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Nutztiere

Kleines Element mit grosser Bedeutung

Den wenigsten ist die Wichtigkeit des Spurenelementes Selen für die Gesundheit von Mensch und Tier bewusst. Studien zeigen, dass eine ausreichende Selenversorgung die Fruchtbarkeit und die Eutergesundheit von Kühen verbessert.

Zwei Rinder auf der Alp

Schon ein Rind sollte mit Selen versorgt werden, um später gesunde Kälber zu erzeugen.

(Bild: UFA-Revue)

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Aktualisiert am

Tierärztin, Wiederkäuerklinik

Selen ist ein essentielles Spurenelement, gegenwärtig im Wasser, Boden und sogar in der Atmosphäre. Aus dem Boden wird es über die Wurzeln der Pflanze aufgenommen und gelangt über die Nahrung in den Körper von Mensch und Tier. Dort spielt Selen in bedeutenden Regelsystemen des Abwehrsystems sowie der Schilddrüsenhormone eine wichtige Rolle.
In Immunzellen hat Selen spezifische Aufgaben, welche einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Zellen vor freien Radikalen und vor oxidativem Stress leisten, der unter anderem bei akuten Eutererkrankungen vorkommt.

Verfügbarkeit von Selen

Tiere mit grasbasierter Fütterung gelangen schnell in eine Selen-Unterversorgung. Oft wird der niedrige Gehalt an Selen im Boden dafür verantwortlich gemacht. Jedoch wird die Aufnahme von im Boden vorhandenem Selen in die Pflanze von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Nicht nur der pH-Wert oder der Humusgehalt im Boden, sondern auch die chemische Form von Selen spielen eine Rolle für die Bioverfügbarkeit des im Boden vorhandenen Selens. Es gibt verschiedene Quellen an Selen, die für landwirtschaftliche Systeme von Bedeutung sind. Dies können natürliche Quellen, aber auch vom Mensch verursachte, wie die Industrie sein, so Prof. Winkel (ETH Zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften). Ganz allgemein ist die Konzentration von Selen in Mitteleuropa relativ niedrig. Wissenschaftlichen Daten zeigen jedoch, dass die Böden der Schweiz einen mittleren Gehalt an Selen aufweisen.

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Die Böden in der Schweiz weisen einen mittleren Gehalt an Selen auf.

(Bild: BGR Hannover 2014)

Selen in der Schweiz

Selen ist von grosser Bedeutung für die Wissenschaft, denn bedingt durch den fortschreitenden Klimawandel, kann es zu einer Selenunterversorgung der Bevölkerung kommen. Studien zeigen, dass die Schweizer Bevölkerung bis jetzt trotz niedrigem Selengehalt in der Nahrung noch gut versorgt ist. Aber bei den Rindern geben Studien eine andere Tatsache wieder. Sowohl alte als auch neue Studien zeigen tiefe Werte von Selen in Blut von Kälbern und Kühen in der Schweiz. Selen ist von grösserem Vorteil für die Gesundheit einer jungen Kuh als mancher denkt.

