Der Grosse Leberegel (F. hepatica) ist ein bis zu 3 cm grosser Saugwurm, der das Lebergewebe und die Gallengänge befällt. Eine sogenannte Fasciolose gilt als Zoonose und kann somit auch den Menschen betreffen. Ein akuter Befall äussert sich beim Rind durch kolikartige Symptome, Blutarmut und Teilnahmslosigkeit der Tiere. Eine Fasciolose kann zu massiven Leberschäden führen – im schlimmsten Fall kann das Tier sogar verenden. Chronische Verläufe sind, meist ohne sichtbare Symptome, vor allem bei erwachsenen Tieren zu beobachten. Wenn die Milchleistung schleichend sinkt, Stoffwechsel- und Fruchtbarkeitsprobleme auftreten oder die Tageszunahmen zurückgehen, kann eine Fasciolose die Ursache dafür sein.
Lebenszyklus
Der ausgewachsene Grosse Leberegel wandert durch die Leber in die Gallengänge und legt dort mehrere tausend Eier ab. Nach einiger Zeit werden die Eier mit dem Kot auf der Weide ausgeschieden. In feuchten Bereichen, wie sie häufig um Tränken vorkommen, infizieren sich Schnecken mit den Eiern. In der Schnecke entwickelt sich der Parasit zur infektiösen Metazerkarie weiter, die wieder ausgeschieden wird. Diese heften sich an Grashalme, wo sie vom nächsten Rind mit dem Gras gefressen werden. Im Rind wandert der Grosse Leberegel durch die Darmwand in die Leber und die Gallengänge, wo sich der Zyklus wieder schliesst. Von der Ansteckung bis zur Entwicklung zum adulten Stadium und zur Eiablage vergehen etwa acht Wochen.
Diagnostik
Die Standardmethode zur Diagnose eines Leberegelbefalls ist nach wie vor die Kotprobe. Die Testempfindlichkeit, also wie zuverlässig infizierte Tiere erkannt werden, ist aufgrund des Entwicklungszyklus des Leberegels variabel. Milch- und Blutuntersuchungen eignen sich für eine Diagnose auf Herdenebene und haben eine höhere Testempfindlichkeit. Ob es sich um eine akute Infektion handelt und ob die Ursache für die Problematik beim Einzeltier liegt, kann mit diesen Methoden nicht ermittelt werden.
Behandlung und Prävention
Die Auswahl und Dosierung sowie der korrekte Einsatz des Entwurmungs mittels sollten mit dem Bestandestierarzt besprochen werden. Dabei ist vor allem das Entwicklungsstadium des Leberegels entscheidend.
Gewisse Präparate, wie Albendazol und Closantel, sind nur gegen adulte Stadien wirksam. Zudem sind manche Wirkstoffe, wie Levamisol und Closantel, seit einigen Jahren bei Milchkühen nicht mehr zugelassen. Bezüglich Weidemanagement sollten nasse Stellen in der Weide, Gewässer oder sumpfige Stellen präventiv drainiert oder ausgezäunt werden.
Der Grosse Leberegel ist ein Paradebeispiel für schleichende Leistungsverluste, die durch Parasiten entstehen können. In Risikoregionen sollte bei unerklärlichen Fruchtbarkeitsproblemen, Leistungseinbussen oder auffälligen Leberbefunden im Schlachthof ein Befall in Betracht gezogen werden. Die gezielte Kombination von angepasstem Weidemanagement und strategischen Entwurmungsprogrammen kann die Tiergesundheit nachhaltig sichern.