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Landleben

Schweizer Sterne

Jedes Jahr in der Weihnachtszeit ziehen die Weihnachtssterne in viele Haushalte ein. Die meist rotblättrigen Topfpflanzen kommen in der Regel aus Afrika in die Schweiz und werden hier von Zierpflanzenbetrieben angezogen. Damit die Pflanzen an Weihnachten leuchtend rot blühen, ist erstaunlich viel zu beachten.

Fertig dekoriert in verschiedenen Farben und Formen kommen die Weihnachtssterne in den Handel.

Fertig dekoriert in verschiedenen Farben und Formen kommen die Weihnachtssterne in den Handel.

(Jost Pflanzen AG)

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Aktualisiert am

Redaktorin UFA-Revue

In einigen Läden sind schon Ende August die ersten Lebkuchen zu finden. Manch einer wird das mit einem Kopfschütteln quittieren. Spätestens wenn sich die ersten Weihnachtssterne zu den Lebkuchen gesellen, ist Weihnachten nicht mehr fern.

Zuhause wo andere Urlaub machen

Weihnachtssterne, auch Poinsettie genannt, gehören zur Familie der Wolfsmilchgewächse und kommen ursprünglich aus Mexiko. Die teils verwilderten Naturformen unterscheiden sich vor allem durch ihre erstaunliche Grösse von den Topfpflanzen wie man sie kennt. Es sind imposante Sträucher, die vier bis fünf Meter hoch werden können und mit ihrem verholzten Stamm und den Zweigen eher an einen Baum erinnern. Sie gelangten Mitte des 19. Jahrhunderts nach Europa. Heute sind die knallig roten Topfpflanzen zur Weihnachtszeit auch in der Schweiz überall zu finden. Produziert werden sie in grossen Mengen von ein paar wenigen Gärtnereien.

Weihnachten beginnt im Mai

Einer dieser Betriebe, die den Schweizer Handel mit Weihnachtssternen beliefern, ist der Zierpflanzenbetrieb Jost aus Wiedlisbach (BE). Für den Betrieb Jost machen Weihnachtssterne ungefähr zwölf Prozent des Jahresumsatzes aus. Somit entscheiden die Weihnachtssterne massgeblich, ob es ein gutes Verkaufsjahr wird. Regina Rüegsegger ist stellvertretende Geschäftsleiterin bei Jost und verantwortlich für den Verkauf. Bei ihr beginnt Weihnachten schon im Mai, denn dann, wenn andere den Frühling geniessen, kommen bei Jost Pflanzen AG die ersten grossen Kisten mit Weihnachtssternen aus Kenia an. Die Mutterpflanzen werden dort auf einer Plantage nach Fair Trade-Vorschriften angebaut. Grosse Ähnlichkeit mit den bekannten Topfpflanzen haben die gelieferten Triebstücke allerdings noch nicht. Sie werden zu je 100 Stück einer Sorte, in Folie verpackt, versandt.

Produktionsrhythmus

Die Gewächshäuser bei Jost sind extra auf die Produktion der Weihnachtssterne ausgerichtet. Es hat angenehme 20 °C im Inneren, allerdings verbunden mit einer hohen Luftfeuchtigkeit, dank dem Sprühvernebler. An den meterlangen Tischen werden an bis zu drei Tagen pro Woche die Stecklinge, auch Poins genannt (abgeleitet von Poinsettie), gesteckt, welche später Weihnachtssterne werden. Dafür wurden von Jost eigens Substrattöpfchen hergestellt. Weiterhin treffen im Wochentakt die Ladungen aus Kenia ein, um bis Weihnachten immer frische Pflanzen in der richtigen Grösse vorrätig zu haben.
Eingeteilt wird bei der Produktion nach dem Durchmesser des Topfes, in dem die Pflanze später im Laden verkauft wird. Für einen Topf mit sechs Zentimeter Durchmesser muss die Pflanze, nachdem sie Wurzeln gebildet hat, beispielsweise acht Wochen lang wachsen. Auf die Frage, ob sich die Produktion über die Jahre verändert habe, antwortet Rüegsegger: «Viel verändert hat sich eigentlich nicht. Aber im Pflanzenschutz setzen wir jetzt stark auf Nützlinge, zum Beispiel gegen die weisse Fliege.» Auf die Qualität der Produktion wird streng geachtet, nur so können die Weihnachtssterne unter dem Label Suisse Garantie angeboten werden.

