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Pflanzenbau

Eine vergessen gegangene Kultur mit Vorteilen

Die Bedeutung der beinahe vergessen gegangenen Kultur Buchweizen steigt wieder – für Konsumenten, weil Buchweizen eine glutenfreie Alternative zu Getreide darstellt, und für Produzenten, weil er anspruchslos im Anbau ist und in jede Fruchtfolge integriert werden kann.

Ungleich abreifende Pflanzen haben Blüten, unreife Nüsschen und reife Nüsschen am selben Blütenstand und bilden fortwährend neue Blütenstände.

Ungleich abreifende Pflanzen haben Blüten, unreife Nüsschen und reife Nüsschen am selben Blütenstand und bilden fortwährend neue Blütenstände.

(Bild: Simon Strahm)

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Aktualisiert am

Der Buchweizenanbau hatte in der Schweiz vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert eine lange Tradition. Mit der Intensivierung des Ackerbaus verlor er dann allerdings nach und nach an Bedeutung. Buchweizenprodukte sind heute vor allem noch in der Westschweiz in Form von Galettes und in Graubünden als Pizzoccheri bekannt. Mit der Zunahme von Glutenunverträglichkeiten und dem Wandel des Lebensstils hin zu bewussterer Ernährung steigt das Interesse an Buchweizen nun aber in der ganzen Schweiz wieder an. Auch für die Produzenten wird es je länger je wichtiger, ihre Fruchtfolge zu diversifizieren, um sich zum Beispiel gegen Ertragsausfälle einzelner Kulturen bei zunehmenden Wetterextremen abzusichern. Da Buchweizen bezüglich Boden und Nährstoffen anspruchslos ist und keine Verwandtschaften mit den häufig angebauten Getreidearten und Mais aufweist, eignet er sich problemlos zur Integration in bestehende Fruchtfolgen. Eine Herausforderung beim Anbau ist aber die Bestimmung des richtigen Erntezeitpunktes, da die bis anhin in der Schweiz am häufigsten angebaute französische Sorte La Harpe nicht gleichmässig abreift. Aufgrund des Zugangs zu neuen russischen Sorten mit einer gleichmässigen Abreife und höheren Kornerträgen wurden in einem von Agroscope in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) und der ETH Zürich durchgeführten Projekt Fragen zur Sorteneignung und Anbautechnik bearbeitet. Dies wurde durch die finanzielle Unterstützung von BioSuisse und der Fondation Sur-la-Croix ermöglicht.

Sortenunterschiede

Eine Eigenschaft, welche alle Buchweizensorten gemeinsam haben, ist der sehr schnelle Feldaufgang sowie eine vergleichsweise kurze Vegetationsdauer (ca. 115 Tage). Bei der Jugendentwicklung wurden allerdings Sortenunterschiede festgestellt. Die russischen Sorten Drushina, Dikul und Dialog entwickelten sich deutlich schneller als andere Sorten. Zusätzlich zum früheren Blühbeginn überzeugten die russischen Neuzüchtungen auch durch kürzere Pflanzen (80 – 100 cm; La Harpe 120 – 140 cm) und eine gleichmässigere (Korn)Abreife. Mit einem durchschnittlichen Ertragsniveau von 20 bis 25 dt / ha – in guten Jahren sogar bis 35 dt / ha – schnitten die Sorten Devyatka, Dialog, Dikul und Drushina besser ab als alle anderen Sorten (Erträge zwischen zehn und 17 dt / ha). Zusätzlicher Vorteil der Körner der russischen Sorten ist es, dass diese besser geschält werden können. Buchweizen ist jedoch nicht nur für die Kornproduktion von Interesse, sondern dient auch als Nektar- und Pollenspender in Blühstreifen- und Untersaatmischungen. Für diese Verwendungszwecke sind Eigenschaften wie Blühzeitpunkt, Blühdauer und die Attraktivität für Bestäuber entscheidend. In entsprechenden Erhebungen wurden ebenfalls Sortenunterschiede beobachtet. Somit ist die Wahl der geeigneten Sorte auf den Verwendungszweck und den Standort abzustimmen (siehe Tabelle).