Seine Bedeutung für das Rind

Das Muttertier versorgt ihre Nachkommen mit Selen über den Mutterkuchen sogar, wenn sie selber in einem Selenmangel ist. Eine ungenügende Selenversorgung des Kalbes während der Trächtigkeit, kann die Geburt von lebensschwachen Kälbern zur Folge haben. Die Neugeborenen können auch eine Saugunlust einhergehend mit einem verminderten bzw. abwesenden Saugreflex zeigen. Kälber ohne Sauglust nehmen selbständig weniger Kolostrum auf und sind somit anfälliger für Infektionen, dadurch bedingt kann es zu Leistungseinbussen während der Aufzucht und Mast kommen. Aus diesen Gründen sollte die Versorgung der Muttertiere mit Selen schon vor dem Kalben beginnen bzw. gewährleistet sein.
Obwohl Selen nur ein Spurenelement ist, ist es für den Körper unentbehrlich und dessen Mangel (Konzentration < 50 µg / l Blut) hat schwere Folgen für die Tiergesundheit. Aber Vorsicht, eine Überdosierung mit Selen ist tödlich. Deswegen sollte die empfohlene Menge von 0,15 mg / kg Trockensubstanz (TS) für ein Rind und 0,2 mg / kg TS für eine Kuh eingehalten werden. Nach dem Kalben zeigen Kühe, welche mehr als 120 µg / l Blut haben, weniger Nachgeburtsverhalten und höhere Trächtigkeitsraten im Gegensatz zu Kühen, die sich in einem Selenmangel befinden. In einer grossen Studie aus Norwegen, zeigten die Kühe nicht nur weniger Euterentzündungen, sondern auch weniger Ovarialzysten und stille Brunsten bei einer guten Selenversorgung.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Selen nicht nur Immunzellen, sondern auch bovine Eizellen und Spermien schützen kann. Zudem hilft Selen dem Follikelwachstum und somit der Fertilität von Kühen. Ausserdem korreliert die Selenkonzentration im Blut mit der Zellzahl einer Kuh in der ersten Laktation. Rinder, die mit Selen genügend versorgt sind, zeigten also eine bessere Eutergesundheit als Rinder, die im Defizit waren. Über die Laktation hinweg bedeutete dies für eine Herde 36 Prozent weniger klinische Mastitisfälle, 48 Prozent kürzer andauernde Euterentzündungen und 70 Prozent weniger Kühe mit hohen Zellzahlen. Sogar die Tankmilchzellzahl wurde niedriger.

Fütterungsergänzung mit Selen

Folglich ist eine kontinuierliche Sicherstellung der Selenversorgung durch die Mineralfuttergabe für Kühe und Rinder wichtig. Die Fütterungsergänzung sollte schon im Rinderalter beginnen und andauernd erfolgen, auch während der Alpung! Dem Landwirten stehen dazu mehrere Verabreichungsmöglichkeiten zur Verfügung. In erster Linie durch Fütterung von selenhaltigem Mineralfutter oder durch das Anbieten von Minerallecksteinen. Es gibt auch die Option der Gabe eines einmaligen Bolus, der über längere Zeit Selen im Pansen freisetzt. Möglich wäre auch der Einsatz eines selenhaltigen Düngers, um den Selengehalt in den Pflanzen zu erhöhen. Momentan steht jedoch in der Schweiz kein kommerziell erhältliches Düngemittel mit Selen zur Verfügung.
Da die Aufnahme von Selen durch Pflanzen ein komplexes Geschehen ist, empfehlen wir eine direkte Gabe am Tier. Grundsätzlich können den Tieren organische oder anorganische Selenverbindungen verfüttert werden. Die organische Verbindung wird auch Selenhefe genannt und im Pansen metabolisiert und dem mikrobiellen Protein angegliedert oder im Dünndarm aufgenommen. Kühe, die eine organische Selenform erhalten, weisen in allen Geweben des Körpers eine höhere Konzentration von Selen nach. Die anorganische Selenverbindung ist ein Bestandteil wichtiger Enzyme, aber mit einer geringeren Bioverfügbarkeit für Kühe. In den meisten Mineralfuttermitteln sind beide Arten von Selenverbindungen zu finden. Wichtig ist, dass selenhaltiges Mineralfutter den Kühen frühzeitig verfüttert wird, sodass Tiergesundheit und Produktivität auf einem Betrieb unterstützt werden. Diese Praxis schlägt sich auch auf die Menschengesundheit nieder, denn durch den Verzehr von Tierprodukten nimmt der menschliche Körper 50 Prozent seines Selenbedarfs zu sich. Selen ist also nicht nur gesund für Tier und Mensch, sondern auch wirtschaftlich für die Landwirte.

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