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Pflanzenbau

Marktsituation und Anbauempfehlungen

Zum Jahresanfang 2020, haben 300 Landwirtschaftsbetriebe die Umstellung auf Biolandbau gewagt. Die Auswahl empfohlener Kulturen für Umstellbetriebe wird kleiner. Erfreulich ist der weiterhin wachsende Biokonsum.

«Eine Farbenpracht fürs Auge bieten Bio-Weizenfelder, wenn die Begleitflora in der Blüte steht.»(Bild: adobeStock/Rhönbergfoto)

«Eine Farbenpracht fürs Auge bieten Bio-Weizenfelder, wenn die Begleitflora in der Blüte steht.»
(Bild: adobeStock/Rhönbergfoto)

Publiziert am

Leiter Ressort Bio-Rohprodukte, fenaco GOF

Im Jahr 2019 betrug der Bioanteil auf dem Lebensmittelmarkt erstmals mehr als 10 Prozent. Pro Kopf kaufte die Schweizer Bevölkerung Bio-Lebensmittel im Wert von 377 Franken. Der Biolandbau macht 16,2 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus und der Flächenanteil im Talgebiet erreicht schon rund 11 Prozent. Das Angebot wird aufgrund der Umstellungen noch zunehmen und damit auch die Herausforderungen auf der Absatzseite.

Mais wie noch nie

Die Getreideerträge im Sommer 2019 waren gut und das vierte Jahr in Folge überzeugte der Brotweizen mit hervorragender Qualität. Durchschnittlich wurden über 13,3 Prozent Proteingehalt und rund 81,5 Kilogramm pro Hektoliter gemessen. Der Inlandanteil für Brotweizen liegt bei 60 Prozent (Vorjahr 45 Prozent).

Beim Futtergetreide ist er 2019 / 20 deutlich angestiegen und erreichte hohe 81 Prozent (Vorjahr 68,6 Prozent), dies bei einem gleichzeitigen Anstieg der Bio-Mischfutterproduktion um 3,2 Prozent. Der Körnermais trägt am stärksten zu diesem Anstieg bei. Die Körnermaismenge der Ernte 2019 nahm um sagenhafte 55 Prozent zu. Innert nur vier Jahren hat sich das Inlandangebot an Körnermais verfünffacht, auch wegen seiner hohen Rentabilität während der Umstellung.

Enttäuschend waren die Rapserträge, wobei nicht einmal die Hälfte der geplanten Vertragsmengen in den Sammelstellen übernommen wurden. Bei Sonnenblumen und Speisesojabohnen waren Angebot und Nachfrage ausgewogen.

Empfehlung Brotgetreide

Mahlweizen ist weiterhin die gefragteste Hauptkultur und die Schweizer Anbaufläche soll noch zunehmen. Damit verbunden werden die Ansprüche an die Qualität hoch bleiben. Der Roggenmarkt stagniert, weshalb keine Flächenausdehnung erwünscht ist.

Dinkel hat grundsätzlich gute Absatzaussichten, eine frühzeitig Abklärung mit der Sammelstelle ist aber zu empfehlen. Generell gilt für alle Brotgetreidearten: Es sind nur Sorten der Bio-Sortenliste (bioaktuell.ch) für die Vermarktung erwünscht. Bei der Sortenwahl für Mahlweizen ist nebst den Standortbedingungen der Bedarf nach kleberstarken Sorten von hoher Backqualität zu berücksichtigen. Aus der Züchtung von Agroscope / DSP sind die Sorten «Lorenzo» (relativ kurzstrohig und resistent) und «Molinera» (für frühe Lagen, begrannt) zu empfehlen. Neu als Bio-Saatgut zur Verfügung, mit sehr guten Resistenzeigenschaften und daher ebenfalls empfehlenswert, sind die Sorten «Rosatch» (begrannt) und «Baretta». Die begrannte Sorte «Fiorina» hat sich im Anbau als Sommerweizen bewährt, als ertragsstarke Alternative bietet sich neu auch «Diavel» an.

Aus der Züchtung GZPK bleibt «Wiwa» die Hauptsorte. Die neuere Sorte «Pizza» rückt zusehends nach und zeichnet sich durch eine gute Unkrautunterdrückung aufgrund ihrer Blattstellung aus.

Empfehlung Futtergetreide

Der Absatz bei Futtergetreide und Körnerleguminosen wird für die Umstellungsware zusehends anspruchsvoller. Es ist vermehrt mit Preisdifferenzen und Rückbehalten auf Umstellware zu rechnen, speziell für die Kulturen, welche an der Richtpreisrunde als Produkte «mit eingeschränkter Vermarktung» eingestuft werden.

