübenschnitzeln. Seit rund zehn Jahren arbeiten sie zudem mit Mischungen aus unreifem Getreide und Eiweisserbsen, die in trockenen Regionen den Mais ersetzen sollen. «Für dieses leichte und voluminöse Futter musste ich etwas tüfteln und einen rotierenden Verteiler an der Orkel Dens-X anbringen», berichtet Richard und betont, dass beide Maschinen regelmässig gewartet werden müssen und dies recht anspruchsvoll sei.

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