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Landtechnik

Präzisionssaat von Getreide wird möglich

Mit der genauen Platzierung von Getreidesaatkörnern werden verschiedene Ziele verfolgt. Die Technik ermöglicht unter anderem finanzielle Einsparungen und ein gleichmässigeres Auflaufen der Kulturen. Aus technischer Sicht ist die Präzisionssaat machbar.

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Publiziert am

Redaktor, UFA-Revue

 

Die Präzisionssaat hat erheblichen Einfluss auf einen gleichmässigen Feldaufgang und folglich auf die Entwicklung sowie Reifung der Kulturen. Mit den Einzelkornsämaschinen ist eine punktgenaue Aussaat von Hackfrüchten gewährleistet, während für die Aussaat einer festgelegten Anzahl von Getreidesamen nur wenige Optionen bestehen. Seit einigen Jahren beschäftigen sich die Hersteller mit der Entwicklung verschiedener Systeme, von denen sich einige für die Strukturen und Voraussetzungen in der Schweiz zu eignen scheinen.

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Mit SeedEye wird die genaue Anzahl Saatkörner gezählt, die durch jedes einzelne Särohr gehen.

«Die Nachfrage für eine Präzisionssaat von Getreide ist vorhanden.»

Lukas Keller, Keller Technik AG

Exaktes Zählen auf der Sämaschine

Der erste Schritt bei der Präzisionssaat ist das Zählen der Saatkörner. Der schwedische Hersteller Väderstad hat einen speziellen Verteilerkopf, das sogenannte «SeedEye», entwickelt. Das optische Körnerzählsystem ergänzt das bestehende Kontrollsystem und erkennt eine allfällige Verstopfung des Saatschlauchs. Er ist auf mehreren Modellen der Produktfamilien Spirit und Rapid A erhältlich. «Das System ist bei unserer Kundschaft in der Schweiz seit mehreren Jahren im Einsatz», erklärt Lukas Keller von der Keller Technik AG, die Produkte von Väderstad importiert.

«Beim Einsatz des Väderstad SeedEye wird die gewünschte Körneranzahl pro Quadratmeter bestimmt», führt Keller aus. Im Feld wird die Anzahl Körner, die durch jeden Saatschlauch gelangen, von Sensoren genau erfasst. Durch das Kombinieren dieser Informationen mit den Fahrgeschwindigkeitsdaten des Bodenradars der Sämaschine wird die Dosiergeschwindigkeit automatisch angepasst, um die gewünschte Saatdichte beizubehalten.

Vorteile der Präzisionssaat

– Jedes Korn verfügt über die gleiche Menge an Wasser und Nährstoffen.

– Jedes Korn wird genau in einer bestimmten Tiefe abgelegt.

– Sie fördert einen gleichmässigen Feldaufgang.

– Das Zählen der Saatkörner ist ein erster Schritt.

– Ziel ist die Einzelkornsaat von Getreide.

Erfahrungen in der Praxis

Andreas Wyssbrod ist als Landwirt und Lohnunternehmer im bernischen Rubigen tätig. Seit 2017 steht bei ihm die Sämaschine Väderstad Rapid RDA 400 im Einsatz, die mit dem SeedEye ausgestattet ist. «Mit der Einstellung der Körnerzahl anstelle des Saatgutgewichts auf der Maschine wird eine höhere Genauigkeit erreicht», hält Andreas Wyssbrod fest. «Für die Aussaat von Getreide, Raps, Eiweisserbsen und anderem Saatgut reguliert sich das System automatisch und macht vor allem eine manuelle Kalibrierung überflüssig», so der Unternehmer weiter. Zudem entfällt eine Fehlerquelle durch falsche oder ungenaue Gewichtseingaben. Weiter ist bei Lohnarbeiten mit einem häufigen Sortenwechsel die Zeitersparnis nicht zu unterschätzen. «Hingegen ist bei nicht kalibriertem Saatgut, etwa bei Wiesenmischungen oder Gründüngungen, das Abdrehen an der Maschine vom genauen Gewicht des auszusäenden Saatguts erforderlich», ergänzt Andreas Wyssbrod.

