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Nutztiere

Homöopathie bei Nutztieren

Die Homöopathie findet immer mehr Einzug in Schweizer Ställe. Sie zählt zu einem der bekanntesten komplementärmedizinischen Heilverfahren und wird mit grossem Erfolg im Nutztierbereich eingesetzt.

Homöopathie bei Nutztieren
(UFA AG)

Publiziert am

Dipl. Tierhomöopathin SHI, Nutztierhomöopathie an der Aare

 

Welche Krankheiten kann ich mit homöopathischen Mitteln behandeln? Und welche nicht? Die Spannbreite der behandelbaren Erkrankungen reicht von A wie Abszess über M wie Mastitis bis hin zu Z wie Zwischenklauenwarzen oder Zysten.

Es gibt Zustände, die man ausschliesslich homöopathisch beheben kann und solche, bei welchen Schulmedizin und Homöopathie sich gut ergänzen. Die Grenzen liegen weniger an der Art der Krankheit als am Wissen und Können des Behandelnden. Man sollte als Anfängerin nicht gerade mit der Behandlung einer akuten Lungenentzündung starten. Beginnt man beispielsweise die Globuli vor, während und nach einer Geburt einzusetzen, lernt man die Wirkungsweise und bekommt Sicherheit.

Was darf nicht homöopathisch behandelt werden?

  • Verletzungen und Krankheiten, die einen chirurgischen Eingriff benötigen. Nach einem chirurgischen Eingriff kann aber die Heilung sehr gut mit Homöopathie unterstützt werden. Homöopathische Mittel fördern die Wundheilung und unterstützen bei einer Fraktur auch die Bildung von neuem Knochengewebe.
  • Haltungsanomalien bei der Geburt.
  • Folgen von Fütterungs- und Haltungsfehlern: diese müssen zuerst behoben werden, bevor eine homöopathische Behandlung infrage kommt.
  • Nährstoffmangel, wie zum Beispiel Kalzium- oder Selenmangel.
  • Erkrankungen, bei denen Flüssigkeit und Elektrolyte ersetzt werden müssen, wie zum Beispiel bei massivem Durchfall eines Kalbes. Das Tier braucht zusätzlich zur homöopathischen Arznei eine Infusion.

Das Beobachten und Erkennen der individuellen Symptome braucht Übung und Zeit.

Ein Tier erfolgreich homöopathisch zu behandeln, setzt ein gewisses Umdenken und auch Wissen voraus. In der Homöopathie spielen die individuellen Symptome eine grosse Rolle. Man sucht eine Arznei, deren Arzneimittelbild die Symptome der vorliegenden Erkrankung widerspiegelt. Das bedeutet, ein Homöopath orientiert sich weniger an der Diagnose als an den Symptomen, die das erkrankte Tier zeigt. So kann es sein, dass drei Schweine, welche an PPDS (postpartales Dysgalaktie-Syndrom, früher MMA) erkrankt sind, nicht dieselbe homöopathische Arznei bekommen, weil sich die Krankheit bei jeder der Sauen mit unterschiedlichen Symptomen manifestiert. Das Beobachten und Erkennen dieser individuellen Symptome braucht gerade am Anfang Übung und Zeit. Will man als Landwirt in die Homöopathie einsteigen, ist es sinnvoll, einen Grundkurs zu besuchen oder sich die Hilfe eines Profis zu holen.

Wichtige Grundregeln

Es gibt einige Punkte, auf die man beim Einsatz der Globuli achten sollte. Es gilt, seine Apotheke nicht neben stark riechenden Substanzen aufzubewahren. Auch macht es Sinn, wenn man die Behandlungen dokumentiert. Die Dokumentation der Fälle ist hilfreich, falls eine Folgebehandlung nötig ist. Sie hilft auch für die persönliche Weiterentwicklung und Erfahrungssammlung.

Ausserdem ist die richtige Verabreichung wichtig. Da die Substanz auf die aus Zucker bestehenden Globuli aufgesprayt wird, sollte man die Kügelchen nicht selbst berühren. Das kann zu einer Wirkungsminderung beim Tier und möglicherweise zu einer unerwünschten Wirkung beim Behandelnden führen.

Einsatz bei welchen Tieren?

Der Einsatz der homöopathischen Methoden im Kuh- und Kälberstall hat sich gut bewährt. Auch bei Muttersauen kann man die einzelnen Tiere noch gut beobachten. Aber wie sieht es aus in einem Hühnerstall mit mehreren Dutzend oder mehreren Hundert Legehennen? Hier darf man die Herde als einen Patienten behandeln und mit den Symptomen arbeiten, welche bei allen Tieren am häufigsten vorkommen. Auch verabreicht man in der Geflügelhaltung das homöopathische Mittel aufgelöst über die Tränke. Dort ist zu beachten, dass ein Tier, welches nicht mehr trinkt, keine Arznei zu sich nimmt und daher noch einzeln behandelt werden sollte.

Ähnlich wie beim Geflügel darf auch im Schweinemaststall gearbeitet werden. Das Mittel kann in die Flüssigfütterung ergänzt oder bei der Fütterung über die Ration gegeben werden. Auch hier sollte man sicherstellen, dass jedes Tier mit der Lösung in Berührung kommt. Bei Gruppenbehandlungen kann man auch fünf bis zehn Globuli in einem halben Liter Wasser auflösen und nach kräftigem Schütteln auf die Schnauze sprayen. 

Praxisbeispiel

Bild: Michaela Gänicher

Das Bild links zeigt die Milchkuh Eleonore, die kurz nach der Abkalbung an einer schweren durch E. coli-Bakterien verursachten Mastitis erkrankte. Sie bekam mehrere Gaben einer hochpotenzierten homöopathischen Arznei und überstand die akute Phase innerhalb von zwei Tagen sehr gut. Zusätzlich wurde Kalzium substituiert. Um eine komplette Genesung zu fördern und Folgeerkrankungen zu vermeiden, wurde die Kuh danach mit dem zu ihr passenden Konstitutionsmittel behandelt. Das Bild rechts zeigt Eleonore einige Wochen nach der Behandlung.

Kurse und Beratungen

Bei Interesse, die eigenen Tiere homöopathisch zu unterstützen und behandeln, bieten Fachpersonen Beratungen an. Zudem bietet die IG Homöopathie Nutztiere, eine Vereinigung von homöopathisch arbeitenden Nutztierärztinnen und -ärzten, Stallapotheken kurse an: www.handbuchzurstallapotheke.ch

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