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Nutztiere

Hoflabor zeigt Mastitis und Brunst

Milchkühe zeigen an, was sie brauchen. Durch ihr Verhalten, aber auch über die Milchinhaltsstoffe. Dank Fortschritten in der Labortechnik können aus der Milch immer mehr und präzisere Informationen herausgelesen werden. De Laval bietet unter dem Namen Herd Navigator ein Minilabor an, dessen Resultate direkt ins Herdenmanagement eingespiesen werden.

Christoph Buri

Dank den Grafiken sieht Christoph Buri schnell, ob ein Tier etwas mehr Aufmerksamkeit benötigt. 

(Martin Raaflaub)

Publiziert am

Aktualisiert am

Leiter Technischer Dienst, Niederhäuser AG und freischaffender Journalist

Das Milchlabor der BG Buri im bernischen Krauchthal ist unscheinbar: Ein grüner Kasten im Büroraum des Milchviehstalls. Darin geschieht jedoch eine Menge: Von jeder Kuh, die den Melkroboter besucht, wird eine Milchprobe gezogen und analysiert.

Hormone und Enzyme helfen

Der Progesterongehalt zeigt Brunsten, Zysten und Trächtigkeiten an, der Gehalt am Enzym Laktatdehydrogenase LDH weist auf eine Mastitis hin. Über den Gehalt an Ketonkörpern wird die Energieversorgung der Kuh überwacht und subklinische (verdeckte) Ketosen werden erkannt. Doch das Labor im grünen Kasten ist nur ein Teil eines in die Herdenführung integrierten Gesamtpakets. Das Herzstück ist das Computerprogramm, das die analysierten Daten mit den übrigen Herdendaten zusammenbringt und in Grafiken und konkrete Empfehlungen umwandelt. Für die Brunsterkennung und die frühzeitige Erkennung von entstehenden Euterentzündungen ist das entscheidend: Analysendaten aus externen Labors würden erst eintreffen, wenn die Brunst vorbei oder die Mastitis ausgebrochen ist. Doch für Adrian und Christoph Buri war das nicht der Hauptgrund für die Anschaffung des Herd Navigators.

«Die Labordaten liegen nicht als nackte Zahl vor, sondern als Grafik», erklärt Christoph Buri. «Die Entwicklung der Gehaltskurve erlaubt es beispielsweise, auch bei stillen Brunsten den optimalen Besamungszeitpunkt festzustellen. Zudem erfolgt der Brunstalarm schon vor dem idealen Besamungszeitpunkt. Das Programm kombiniert zudem die Entwicklung der Progesteron- und LDH-Gehalte mit anderen Parametern wie der Milchmenge und dem Laktationsverlauf, berechnet spezifische Indexe und gibt konkrete Empfehlungen und Warnungen ab. Die Aufarbeitung der Datenmengen zu einfach interpretierbaren Grafiken und Empfehlungen im integrierten Programm ermöglicht es, auf den ersten Blick das Wesentliche zu sehen und das Nötige zu veranlassen», präzisiert Urs Schmid von De Laval. «Gerade auch für Landwirte, die keine Computeroder Datenfreaks sind».

In Kürze erklärt

  • Der Herd Navigator unterstützt den Milchproduzenten bei der Brunstund Trächtigkeitserkennung, der Mastitisvorbeugung sowie der Fütterung.
  • In einem Minilabor misst der Herd Navigator von De Laval Milchinhaltsstoffe vor Ort, in Echtzeit und kontinuierlich. 
  • Die gemessenen Daten werden mit den Milchleistungsdaten zu Grafiken und Entscheidungshilfen aufgearbeitet. 
  • Wegen den hohen Anschaffungskosten eignet sich der Herd Navigator hauptsächlich für grosse Milchviehherden. 
  • In der Schweiz sind aktuell 16 Herd-Navigatoren installiert, weltweit sind dies rund 300 Stück.

