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Nutztiere

Esel bedarfsgerecht füttern

Bei einer aktuellen Bachelorarbeit der Hochschule für Agrar-, Forstund Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen waren mehr als die Hälfte der untersuchten Esel übergewichtig. Eine rohfaserreiche und vor allem energiearme Fütterung spielt eine entscheidende Rolle für die Gesunderhaltung der Tiere.

Die Schweizer Weiden sind meistens zu nährstoffreich für Esel. 

Die Schweizer Weiden sind meistens zu nährstoffreich für Esel. 

(Bild: Pixabay)

Publiziert am

ehemalige Studentin, BFH-HAFL

 

Im Januar 2025 waren in der Schweiz 11 055 Esel und 571 Maultiere / Maulesel registriert. Aufgrund der energiereichen Weiden und der geringen Nutzung der Tiere stellt eine bedarfsgerechte Fütterung bei Eseln eine Herausforderung dar. Bei Fütterungsfehlern können gesundheitliche Probleme wie Fettleibigkeit, Hufrehe oder Hyperlipidämien auftreten.

Ursprung des Hausesels

Der Hausesel (Equus asinus) stammt vom Afrikanischen Wildesel ab, der in kargen, halbtrockenen Regionen lebt. Dort ist das Futter rohfaserreich und nährstoffarm – entsprechend ist der Esel an die Verwertung faserreicher und schlecht verdaulicher Pflanzen angepasst. In freier Wildbahn verbringen Esel täglich 14 bis 18 Stunden mit Nahrungssuche und legen bis zu 30 km zurück.

Unterschiede der Verdauung zwischen Esel und Pferd

Das Verdauungssystem von Eseln und Pferden ist an eine kontinuierliche Aufnahme faserreicher Futtermittel angepasst. Obwohl die Anatomie des Verdauungstrakts dem Pferd (Equus) ähnelt, scheint es, dass rohfaserreiche Rationen bei Eseln länger im Magen-Darm-Trakt verweilen. Im Vergleich zu einer durchschnittlichen Verweildauer im Magen-Darm-Trakt von 30 Stunden bei Ponys liegt diese bei Eseln bei 39 Stunden. Durch eine längere Verweildauer im Dickdarm können auch nährstoffärmere Futtermittel gut verwertet werden. Dasselbe gilt für Stickstoff beziehungsweise für die Nutzung von Proteinen. Esel sind ebenfalls fähig, Futtermittel mit hohem Ligningehalt zu verdauen. Aus diesen verschiedenen Gründen kann ein Esel nicht wie ein Pony derselben Gewichtsklasse gefüttert werden, ohne dass dies zu Fettleibigkeit führt.

Der Vitamin- und Mineralstoffbedarf von Eseln ist derzeit noch unbekannt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass Esel mit einer geringeren Vitamin- und Mineralstoffversorgung auskommen als Pferde und Ponys derselben Gewichtsklasse.

Esel sind temporär sehr tolerant bei Wasserknappheit, dies heisst aber nicht, dass sie einen geringen Wasserbedarf haben. Der Wasserbedarf ist sehr ähnlich wie der eines Pferdes und variiert je nach Umgebungstemperatur und Arbeitsbelastung. Im Normalfall trinken Esel rund 5 bis 10 % ihres Körpergewichts in Liter pro Tag.

Ein Esel kann nicht wie ein Pony derselben Gewichtsklasse gefüttert werden, ohne dass dies zu Fettleibigkeit führt.

Fütterungsempfehlungen

Um Eseln ausreichend Rohfasern anbieten zu können, sollte bei guter Zahngesundheit Stroh ad libitum zur Verfügung gestellt werden. Stroh weist nur etwa 60 % der Energie von Heu auf und besitzt rund das 1,75-fache an Rohfasern. Dies gewährleistet eine kontinuierliche Futteraufnahme, reduziert Langeweile und entspricht dem natürlichen Fressverhalten. Entgegen weit verbreiteter Bedenken zeigen Studien, dass bei Eseln mit guter Zahngesundheit durch Strohfütterung kein erhöhtes Risiko für Magengeschwüre oder Verstopfungskoliken besteht. Auch Äste und Rinde von Baumstämmen eignen sich gut als Ergänzung und können dem Verbissverhalten von Eseln gerecht werden. Zudem empfiehlt es sich, einem gesunden adulten Esel täglich eine begrenzte Menge an Heu (ca. 0,5 kg) zu füttern und eingeschränkten Weidegang auf Flächen mit geringem Grasbesatz zu gewähren. Zu beachten ist dabei aber immer der Ernährungszustand der Esel. Bei übergewichtigen Eseln sollte kein Weidegang gewährt werden, da das Risiko für das Entwickeln einer Hufrehe ansonsten sehr hoch ist. Futtermittel mit hohem Getreide- oder Melasseanteil sollten vermieden werden, da sie ein Risikofaktor für Magengeschwüre und Hufrehe bei Eseln darstellen können. Um eine ausgewogene Menge an Mineralien und Vitaminen zu füttern, kann ein vitaminisiertes Mineralfutter für Pferde eine geeignete Möglichkeit bieten. 

Untersuchung der Fütterungs praxis von Eseln in der Schweiz

Im Rahmen einer Bachelorarbeit der BFH-HAFL wurde 2024 die Fütterung von 39 Eseln, verteilt auf 8 Betrieben in der Schweiz, analysiert. Dabei wurden sowohl die Fütterung als auch das Auftreten ernährungsbedingter Krankheiten und der Body Condition Score (BCS) analysiert. Die Ergebnisse aus der Studie sind:

  •  Alle Esel erhielten Heu und hatten während einer limitierten Dauer Weidezugang
  • 7 Betriebe setzen Stroh für die Fütterung der Esel ein
  • 79 % der Esel erhielten Mineral- sowie Ergänzungsfutter
  • 64 % der untersuchten Esel wurden als zu dick beurteilt
  • 53 % der Esel litten unter fütterungsbedingten Gesundheitsproblemen (Hufrehe, Kolik, Fettleibigkeit, Magengeschwüre)

Die Ergebnisse dieser Arbeit deuten darauf hin, dass die Fütterung von Eseln in der Schweiz optimierungsbedürftig ist.

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