Kurze Vegetationsdauer

Buchweizen ist eine sehr genügsame Pflanze und es sind bislang weder Krankheiten noch Schädlinge beobachtet worden. Als Hauptkultur zur Körnernutzung wird die Saat in unseren Breitengraden ab zirka Mitte Mai empfohlen, sofern danach kein Bodenfrost mehr erwartet wird. Die kurze Vegetationsdauer erlaubt auch den Anbau von Buchweizen als Zweitkultur zum Beispiel nach Gerste, wobei allerdings nicht mehr mit Maximalerträgen gerechnet werden kann. Als frostempfindliche Kultur eignet sich Buchweizen ebenfalls als abfrierende Winterbegrünung mit Saattermin im Herbst. Gesät wird Buchweizen mit einer normalen Getreidesämaschine, wobei die Ablagetiefe zwischen zwei und drei Zentimeter eingestellt werden soll, um ein rasches Auflaufen zu ermöglichen. Die Saatdichte sollte etwa 180 Körner / m2 betragen. Eine Düngergabe ist in der Regel nicht nötig – zu viel Stickstoff führt zu verstärkter Biomasseproduktion und damit zu einer Erhöhung der Lageranfälligkeit. An Standorten mit einem geringen Stickstoff-Mineralisierungsvermögen kann eine Stickstoffgabe bis 60 kg / ha (abzüglich des Nmin-Gehaltes im Boden) sinnvoll sein. Bei korrekt gewählten Saatterminen ist Buchweizen auf Grund der schnellen Jugendentwicklung und möglicherweise auch aufgrund von Wurzelausscheidungen (derzeit noch nicht abschliessend geklärt) in der Regel gegenüber Ackerunkräutern sehr konkurrenzstark. Sollte auf stark verunkrauteten Parzellen dennoch eine Unkrautregulierung nötig sein, kann sowohl der Striegel als auch das Hackgerät eingesetzt werden. In den Versuchen bei Agroscope hat sich der einmalige Einsatz des Hackgerätes im 4- bis 5-Blatt-Stadium am besten bewährt ohne dabei nennenswerte Ertragsverluste zu verursachen. Der mehrmalige Einsatz eines Gerätes oder deren Kombination hatte keine signifikante Reduktion des Unkrautes bewirkt. Der Einsatz vor Erreichen des 4- bis 5-Blatt-Stadiums wird nicht empfohlen, da der Schaden an der Kultur unter Umständen grösser sein kann als der Nutzen bei der Reduktion der Begleitarten. Aktuell sind in der Schweiz im Buchweizenanbau keine Herbizide zugelassen. Geerntet werden kann Buchweizen direkt mit dem Mähdrescher. Wichtig ist aber, dass das Erntegut nach der Ernte möglichst rasch getrocknet wird, um die Lagerfähigkeit zu gewährleisten und die Qualität sicherzustellen.

Verarbeitung und Vermarktung

Bei der Planung des Buchweizenanbaus ist zu beachten, dass die Vermarktungsmöglichkeiten bereits vor der Saat geklärt sind, da sonst der Absatz nicht garantiert werden kann. Entscheidend für die Sortenwahl ist die Form der Weiterverarbeitung, denn nicht alle Sorten lassen sich problemlos schälen. Schälversuche haben gezeigt, dass für geschälte Körner Sorten mit grossen Körnern zu bevorzugen sind, wohingegen für Mehl auch Sorten wie La Harpe mit kleineren Körnern verwendet werden können. Da der Markt in der Schweiz noch relativ klein ist, sind mögliche Absatzmengen zwingend mit einem Abnehmer vertraglich zu vereinbaren, ausser natürlich, wenn das Erntegut über die Direktvermarktung abgesetzt wird. Die künftige Bedeutung des Buchweizens in der Schweizer Landwirtschaft wird unter anderem von der Nachfrage der Konsumenten und der Entwicklung von neuen Buchweizenprodukten abhängen

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