Vom Stall ins Büro

Ein Teil der Tierbeobachtung hat sich vom Laufstall an den Computer verlagert, erklärt Adrian Buri. «Unsere Besuche bei der Herde im Laufstall sind jetzt weniger häufig, dafür aber gezielt. Denn wir wissen jeweils ja schon, was ansteht. Dadurch ist die Herde viel ruhiger geworden, die Kühe reagieren gelassener auf uns». An einem Selektionstor nach der Melkanlage könnten ausgewählte Kühe in ein Separierungsabteil geschickt werden.

System hat seinen Preis

Das betriebseigene Milchlabor war nicht ganz billig. Fr. 64 000.– kosteten Geräte und Installation. Für den Betrieb verlangt De Laval eine Servicegebühr von Fr. 80.– pro Kuh und Jahr. Diese beinhaltet alle notwendigen Lizenzen, technische Unterstützung sowie die für die Analysen benötigten Teststäbchen. Die Stromkosten dürften dagegen vernachlässigbar sein. Bei einer Amortisationsdauer von 20 Jahren belaufen sich die gesamten Kosten für die 60 Kühe der BG Buri auf zirka Fr. 130.– pro Kuh und Jahr, oder rund 1.5 Rappen pro kg produzierte Milch. Damit kostet der Herd Navigator ähnlich viel wie eine integrierte tierärztliche Bestandesbetreuung. Die Kosten relativieren sich allerdings, wenn dank dem Navigator die Zwischenkalbezeit namhaft verkürzt oder die Tierarztkosten gesenkt werden können. De Laval plant, im Laufe von 2017 auch die Harnstoffanalyse einzuführen. Sobald es soweit ist, werden die Kunden gegen eine Erhöhung der Pauschale um Fr. 15.– pro Kuh die notwendigen zusätzliche Teststäbchen bestellen können.

Fruchtbare Verbindung von Geomatik und Milchanalytik

Sowohl in der Milchanalytik wie auch in der Geomatik (GPS-Technik) ist der technische Fortschritt zurzeit sehr schnell. Beide Techniken können fürs Herdenmanagement genutzt werden. Laufend kommen neue Anwendungen auf den Markt.

Das Labor Suisselab offeriert seit einiger Zeit einen Trächtigkeitstest und eine Mastitisidentifikation basierend auf eingeschickten Milchproben. Der Trächtigkeitstest «Fertalys» kann die Trächtigkeitsuntersuchung durch Ultraschall oder Tasten ersetzen, der Mastitistest ist in erster Linie dazu bestimmt, bei erkrankten Kühen den Erreger zu bestimmen, um gezielter behandeln zu können.

Die Tests werden einzeln bestellt und einzeln bezahlt. Für Betriebsleiter, die gezielt einzelne Kühe beproben wollen, ist das ideal. Suisselab offeriert keine Paketangebote und offeriert auch keine Datenauswertungen, dafür sind die Zuchtorganisationen zuständig. Wer dagegen seine Suisselab-Daten zu Empfehlungen und Managementhilfen aufbereiten lassen will, kommt nicht um ein tierärztliches Bestandesbetreuungsangebot herum.

Alle Melktechnikhersteller bieten mittlerweile Tools zur Aktivitätsmessung an. Diese identifizieren brünstige oder kranke Kühe. Kombiniert mit den Milchleistungsdaten dienen auch diese Daten als Grundlage für die Herdenmanagementprogramme der Hersteller. Ohne eine Laboreinheit sind die Kosten für diese Managementsysteme natürlich tiefer als für das Herd-Navigator-Modul.

Fazit

Christoph und Adrian Buri sind überzeugt, dass der Herd Navigator ihren Melkroboter in idealer Weise ergänzt. Seit der Roboter die Kühe melkt und die Tierbeobachtung nicht mehr im Melkstand stattfindet, hat sich Christoph Buri als Hauptverantwortlicher für die Milchviehherde ein tägliches Zeitfenster für Tierbeobachtung und Herdenführung reserviert. Der Herd Navigator liefert ihm dazu eine umfassende Datengrundlage und strukturiert die Herdenführungsarbeit gleichzeitig. Seit knapp einem Jahr in Betrieb, haben sich die Grafiken aus dem Minilabor einen festen Platz im Cockpit der BG Buri gesichert. 

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