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Nutztiere

Schlachtkörper automatisch klassifizieren

Mit dem Klassifizierungsgerät BCC-3 werden Rinderschlachtkörper vollautomatisch klassifiziert. Das Gerät soll für mehr Stabilität sorgen und Ressourcen einsparen. Seit Januar 2022 ist die erste Anlage im Schlachtbetrieb St. Gallen im Einsatz.

Das BCC-3 besteht aus den acht Edelstahlsäulen im Bild mit jeweils fünf Kameras. 

Das BCC-3 besteht aus den acht Edelstahlsäulen im Bild mit jeweils fünf Kameras. 

(Bild: Proviande)

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Aktualisiert am

Mitarbeiterin Marketing und Label, Anicom AG

Im Rahmen des Leistungsauftrags des Bundes suchte die Proviande neue technische Möglichkeiten zur Qualitätsbeurteilung von Schlachtkörpern. Dabei wurde das BCC-3 entdeckt, welches gemäss Peter Schneider von der Proviande weltweit eines der modernsten und präzisesten Klassifizierungsgeräte für Haartiere auf dem Markt ist. Das Gerät hatte das Potenzial, den hohen Schweizer Anforderungen gerecht zu werden. Nach der Bewilligung des Bundesamtes für Landwirtschaft wurde schliesslich ein Projekt lanciert, in welchem die Eignung des BCC-3 als neues Klassifizierungsgerät für Rinderschlachtkörper getestet wurde.

Automatische Qualitätseinstufung

Das Klassifizierungsgerät BCC-3 dient zur automatischen Qualitätseinstufung von Schlachtkörpern der Rindergattung und wurde von der Firma Frontmatec in Dänemark entwickelt. Das BCC-3 besteht aus acht Edelstahlsäulen, in welchen jeweils fünf Digitalkameras integriert sind. Die Säulen des Geräts sind fest in die Schlachtlinie eingebaut. Die Schlachtkörperhälften werden jeweils von den insgesamt 40 Kameras gleichzeitig fotografiert. Anhand der Fotografien wird ein vollständiges 3D-Modell rekonstruiert, und die Daten des Schlachtkörpers werden berechnet. Die Messwerte aus den beiden Schlachtkörperhälften führen schliesslich zu einem Klassifizierungsresultat.

Testphase

Der Schlachtbetrieb St. Gallen AG hat sich zur Verfügung gestellt, das Klassifizierungsgerät in der Schlachtanlage zu testen. Das Gerät wurde im November 2019 im Schlachtbetrieb installiert. In einem ersten Schritt musste die CHTAX-Formel in das Gerät implementiert werden. Dazu haben mehrere Tausend Schlachtkörper aller Rindviehkategorien das Gerät durchlaufen, bis dieses richtig kalibriert und auf das CHTAX-Klassifizierungssystem angepasst war. In einem zweiten Schritt wurde die Eignung des Geräts getestet. Für die Eignungsprüfung wurden die Resultate des BCC-3 mit einem Referenzwert verglichen. Der Referenzwert ergab sich aus den Resultaten von drei lizenzierten Klassifizierern, welche unabhängig voneinander die Schlachtkörper beurteilt haben. Zur Überprüfung, ob das BCC-3 die Anforderungen erfüllt, hat Proviande in Zusammenarbeit mit Dr. Martin Scheeder, Spezialist im Fachgebiet Schlachtkörper- und Fleischqualität, ein Bonus-Malus-Bewertungssystem entwickelt. Je stärker das Resultat des BCC-3 vom Referenzwert abwich, umso mehr Minuspunkte wurden vergeben. Das Gerät musste jeweils in der Fleischigkeit und im Fettgewebe eine Mindestpunktzahl erreichen. Der ganze Prozess wurde wissenschaftlich begleitet, um eine neutrale Überprüfung sicherzustellen. Das Gerät hat die Eignungsprüfung erfolgreich bestanden und erfüllte somit die Qualitätsanforderungen. Folglich war das Klassifizierungsgerät in der Lage, alle Rindviehkategorien zu klassifizieren, und bereit für die Inbetriebnahme.

Es handelt sich beim BCC-3 um eine Maschine, die von morgens bis abends gleich arbeitet.

Erste Praxiserfahrungen

Das Klassifizierungsgerät ist seit dem 1. Januar 2022 in St. Gallen im Einsatz. Die Anlage hat sich im ersten halben Jahr bewährt und die Rückmeldungen sind positiv. Die Resultate sind konstanter geworden und es kommt zu weniger Ausreissern. Gemäss Peter Schneider sorgt das Gerät für eine allgemeine gute Stabilität. Es handelt sich um eine Maschine, welche von morgens bis abends gleich arbeitet, da sie nicht durch die Umwelt beeinflusst wird. Überall, wo der Mensch ein subjektives Urteil abgeben muss, sind Schwankungen kaum zu vermeiden, was beim BCC-3 nicht der Fall ist. Verschiedenste Faktoren können die Arbeit eines Menschen beeinträchtigen. Nach einigen Stunden lässt beispielsweise die Konzentration nach. Die Tagesform oder die Arbeitsplatzverhältnisse spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Doch die Arbeit des Geräts wird trotzdem durch einen Mitarbeiter der Proviande überwacht. Denn beschädigte Schlachtkörper oder Tiere ausserhalb der Norm kann das Gerät nicht klassifizieren. In solchen Fällen greift der Mitarbeiter ein und führt die Klassifizierung manuell durch. Seit dem Einsatz des BCC-3 ist die Anzahl Beanstandungen um 25 Prozent zurückgegangen. Ebenfalls haben die Diskussionen mit den Produzenten abgenommen, da es sich durch das BCC-3 nicht mehr um ein subjektives, sondern um ein messbares Resultat handelt. Allgemein kann eine hohe Akzeptanz in der Branche festgestellt werden, und der grösste Teil der Produzenten und Verarbeiter ist positiv gestimmt. Zweifler konnte die Proviande bisher immer von der Anlage überzeugen, indem diese vor Ort gezeigt wurde. Aufgrund der bisher sehr positiven Erfahrung hofft die Proviande, dass das Gerät noch in weiteren Schlachtbetrieben zum Einsatz kommen wird. 

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