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Beim Singularsystem wird auf jedem Säaggregat eine Körnervereinzelung montiert.

Getreide-Einzelkornsaat

Dieses Jahr wurde in der Kategorie Sämaschine die Einzelkornsämaschine Väderstad Proceed mit dem Titel Farm Machine 2022 ausgezeichnet. Die Jury würdigte insbesondere die Arbeitsgenauigkeit und die Vielseitigkeit dieser Einzelkornsämaschine. «Mit einer höheren Genauigkeit kann die Aussaatdichte verringert und für das einzelne Korn können bessere Bedingungen geschaffen werden», so der Hersteller. Das Herzstück der Proceed besteht aus angepassten Säelementen der Tempo-Einzelkornsämaschine. «Die Proceed befindet sich im Vorserienstadium, und es kommen nur wenige Maschinen im Freiland zum Einsatz. Aber das Interesse an präzisen Aussaatverfahren ist bei den Landwirten vorhanden», erklärt Lukas Keller. Mit einem Reihenabstand von 22,5 oder 25 cm ist eine mechanische Unkrautbekämpfung auch bei Weizen und anderen Getreidesorten möglich. Wird jedes zweite Element angehoben, ist für die Aussaat von Raps oder Sonnenblumen ein Pflanzenabstand von 45 oder 50 cm realisierbar. Wird bei der Aussaat nur jedes dritte Säelement eingesetzt, kann auch Mais mit einem Reihenabstand von 75 cm angebaut werden. Laut Hersteller haben Feldversuche gezeigt, dass mit der Proceed die Aussaatdichte bei Getreide um die Hälfte reduziert werden kann, während der Ertrag im Vergleich zu herkömmlichen Sämaschinen gleich bleibt.

Andere Systeme und Maschinen

2017 testete die DLG die Sämaschine Horsch Express 3KR, die mit dem Singularsystem zur Kornvereinzelung bei Getreide ausgestattet ist. Bei Versuchen sowohl unter Laborbedingungen als auch im Feld waren die mit dieser Maschine erzielten Ergebnisse vielversprechend. Für die Dosierungs genauigkeit bei der Aussaat von Getreide und Raps erhielt die Maschine die Bewertung «sehr gut». «Beim Singularsystem sind das Konzept der zentralen Verteilung und das pneumatische System identisch mit dem herkömmlichen Säsystem», erklärt der Hersteller. Die Sortierung von bis zu 100 Körnern pro Sekunde erfolgt über die spezielle Dosiereinheit, die auf jedem Säaggregat montiert ist. Die Trennung der einzelnen Körner wird mechanisch durchgeführt.

Der Hersteller Monosem hat an der Agritechnica 2019 in Hannover eine Einzelkornsämaschine präsentiert, die es ermöglicht, die Getreidekörner im Abstand von 25 cm einzeln abzulegen. Die Anpassungen im Vergleich zu einer herkömmlichen Einzelkornsämaschine sind relativ gering: Die Scheiben für die Körnersortierung sind durch die Anzahl Löcher und den Lochdurchmesser an die Getreidesaat angepasst, zudem sind die Tasträder, die Andruckrollen und die Saatgutbehälter der Säaggregate schmaler.

Weitere Fortschritte sind möglich

Angesichts der Vorteile, die eine hohe Genauigkeit bei der Aussaat in Bezug auf Körneranzahl, Saattiefe, aber auch auf die gleichmässige Verteilung der Körner in der Saatreihe mit sich bringt, muss sich die Technik von Sämaschinen weiter verbessern. Aufgrund der durchgeführten Versuche und mit dem Ziel, die schweizerischen und europäischen Normen zu befolgen (Bodengesundheit, Green Deal), sind im Bereich der Präzisionssaat von Getreide weitere Fortschritte zu erwarten.

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