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Landtechnik

Jeder Tropfen genau aufs Ziel

Der Grundsatz eines gezielten Pflanzenschutzes ist es, jeden Tropfen exakt zu platzieren und nicht in die Umwelt zu befördern. Die Spritztechnik hat grosse Fortschritte gemacht, die aber nur wirksam sind, wenn sie gut umgesetzt werden. Grundlegende Technologien wie Injektordüsen sollten von allen konsequent eingesetzt werden, während High-Tech-Ausrüstungen wie automatische Einzeldüsenschaltungen eher etwas für Lohnunternehmer und Grossbetriebe sind.

Grosse Tropfen von Injektordüsen erzielen dieselbe Wirkung wie feine Tropfen, sind aber weniger anfällig für Abdrift. 

Grosse Tropfen von Injektordüsen erzielen dieselbe Wirkung wie feine Tropfen, sind aber weniger anfällig für Abdrift. 

Publiziert am

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Agroscope

Forschungsgruppe Digitale Produktion, Agroscope

 

Für die Realisierung eines effizienten Pflanzenschutzes gilt es, verschiedene Bausteine sinnvoll für die jeweiligen Verhältnisse auszuwählen und dann sorgfältig umzusetzen. Von der Wahl einer adäquaten Wassermenge über Injektordüsen, automatische Lenksysteme, automatische Teilbreiten- oder gar Einzeldüsenschaltungen sowie Spülsysteme bis hin zu Waschplätzen gilt es, die ganze Kette von A bis Z zu beherrschen. Nur so kann der Pflanzenschutz ohne negative Auswirkungen erfolgen. Für unsere Gewässer gelten hohe Anforderungen: Der Grenzwert von 0,1 mg/m 3 Wasser bedeutet, dass 1 g Wirkstoff einen Bach von 1 m Breite und 1 m Tiefe auf 10 km Länge verschmutzt. Dies erlaubt keine Fehler – keinen Liter Spülwasser auf den Weg, die Strasse oder den Hofplatz.

Injektordüsen müssen Standard sein

Wegen der Abdrift werden auch bei trockenem Wetter im Frühjahr immer wieder stark erhöhte Konzentrationen an Pflanzenschutzmitteln in Oberflächengewässern festgestellt. Es gilt die Grundregel: Je grösser ein Tropfen, desto weniger driftet er ab und desto besser dringt er auch in den Bestand ein. Kleine Tropfen («Spritzstaub») können hingegen durch den Wind ohne weiteres über 100 m transportiert werden. Bei Injektordüsen ist der Anteil feiner Tropfen deutlich verringert. Diese Düsen sind zwar gesetzlich nicht vorgeschrieben, im Hinblick auf eine abdriftarme Applikation ist deren Einsatz aber dringend zu empfehlen. Nach wie vor besteht in der Praxis der Vorbehalt, dass grosse Tropfen die Wirkung des Pflanzenschutzes wegen der schlechteren Benetzung der Blätter verschlechtern. Dies trifft abgesehen von wenigen Ausnahmen nicht zu. Neben der Tropfengrösse entscheidet viel mehr die Formulierung der Pflanzenschutzmittel, wie gut sich der Spritzbelag auf dem Blatt verteilt und durch die Pflanze aufgenommen wird. Die Industrie hat sehr viel aufgewendet, um dies zu optimieren.

Lenksysteme, Section Control, Einzeldüsenschaltung

Automatische Lenksysteme mit RTK-GPS erlauben es, die Pflegefahrgassen exakt im Abstand der Arbeitsbreite des Pflanzenschutzgerätes anzulegen. Dies verhindert Überlappungen und dementsprechend doppeltes Spritzen zwischen benachbarten Fahrgassen. Die gerade angelegten Pflanzenreihen erlauben ausserdem einen effizienteren Einsatz von mechanischen Hackgeräten. Automatische Teilbreiten und Einzeldüsenschaltungen gehen einen Schritt weiter. Besonders bei ungleichmässig geformten Parzellen werden dadurch Überlappungen im Vorgewende und Randbereich vermieden. Die Systeme sind mittlerweile ausgereift, bedingen aber nach wie vor ein gewisses Flair im Umgang mit der Technik. Besonders sinnvoll sind solche Techno logien für Lohnunternehmer, da sie die Kosten auf viele Hektaren verteilen können. Die Technik erlaubt es auch, während der Dunkelheit sehr exakt zu arbeiten, was ansonsten kaum möglich ist. Gerade bei hohen Temperaturen kann durch Behandlungen spätabends oder am frühen Morgen die Effizienz des Pflanzenschutzes deutlich erhöht werden.

Spülsysteme und Waschplätze

Ab 2023 sind Spülsysteme, die sich ohne Absteigen von der Traktorkabine aus bedienen lassen, für alle Spritzen Pflicht. Im Rahmen eines Ressourceneffizienzprogramms wird die Nachrüstung von Innenreinigungssystemen finanziell bis Ende 2022 unterstützt (Internetsuche: BLW Spritzenreinigung). Ziel ist es, möglichst keine Spritzbrühe auf den Hof zurückzubringen. So oder so sollte die Spritze nur auf Waschplätzen befüllt oder geleert werden, die in Güllegruben oder spezielle Aufbereitungsanlagen entwässern. Nur so können Austräge in die Gewässer vermieden werden.

Somit ist Pflanzenschutz zweifelsohne eine Disziplin für Profis geworden. Das Beherrschen der Technik und die notwendigen Kenntnisse der Pflanzenschutzmittel mit all ihren Auflagen sind anspruchsvoll. Leider führt kein Weg an diesen Hürden vorbei, um den Pflanzenschutz effizienter und mit weniger Rückständen in der Umwelt auszuführen. Das vergangene politische Jahr hat mit aller Deutlichkeit aufgezeigt, dass dies im Interesse der ganzen Landwirtschaft liegt. 

Unser Tipp

Effizienter Pflanzenschutz heisst:

– Injektordüsen einsetzen

– Nicht bei heissem Wetter und Wind behandeln

– Nur auf Waschplatz befüllen und reinigen

– Automatische Lenksysteme, Teilbreiten- oder Einzeldüsenschaltungen verbessern die Genauigkeit der Applikation

– Ab 2023 sind Spülsysteme, die sich ohne Absteigen von der Traktorkabine aus bedienen lassen, für alle Spritzen Pflicht.

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