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Landtechnik

Doppelmessermähwerke gewinnen an Terrain

Für die Futterernte ist häufig der Einsatz schwerer Maschinen erforderlich, um Qualität und Arbeitsgeschwindigkeit zu gewährleisten. Doppelmessermähwerke gewinnen dank des einfachen Systems und ihrer technischen und ökologischen Vorteile wieder an Bedeutung. Mähwerke mit grosser Mähbreite sind zudem sehr effizient.

Ein Fahrzeug mit 70 PS genügt, um eine acht Meter breite Maschine anzutreiben. 

Ein Fahrzeug mit 70 PS genügt, um eine acht Meter breite Maschine anzutreiben. 

Publiziert am

Redaktor, UFA-Revue

 

Die Schweiz ist bekannt für die Qualität ihrer Futtermittelproduktion. Alpweiden, Wiesen und Weiden machen drei Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus und verdienen es, wie eigenständige Kulturen gepflegt zu werden. Seit einigen Jahren gewinnen die Doppelmessermähwerke aufgrund technischer, aber auch ökologischer Vorteile an Terrain. Ein Doppelmessermähwerk mit grosser Mähbreite schneidet auch im Vergleich zu einem Scheiben- oder Trommelsystem gut ab. Solche Doppelmessersysteme sind bei verschiedenen Herstellern als Front-, Heck- oder Seitenanbau oder auch als Schmetterlingsmähwerk erhältlich.

Sauberes Futter

Das geringe Gewicht eines Doppelmessermähwerks erweist sich beim Mähen von Wiesen als grosser Vorteil, da diese Maschine an der Zapfwelle des Traktors nur wenig Leistung erfordert. Durchschnittlich werden 2 bis 2,5 PS pro Meter Mähbalkenbreite benötigt, während ein Rotationsmähwerk im Vergleich die fünf fache Leistung erfordert. Zudem kann damit ein kleinerer Traktor eingesetzt werden. Der Treibstoffverbrauch wird gesenkt und der Bodendruck ist ebenfalls geringer.

Die Schnitthöhe beeinflusst die Qualität: «Ich habe nur noch ein Mähwerk auf meinem Betrieb und mähe auf einer Schnitthöhe von acht Zentimeter», erklärt Urs Kümmerli, Landwirt im zürcherischen Aesch. «Wenn ich eher hoch mähe, ist die Futterverschmutzung geringer, Schäden durch Steine werden vermieden und das Wiederaufwuchsverhalten ist deutlich besser», so der Landwirt weiter. Kümmerli setzt seit fünf Jahren ein Schmetterlingsmodell von BB Umwelttechnik mit einer Breite von acht Meter ein. Nach einem sauberen Schnitt wird das gemähte Futter über die gesamte Breite des Mähbalkens abgelegt. Dies trägt selbst beim Verzicht auf einen Wendedurchgang zu einer rascheren Trocknung des Futters bei. Weiter ist eine gute Bodenanpassung möglich, und die Messer durchschneiden die Maulwurfshaufen, ohne sie dadurch im Futter zu verteilen. Die Reinheit des Futters gehört zu den wichtigsten Qualitätskriterien für Silage und Dürrfutter.

Technische Vorteile

Joël Hänni, der mit seinem Bruder eine mechanische Werkstatt und einen Landwirtschaftsbetrieb in Nods zwischen Bielersee und Chasseral betreibt, bezeichnet den geringen Leistungsbedarf der Doppelmessermähwerke als grosses Plus. «Bereits ein Traktor mit weniger als 80 PS ist für ein breites Mähwerk ausreichend», betont der Mechaniker. «Bei einer Kollision sorgen Auslösesysteme dafür, dass die Schneidwerke weniger beschädigt werden. Und die Geometrie der Maschine gewährleistet eine gute Bodenanpassung.» Ein Anhaltemechanismus wird ausgelöst, wenn die Schneidemesser von Fremdkörpern blockiert werden. Ein in der Fahrerkabine auf einem Gehäuse installierter Zähler zeigt die Messergeschwindigkeit an und hilft, die optimale Fahrgeschwindigkeit zu ermitteln. Zudem ist die Sicht auf den Schneidebalken bei einer Maschine mit Frontanbau ausgezeichnet. «Der unterschiedliche Abstand zwischen den Klingen der oberen und unteren Messer des Bidux-Doppelmesserbalkens senkt den erforderlichen Kraftaufwand beim Mähen und garantiert einen ruhigen Lauf der Messer», erklärt Hänni. Weiter kann diese Maschine zum Abmähen von Unkraut, das zum Beispiel über das Blattwerk von Zuckerrüben hinausragt, eingesetzt werden.

