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Betriebsführung

Aus der WG-Küche zum Grossverteiler

Das Unternehmen Fabas hat sich darauf spezialisiert, Schweizer Hummus herzustellen. Mittlerweile sind auch weitere pflanzliche Lebensmittel hinzugekommen. Das Besondere: Fabas lässt die pflanzlichen Proteine im Inland produzieren und unterstützt so auch die heimische Landwirtschaft.

Für ihren Hummus verwendet Fabas ausschliesslich Zutaten aus der Schweiz. Sesampaste und Zitronensaft wurden durch Sonnenblumenkerne und Apfelessig...

Für ihren Hummus verwendet Fabas ausschliesslich Zutaten aus der Schweiz. Sesampaste und Zitronensaft wurden durch Sonnenblumenkerne und Apfelessig ersetzt.

Publiziert am

Redaktorin, Landwirtschaftlicher Informationsdienst LID

Die Idee für Fabas, ein Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Produkten aus pflanzlichen Proteinen aus der Schweiz spezialisiert hat, entstand aus einer Erkenntnis, die Anik Thaler während ihres Agrarstudiums an der ETH hatte: Sie bemerkte, dass, trotz der Beliebtheit von pflanzlichen Produkten in der Schweiz, die Rohstoffe dafür fast ausschliesslich aus dem Ausland stammten. «Aus dem Studium wusste ich, dass der Anbau von pflanzlichem Protein hierzulande sehr wohl möglich ist», erklärt Anik Thaler und ergänzt: «Kurzerhand habe ich ein Rezept für einen Hummus aus Schweizer Zutaten kreiert und gemeinsam mit Bio-Landwirt Lukas Weidmann aus Schlieren Kichererbsen dafür angebaut – das ganze Projekt hat bei mir zu Hause in der WG-Küche begonnen und ist dann stetig gewachsen.»

Das Unternehmen wird grösser

In der Zwischenzeit hat sich Fabas erheblich weiterentwickelt: Während das Unternehmen mit der Produktion einer Hummussorte begann, hat es heute sechs verschiedene Varianten Hummus sowie seit Anfang 2023 auch zwei Arten von Bohnenburgern und Erbsenfalafeln im Sortiment. Die Produktionsmenge konnte seit der Gründung von wöchentlich rund 10 Kilogramm auf heute etwa 150 bis 250 Kilogramm pro Woche gesteigert werden.

Und auch die Zusammenarbeit mit den Produzentinnen und Produzenten konnte Fabas stark ausbauen: «Aktuell bauen rund 20 Landwirtinnen und Landwirte auf etwa 30 Hektaren Hülsenfrüchte für uns an – dies reicht von Eiweisserbsen über Ackerbohnen bis hin zu Kichererbsen, sowohl in Bio als auch in IP-Suisse-Qualität», erzählt Anik Thaler. Tatsächlich erhalte das Unternehmen inzwischen viele Anfragen von Betrieben, die Hülsenfrüchte für sie anbauen möchten. Dieser Ansturm sei vermutlich auch auf die Einzelkulturbeiträge zurückzuführen, die seit Anfang 2023 vom BLW für Proteinpflanzen für den Speisekanal bezahlt werden, vermutet Anik Thaler. «Aktuell müssen wir aber leider sehr vielen Interessierten absagen, da unser derzeitiger Bedarf an Hülsenfrüchten gedeckt ist», resümiert die Unternehmerin.

Zu wenig Förderung pflanzlicher Proteine

«Unser Ziel ist es, die Produktion von pflanzlichen Proteinen aus der Schweiz zu erhöhen – damit das aber funktioniert, müssen wir unseren Absatz ankurbeln und mehr Produkte verkaufen», erläutert Anik Thaler weiter. Das sei allerdings nicht so einfach, da die Kundschaft sehr preissensibel sei und es keinen Schutzmechanismus wie den Grenzschutz, Zollkontingente oder Absatzförderungen für in der Schweiz angebaute Hülsenfrüchte gebe. Auch Einzelkulturbeiträge und die Sortenzüchtung spielten eine irrsinnig grosse Rolle für die Preissituation. Die Produktion von pflanzlichen Proteinen werde derzeit kaum unterstützt, resümiert die Jungunternehmerin: «Das ist tragisch, wenn man sich vor Augen führt, wie wertvoll Hülsenfrüchte für den Menschen und die Umwelt sind.» Entsprechend setze sich Fabas im Rahmen der Möglichkeiten dafür ein, dass die Produktion von pflanzlichen Proteinen in der Schweiz verstärkt unterstützt werde – auch für ihre Produzentinnen und Produzenten.

Eine weitere Schwierigkeit für Fabas ist der Druck durch ähnliche Importprodukte: Die Kosten für in der Schweiz angebaute Hülsenfrüchte sind bis zu siebenmal höher als für ausländische Ware, und der Preisaufschlag für die Kundschaft beträgt im Endprodukt etwa 25 Prozent. «Der Preis des Endprodukts beinhaltet aber auch noch die Kosten für die Verarbeitung, die bei uns ebenfalls in der Schweiz erfolgt und entsprechend Arbeitsplätze schafft», veranschaulicht Anik Thaler.

Nachhaltigkeit und Austausch

Fabas sei ausserdem bestrebt, die gesamte Hülsenfrucht zu nutzen, um Abfall zu minimieren. «In unserem Hummus, Burger oder Falafel verwenden wir die ganze Hülsenfrucht, sodass keine Nebenströme anfallen – möchte man aber nur das Protein der Hülsenfrucht extrahieren, fallen zwangsläufig Nebenströme an», erklärt Anik Thaler. Das Unternehmen suche darum nach Wegen, die Stärke und andere Nebenprodukte aus diesem Prozess zu nutzen, sei es in Backwaren, Pasta oder als Tierfutter.

«Viele von unseren Landwirtinnen und Landwirten schätzen es, dass sie direkt für Menschen produzieren.»

Anik Thaler, Fabas

«Viele von unseren Landwirtinnen und Landwirten schätzen es, dass sie direkt für Menschen produzieren können und dass sie genau wissen, in welchen Produkten ihre Ernte landet», so Anik Thaler. Ausserdem hätten Hülsenfrüchte auch eine positive Wirkung auf die Bodengesundheit, was für viele Betriebe ein weiterer Grund sei, Hülsenfrüchte in die Fruchtfolge aufzunehmen, da Hülsenfrüchte Stickstoff aus der Luft im Boden fixierten. Dadurch müsse deutlich weniger Dünger verwendet werden. «Zudem haben wir inzwischen eine richtige Community auf die Beine gestellt und betreiben einen Whatsapp-Chat, wo sich die Landwirtinnen und Landwirte untereinander austauschen können, damit Erfahrungen schnell und unkompliziert geteilt und Rat eingeholt werden kann», erzählt Anik Thaler weiter. Daneben würden Events wie das «Fabas Fyrabigbier» oder Feldbegehungen veranstaltet. Dabei können sich Gleichgesinnte austauschen und Neues über Hülsenfrüchte lernen. 

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2023 zeigt der Landwirtschaftliche Informationsdienst mit seiner Serie Start-up, wie Landwirtschaftsbetriebe und Jungunternehmen gegen seitig von innovativen Geschäftsmodellen profitieren und welchen Herausforderungen sie sich stellen müssen.

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