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Nutztiere

Mehr Aufmerksamkeit den Galtkühen

Die hochträchtige Kuh stellt mit ihrem Kalb und der bevorstehenden Laktation die Zukunft der Milchviehherde sicher. Dies unter der Bedingung, dass sie möglichst ohne Komplikationen ein gesundes Kalb zur Welt bringt und gestärkt in die Laktation startet. Die Grundlage dafür bilden die optimale Haltung während der Galtphase, viel Ruhe und ein durchdachtes Management.

Ein Abkalbebereich bringt auch im Anbindestall viele Vorteile. 

Ein Abkalbebereich bringt auch im Anbindestall viele Vorteile. 

(Bild: Nathalie Roth)

Publiziert am

Aktualisiert am

Beraterin Fachstelle Rindvieh, LZSG Flawil

Kühe während der Galtphase und für die Geburt von der Herde zu trennen, ist in der Praxis weit verbreitet und sinnvoll. Doch Galtkühe leiden oft unter dem Wechsel in ein schlechteres Haltungssystem. Erkrankungen und Komplikationen sind daher oft vorprogrammiert. Nicht zu vergessen ist, dass die Kuh gegen Ende der Trächtigkeit und zu Beginn der Laktation mit einer höheren Belastung des eigenen Stoffwechsels konfrontiert und daher auch anfälliger auf Krankheiten ist. Sie braucht aus diesem Grund gerade in dieser heiklen Phase besondere Aufmerksamkeit.

Haltung der Galtkuh

Im besten Fall kann die gesamte Milchviehherde inklusive Galtkühe unter einem Dach respektive an der gleichen Futterachse gehalten werden. Ist dies nicht möglich, sollten der Galtkuh mindestens vergleichbare Haltungsbedingungen wie im Milchviehstall geboten werden. Beispielsweise sollte die Liegequalität keinesfalls schlechter werden. Eine hochträchtige Kuh braucht maximale Ruhe und daher einen angepassten Liegebereich. Dazu eignen sich Tiefboxen mit einer griffigen Matratze und genügend Schwungraum (3,20 m wandständig) oder auch Tiefstrohoder Kompostliegeflächen. Der Zugang zu genügend frischem Wasser und angepasstem Futter inklusive Mineralstoffen sollte jederzeit gewährleistet sein. Es ist empfehlenswert, die Fressplatzbreite den hochtragenden Tieren anzupassen (bis zu 100 cm pro Fressplatz) oder einen zusätzlichen Fressplatz anzubieten.

Rund ums Abkalben

Vor der Geburt wird die Galtkuh in den dafür vorgesehenen Abkalbebereich gebracht. Dies kann je nach Platzverhältnissen auch mehrere Tage vor dem Ereignis sein. Rückmeldungen aus der Praxis zeigen, je durchdachter und praktischer dieser Bereich ausgestattet ist, umso mehr wird dieser auch genutzt. Es besteht so die Möglichkeit, dass Kühe mit erhöhtem Betreuungsbedarf nach der Geburt noch einige Tage in der Abkalbbox verbleiben können. Als Faustregel sollte die Abkalbebucht Platz für fünf bis zehn Prozent der Herde bieten.

Durchdachter Abkalbebereich

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Melkmöglichkeit in der Abkalbebucht.

(Bild: Nathalie Roth)

Die stressfreie Abkalbelinie beschreibt das Konzept von optimalem Management und der Haltung rund um die Geburt. Rund ums Abkalben ist es wichtig, dass der Kuh möglichst viel Ruhe, Platz und Herdennähe gewährleistet wird. Dabei ist nicht entscheidend, ob der Stall neu oder alt ist, sondern viel mehr, dass der Bereich praktisch eingerichtet und ideal platziert ist. Wer Stroh und Arbeit sparen will, der richtet eine Zweiflächenbucht ein. In der Praxis sind gerade bei Umbauten oftmals auch grosszügige Einflächenbuchten anzutreffen, da sich ohne Abwurf die Entmistung einfacher gestalten lässt. Für die Kuh sind eine griffige Unterlage und der Sichtkontakt zur Herde (auch während des Liegens) wichtig, um unnötige Unruhe und Stress zu vermeiden. Für den Landwirt steht die Kontrolle, Übersicht wie auch die Zugänglichkeit an erster Stelle. Wird der Fressbereich mit einem Sicherheitsfanggitter ausgestattet, können Untersuche einfach getätigt oder bei Bedarf auch Medikamente verabreicht werden. Zur Entmistung oder im Notfall sollte die Bucht bestenfalls befahrbar sein, idealerweise ist sie mit einer Melkmöglichkeit (z. B. einer Vakuumleitung und mobiler Anlage) ausgestattet. Eine gute Übersicht wie auch Sichtkontakt für die Kuh erreicht man, wenn die Bucht anstelle der Bretter- oder Betonwände nur mit einfachen Panels umrahmt wird. Der Standort sollte sich wenn immer möglich beim Stalleingang befinden. So werden die Tiere mit erhöhtem Betreuungsbedarf immer als erstes beim Stalleintritt und als letztes vor dem Stallaustritt beobachtet.

Obwohl Abkalbebuchten nur in Laufställen gesetzlich vorgeschrieben sind, setzen immer mehr Landwirte auch in Anbindeställen auf Tiefstrohflächen für kalbende Kühe. Die meistgenannten Gründe sind die frei wählbare Liegeposition der Kuh, welche den Geburtsverlauf positiv beeinflussen, aber auch die Möglichkeit, Kühe alleine kalben zu lassen. Kontrollen sind zwar wichtig, es wird jedoch seltener zu früh eingegriffen. Erfahrungen aus der Praxis zeigen die positiven Auswirkungen einer optimalen Haltungsumgebung und durchdachtem Management während der sensiblen Galtphase auf die Gesundheit der Milchkuh.

Kranke Tiere leisten weniger, brauchen mehr Aufmerksamkeit und geben dadurch Mehrarbeit und Mehrkosten für den Betriebsleiter. Zudem kann eine schlechte Herdengesundheit auch weitreichende Folgen auf die Motivation des Betriebsleiters haben. 

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Optimierte Abkalbebucht im bestehenden Laufstall mit Sichtkontakt zur Herde.

(Bild: Nathalie Roth)
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