Gerste und Triticale sind möglichst zurückhaltend in die Fruchtfolge einzuplanen. Futterhafer ist kaum gefragt, wohingegen heller Flockenhafer zu Lebensmittelzwecken (Vertragspflicht) eine steigende Nachfrage hat. Die empfohlenen Sorten sind «Eagle» im Herbstanbau und «Canyon» als Sommerhafer. Bei Futterweizen besteht noch kein Risiko der Überversorgung. Eine wertvolle Ergänzung zur bisherigen Sortenauswahl bietet die neue langstrohige Sorte «Poncione», welche auch mit hohem Ertrag überzeugt.

Stark ausdehnen: Futtersoja

Um eine ausgeglichene Marktversorgung zu erreichen, sollten besonders Umstellbetriebe ihre Körnermaisfläche reduzieren und stattdessen ein Maximum an Futtersoja anbauen. Körnerleguminosen wie Erbsen, Ackerbohnen, Lupinen oder Soja gehören in die Bio-Ackerfruchtfolge und werden vom Markt auch aufgenommen. Der Bedarf an einheimischem Futtersoja – Knospe und Umstellung – wächst aufgrund der neuen Bio Suisse Richtlinien bei der Wiederkäuerfütterung enorm. Die Mischfutterhersteller, darunter die UFA AG, hoffen für die Ernte 2021 auf eine regelrechte Anbauoffensive. Bio-Saatgut der Sorten «Obélix» (frühe Sorte), «Galice» (mittelfrüh, ertragreich) und «Aurelina» (mittelfrüh, hoher Proteingehalt) sind auf dem Markt erhältlich.

Im Bereich der Mischkulturen ist vor allem die Kombination Gerste-Erbse und eventuell Hafer-Ackerbohne zu empfehlen. Für andere Kombinationen ist es notwendig, dass die Produktionsbetriebe vorher mit der übernehmenden Sammelstelle klären, ob eine Trennung möglich ist.

Für den Tofusoja-Vertragsanbau mit einer der derzeit sechs Sammelstellen ist es obligatorisch, eine proteinreiche Speisesorte mit farblosem Nabel zu wählen. Die passenden Hauptsorten aus inländischer Vermehrung sind «Proteix», «Aveline» und einzelne weitere Sorten.

Rapsproduzenten gesucht

Für alle Ölsaaten gilt: Nur ausgewählte Sammelstellen im Maxi-Verbund erhalten eine Zuteilungsmenge und vergeben Anbauverträge. Aufgrund der bescheidenen Mengenentwicklung werden bisherige Vertragsproduzenten priorisiert. Für Umstell-Ölsaaten gibt es weiterhin keine Absatzmöglichkeiten im Lebensmittelmarkt. Beim klassischen Raps-Typ bleibt die mittelfrühe Liniensorte «Sammy» der Standard, beim HOLL-Raps die Hybridsorte V316OL. Es werden neue Bio-Rapsproduzenten gesucht, daher empfiehlt sich eine frühzeitige Anfrage bei der Bio-Sammelstelle. Im Bio-Sonnenblumenanbau werden für den klassischen Typ ein bis zwei ungebeizte Sorten zur Verfügung stehen, für den HO-Typ bleibt die Empfehlung bei der ungebeizten Hauptsorte LG 55,24HO.

Vermarktung 2019 / 20

fenaco zahlte den Sammelstellen im Maxi-Verbund in der Endauszahlung (exklusive Protein- und Hektoliterzuschläge) durchschnittlich 103 Franken pro Dezitonne für den Bio-Mahlweizen, 92 Franken pro Dezitonne für den Bio-Mahlroggen und 109 Franken pro Dezitonne für den Bio-Dinkel. Im mengenlimitierten Anbauprojekt Mahlweizen «Umstellungsknospe» hat wiederum eine Prämie von 6 Franken pro Dezitonne über dem Futterweizenrichtpreis resultiert. Der Auszahlungspreis für Bio-Flockenhafer lag bei 77 Franken pro Dezitonne und damit 13 Franken pro Dezitonne über dem Futterhafer.

Die Auszahlungspreise für das Bio-Futtergetreide entsprechen den geltenden Bio Suisse Richtpreisen.

Die Endauszahlungspreise der Ölsaaten im Rahmen des Vertragsanbaus lagen für Bio-Raps, Typ «klassisch» und Typ HOLL, bei 195 Franken pro Dezitonne, für Bio-Sonnenblumen «klassisch» bei 144 Franken pro Dezitonne, für Bio-Sonnenblumen HO bei 147 Franken pro Dezitonne und für Sojabohnen «Tofu» bei 210 Franken pro Dezitonne.

 

Weitere Informationen

Liste der Maxi Bio-Sammelstellen unter www.fenaco-gof.ch ➞ Bio Produkte.
Informationen zum Thema Saatgut, Sorten und deren Eigenschaften unter www.ufasamen.ch und im UFA-Feldsamenkatalog.

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