Die Tage werden kürzer

Weihnachtssterne sind Kurztagpflanzen, was bedeutet, dass sie zur Blütenbildung Tage mit langen Dunkelphasen brauchen. Dies bedeutet mindestens zwölf Stunden Dunkelheit pro Tag. Bei Weihnachtssternen kommt noch ein weiterer wichtiger Aspekt hinzu, der dafürspricht, den Pflanzen ihre kurzen Tage zu ermöglichen: die charakteristisch roten Blätter färben sich nur bei langen Dunkelphasen. Dabei sind die Blätter nicht wie oft angenommen ein Teil der Blüte, sondern Hochblätter, die durch ihre kräftige Farbe Insekten zur Bestäubung anlocken. Die eigentliche Blüte sitzt im Zentrum der Hochblätter. Sie ist klein, gelb und von kugelförmiger Gestalt. Im Oktober werden die Gewächshäuser in Wiedlisbach abgedunkelt, damit die Pflanzen zu Weihnachten in leuchtendem Rot in den Läden stehen.

«Die Weihnachtssterne entscheiden massgeblich, ob es ein gutes Verkaufsjahr wird.»

Regina Rüegsegger

Countdown bis Weihnachten

Beginnt die Weihnachtszeit, dann werden bei Jost Pflanzen AG die Kisten mit Weihnachtskugeln und Glitzerstaub hervorgeholt, um die Weihnachtssterne für den Handel zu schmücken. Ob es dabei Trends gibt? «Der Trend betrifft vor allem die Farbe und Gestalt der Weihnachtssterne selbst», erzählt Rüegsegger. «In manchen Jahren sind mehr weisse gewünscht, dann sind gesprenkelte im Kommen oder auch immer mehr solche mit kleinem Stämmchen.» Es wird anhand der Verkaufszahlen des Vorjahres und der Absprache mit den Kunden entschieden, was produziert wird. Sorten spielen dabei weniger eine Rolle für den Kunden. «Uns ist wichtig, dass wir ein breites Sortiment anbieten können», fügt die stellvertretende Geschäftsführerin hinzu. Sind die Weihnachtssterne für den Handel fertig dekoriert, werden sie besonders sorgfältig in spezielle Kisten aus dickem Karton verpackt. Diese Kisten schützen die Pflanzen vor Kälte bis zu 5 °C. Das ist wichtig, da Weihnachtssterne keine Kälte vertragen. Ausgeliefert wird bis zum 24. Dezember an die verschiedenen Detailhändler oder auch Agrarmärkte.

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Ab Mai werden an den langen Tischen in den Gewächshäusern der Jost Pflanzen AG die Poins (Stecklinge) gesteckt.

(Jost Pflanzen AG)

Die Primeln warten schon

Was passiert mit den nicht verkauften Weihnachtssternen? Regina Rüegsegger erklärt bedauernd, dass die Reste der Produktion kompostiert werden. Der Platz im Gewächshaus ist begehrt und am 26. Dezember ziehen schon die Primeln ein. Noch eine letzte Frage bleibt, um sie Regina Rüegsegger zu stellen: Wird es ein gutes Jahr für den Verkauf werden? Darauf antwortet Rüegsegger: «Das kommt auf das Wetter an. Wenn es schneit, werden mehr Weihnachtssterne gekauft.» 

Kauf und Pflege von Weihnachtssternen

• Keine Pflanzen kaufen, die in der Kälte standen. 
• Auf die Blüten achten: solche auswählen, die grüngelbe Knospen zeigen. 
• Die Pflanzen beim Transport nach Hause vor Kälte schützen. 
• Einen warmen, hellen Standort wählen. 
• Mit lauwarmem Wasser giessen und Staunässe vermeiden. 
• Keine Zugluft. 
• Nach der Blüte einmal im Monat normalen Dünger ins Giesswasser geben. Helle Flecken oder braune Ränder deuten auf einen Nährstoffmangel hin. 
• Weihnachtssterne sind mehrjährige Pflanzen. Wer möchte, kann versuchen, sie länger zu erhalten. Dazu sollten sie auch einmal zurückgeschnitten werden. 
• Verlieren die Blätter an Farbe, kann die Pflanze täglich 13 Stunden ins Dunkle gestellt werden, dass sich die Blätter wieder rot färben. 
• Achtung: für Haustiere ist die Pflanze giftig

Eine kleine Weihnachtsgeschichte

Vermutlich hat eine Legende dafür gesorgt, dass diese tropische Pflanze mit Weihnachten in Verbindung gebracht wird. In der Geschichte, die in Mexiko spielt, ging ein armes kleines Mädchen zur Kirche. Sie war sehr traurig, da sie nichts hatte, was sie dem Jesuskind als Geschenk mitbringen konnte. Stattdessen pflückte sie einige Pflanzen, die sie in der Natur fand und legte sie vor den Altar. Sie weinte bitterlich und als ihre Tränen auf die Pflanzen fielen, erstrahlten diese, wie durch ein Wunder, in leuchtendem Rot.

Weitere Informationen

Der heutige Betrieb Jost Pflanzen AG fand seinen Ursprung 1931. Mittlerweile unterhält die AG drei Produktionsstandorte in der Schweiz mit dem Hauptsitz in Wiedlisbach. www.jost-pflanzen.ch

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