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Landtechnik

Geruchloser und leicht auszubringender Dünger

Bei der Fermentation organischer Abfälle aus der Landwirtschaft entsteht in einer Vergärungsanlage Biogas, das in das Erdgasnetz eingespeist oder zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Nebst seinem grossen energetischen Potenzial hat dieses Verfahren auch den Vorteil, dass nach dem Umwandlungsprozesses der Gärrest übrig bleibt: ein hervorragender geruchloser Dünger.

Feste Gärreste werden nach der Trennung im Separator erhalten. Kleine Plastik- und Kunststoffteile, die im Vorfeld nicht richtig sortiert wurden, k...

Feste Gärreste werden nach der Trennung im Separator erhalten. Kleine Plastik- und Kunststoffteile, die im Vorfeld nicht richtig sortiert wurden, kann man leider im Endprodukt wieder finden. 

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Journalist

In Vernier im Kanton Genf wird seit 2013 die Biogasanlage Biogaz-Mandement vom Milchbauer Marc Zeller und Gärtner Charles Millo, betrieben. Mit der Anlage werden täglich rund 40 Tonnen Gärreste produziert. Nachdem die Gärreste den Abscheider durchlaufen haben, bleibt ein flüssiger und ein fester Anteil im Verhältnis von 83 zu 17 Prozent zurück. Je nach zugeführten Rohstoffen kann das Verhältnis leicht variieren.

Verwendung des Gärguts

Das feste Gärgut, von feiner Struktur und leicht basisch, ist problemlos auszubringen und wird von Profi- und Amateurgärtnern äusserst geschätzt, da es der Erde sofort als Dünger beigemischt werden kann. Ausserdem ist das in der Anlage von Marc Zeller und Charles Millo hergestellte feste Gärgut biozertifiziert, weshalb eine hohe Nachfrage von Gemeinden besteht, die bei der Pflege ihrer Pflanzungen, Blumenbeete oder Grünflächen auf Ökologie setzen.

Die Landwirte verwenden hauptsächlich die flüssigen Gäranteile. Die Kunden, die ihre Gülle zur Biogaz-Mandement-Anlage bringen, verlassen sie mit der gleichen Menge an Gärgut. «Aufgrund seiner Inhaltsstoffe, Struktur und der Möglichkeit, dieses mit dem Schleppschlauchverfahren genau auszubringen, ist es ein hervorragender Dünger», erklärt Marc Zeller. «Er wird regelmässig vor der Aussaat der Ackerbaukulturen im Frühling und Herbst ausgebracht», so Zeller weiter.

Nährstoffe für die Pflanzen

Die Zusammensetzung hängt von der Eigenschaft der zugeführten Stoffe ab. Es ist deshalb schwierig, allgemeingültige Angaben über die Nährstoffgehalte zu machen. Deshalb sind in der Tabelle «Analyse von Nährstoffen im flüssigen Gärgut» Richtwerte angegeben. «Es handelt sich um einen sehr interessanten Dünger, der hauptsächlich aus Ammonium besteht, weshalb der Stickstoff schneller freigesetzt wird als bei biologischen Handelsdüngern. Letztere werden auf der Basis von stabilen Proteinen hergestellt und setzen den Stickstoff langsamer ab», erklärt François Haldemann, Biolandwirt in Meyrin. Er nutzt den Dünger der Bio-gaz-Mandement vor allem für seine Frühlingskulturen, die Stickstoff benötigen und ihn schneller aufnehmen können, als dies für im Herbst angebaute Kulturen der Fall ist. Im Sommer werden die Nährstoffe der Handelsdünger mit ein wenig Feuchtigkeit und Wärme gut mineralisiert und sind leicht verfügbar. Bei einer Frühlingskultur ist die Sache etwas komplizierter. «Beim Weizen weiss man beispielsweise, dass zwischen Mai und Juni das gesamt Protein in der Pflanze aufgebaut wird. Würde ich nur Handelsdünger ausbringen, hätte ich einen erheblichen Ertragsverlust», ergänzt François Haldemann.

Herkunft und Aufbereitung von Gärresten

Der Gärbehälter wird mit organischen Abfällen aus der Landwirtschaft befüllt (Rinderund Pferdemist, Schweinegülle, usw.), mit Abfällen aus der Gastronomie (zuvor während einer Stunde auf 70 Grad Celsius erhitzt) und Speiseölen. Die Mischung wird einen Monat lang bei 40 Grad kontinuierlich gerührt. Das Gärgut darf nicht ruhen, da sich sonst eine Kruste bildet, die nur schwer zu beseitigen ist.

Der Fermentierer muss immer befüllt sein. Der Gärbehälter der Anlage des Unternehmens Biogaz-Mandement besitzt eine Füllkapazität von 1500 m 3 , der Nachgärer eine von 3000 m 3 . Die Anlage ist für eine Anlieferung von täglich 40 Tonnen Material konzipiert.

Bei der Vergärung entsteht Gas (Methan und Kohlendioxid), das in den Nachgärer abgeleitet wird. Der verbleibende Gärrest wird in den Nachgärer gepumpt und dann erneut zum Separator gepumpt, wo die flüssigen und festen Gäranteile separiert werden.

Geruchlose Gülle ist ein Vorteil

Ein ganz wichtiger Aspekt ist, dass der in der Biogasanlage anärob vergärte Dünger völlig geruchlos ist. Das ist ein Vorteil für die Landwirtschaft, sind doch die durch die anderen Hofdünger verursachten Geruchsbelästigungen für die Nachbarschaft regelmässig ein Ärgernis. «Wir bringen Gülle in die Biogasanlage und erhalten geruchlosen natürlichen Dünger mit einem ausgeglichenem NPK-Wert. Auf meinem Betrieb bringe ich rund 30 bis 40 Prozent weniger Handelsdünger aus, da ich die Gärreste aufgrund ihrer geruchlosen Eigenschaften viel besser verwerten kann. Vorher war es nicht möglich, Schwei-ne- oder Rindergülle auf wohngebietsnahen Flächen auszubringen», bestätigt Christophe Baumgartner, der seine Schweine- und Rindergülle an die Anlage liefert.

Ausbringen von Gärgut

Der Schwachpunkt bei dieser Art Düngung ist zweifelsohne die Verwendung eines Güllewagens für das Ausbringen und die damit einhergehende Bodenverdichtung. Um Schäden an den Kulturen zu vermeiden, darf nur eine Dünger-Überfahrt gemacht werden. Das heisst, das Ausbringen ist unter Berücksichtigung der Topographie der Parzelle vorzunehmen. «Bei einigen Flächen bringe ich 25 m 3 pro Hektare aus, bei anderen 30 m 3 . Abschliessend mache ich mit einer einzigen Überfahrt noch eine Stickstoffanpassung mit chemischem Dünger», erklärt Marc Zeller. Gemäss Vorschriften ist ein Schleppschlauch einzusetzen, um Düngerverluste und das Freisetzen von Ammoniak möglichst zu vermeiden. Beim Ausbringen fliesst das Gärgut in den Boden. Mit gewissen teuren Geräten ist es möglich, Verluste zu minimieren, indem die Gärreste direkt in den Boden eingearbeitet werden. «Allerdings ist die Fliessfähigkeit des Produkts extrem gleichmässig, was Problemen mit verstopften Schläuchen vorbeugt», so Marc Zeller. 

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