Vor- und Nachteile von Doppelmessermähwerken

+ Wirtschaftlichkeit  – besserer Wiederaufwuchs dank sauberem Schnitt  – geringer Leistungs- und Treibstoffbedarf: 2 – 2,5 PS an der Zapfwelle pro Meter Arbeitsbreite  – gleichmässige und breite Futterablage, fördert das Trocknen

+ Ökologie  – Schonung der Wiesenfauna  – geringer Bodendruck: leichtes Mähwerk und leichterer Traktor

+ Technik  – keine wegschleudernden Steine  – sauberes Futter, Erde wird nicht im Futter verteilt  – geeignet für spezielle Anwendungen (Einsatz im Wasser, Abmähen von Unkraut)

– Schleifen und Wartung  – Messer müssen gut geschliffen werden  – automatisches Schleifsystem erforderlich  – höhere Wartungszeit erforderlich

Ökologische Vorteile

Verschiedene Studien zeigen, dass das Mähen mit einem Doppelmessermähwerk die Wiesenfauna schützt. Das gemähte Futter fällt an Ort und Stelle auf den Boden und die Insekten werden geschont, was bei Kreiselmähwerken nicht zutrifft. Dank diesem System überleben auch doppelt so viele Amphibien. Eine hinreichende Schnitthöhe soll auch das Überleben von bodenbrütenden Vögeln ermöglichen. Die grösste Gefahr für die Fauna sind demnach die Fahrzeugräder. Mit einer grossen Arbeitsbreite kann die Zahl der Durchgänge und somit die befahrene Fläche verringert werden. Kufen regeln die Schnitt höhe, die für jede gewünschte Höhe zwischen vier und zwanzig Zentimeter in einer Abstufung von zwei Zentimeter lieferbar sind.

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Ein mit einem Doppelmesserbalken ausgestattetes Schmetterlingsmähwerk ist leicht und leistungsstark. 

Die Maschinen

Doppelmessermähwerke gibt es schon lange, sie gerieten aber über viele Jahre in Vergessenheit und wurden durch die Kreiselmähwerke ersetzt, die häufig mit einem Aufbereiter ausgestattet sind. Das Comeback dieses Systems ist der Sauberkeit des gemähten Futters, den ökologischen Vorteilen und auch der Möglichkeit, mit grossen Arbeitsbreiten zu mähen, zu verdanken. Diese Maschinen gibt es als Frontmäher oder in Front-Heck-Kombinationen und als Schmetterlingsmäher. Der Zapfwellenantrieb dieser Mäher, die in der Regel über einen unabhängigen Hydraulikkreislauf verfügen, erfolgt bei einer sehr niedrigen Motordrehzahl. Das Prinzip des Doppelmesserbalkens besteht darin, dass zwei Messer in einer oszillierenden, gegenläufigen Bewegung angetrieben werden. Etliche Hersteller bieten ein System an, bestehend aus einem Fingermähwerk und einem Messermähwerk, die beide angetrieben werden.

Grenzen der Maschine

«Das Doppelmessermähwerk funktioniert auch auf schwierigerem Gelände und in Hanglagen einwandfrei», ergänzt Urs Kümmerli. «Sehr junges Futter mit hohem Zuckergehalt kann beim Schwadblech des Mähbalkens zu Verstopfungen führen», erläutert der Landwirt. «Aber es genügt, einen Meter zurückzufahren, um dann problemlos wieder loszulegen.» Aus Erfahrung weiss Kümmerli, wie wichtig gut geschliffene Messer sind, deshalb hat er für jeden der drei Mähbalken zwei Messersätze. Geschliffen werden sie in der Maschinenwerkstatt Sepp Knüsel, die die Marke importiert und auch über einen Schleifautomaten verfügt.

Hänni bestätigt, dass nicht von Hand geschliffen werden darf und man die identischen Messerpaare behalten muss, damit das Doppelmessersystem optimal funktionieren kann. Die Flächen, die mit einem Messerpaar gemäht werden, sind sehr unterschiedlich. «Je nach Futter mähe ich bis zu 50 Hektaren. Aber es kam auch schon vor, dass ich die Messer bereits nach 12 Hektaren auswechseln musste», berichtet Kümmerli.

«Wenn alles stimmt, mähe ich zwei Hektaren in zwanzig Minuten.»

Urs Kümmerli, Landwirt

Bedienkomfort

Die neusten Modelle verfügen über eine digitale Überwachung, die die Antriebsgeschwindigkeit der Messer und die Steuerung über ein Terminal in der Kabine oder einen Joystick kontrolliert. Automatische Funktionen für das Manövrieren am Vorgewende vereinfachen die Handhabung. Mit einer grossen Arbeitsbreite ist auch die Stundenleistung interessant. «Bei guten Bedingungen auf flachem Gelände ohne Hindernisse mähe ich in zwanzig Minuten mit einer Geschwindigkeit von acht bis zehn Stundenkilometer eine Fläche von zwei Hektaren», erklärt Kümmerli. 

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