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Landleben

Wie wird das Wetter, Frosch?

Unter den Wettervorhersagen im Volksmund und den Bauernregeln gibt es solche, die verlässlich sind. Andere dagegen darf man nicht ganz ernst nehmen, da sie auf einem Beobachtungsirrtum oder einer Fehlinterpretation beruhen. Wie aber funktionieren die biologischen Meteosignale?

Amphibien

Da Amphibien nicht auf Luftdruck reagieren, war das «lebende Barometer» mit dem Laubfrosch im Einmachglas nicht nur eine Tierquälerei, sondern an sich ein Flop.

(fotolia)

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Aktualisiert am

Zootierarzt und Wissenschaftspublizist

Es ist schwierig, die Zukunft vorherzusagen, vor allem deshalb, weil sie erst noch bevorsteht. Diese Binsenwahrheit bestätigt sich selbst bei modernsten Computerprogrammen, mit denen meteorologische Vorschauen gemacht werden. Früher basierten Vorhersagen auf Beobachtungen von Pflanzen und Tieren, die bei einem Wetterumschwung ihr Verhalten ändern. Viele davon erwiesen sich mittlerweile als unverlässlich oder schlichtweg falsch, da entsprechende Verhaltensweisen von Flora und Fauna nicht richtig beobachtet oder falsch intepretiert wurden. Doch aus manchen Signalen lassen sich tatschlich gewisse meteorologische Vorhersagen ableiten.

Wetterfühlige Pflanzen

Pflanzen und Tiere verändern ihr Verhalten aufgrund von Witterungseinflüssen. Pflanzen reagieren – als Photometer oder als Hygrometer – hauptsächlich auf Veränderungen von Licht und Luftfeuchtigkeit. Tiere tun dies ebenfalls, nur dass sie zusätzlich noch auf atmosphärischen Druck und Temperatur ansprechen, wie Barometer und Thermometer.

Photometrische Pflanzen antworten auf Richtung und Stärke des Lichteinfalls. Einige können sogar ihre Blätter nach der Lichtstrahlung ausrichten, um so die Photosynthese zu steigern, etwa der Echte Mehlbeerbaum. Enziane und Seerosen reagieren selbst auf kurzfristige Veränderungen der Helligkeit und schliessen ihre Blüten, wenn eine Wolke im Vorbeiziehen die Sonne verdeckt.

Hygrometrische Pflanzen verändern je nach Feuchtigkeitsgrad der Luft den Wassergehalt bestimmter Zellen, wie beispielsweise der Strandhafer. Das Strandhaferblatt rollt sich bei Trockenheit ein und öffnet sich, wenn es feucht ist, weil die Zellen auf der Blattinnenseite mehr Wasser speichern und anschwellen. Während sich die Blüten von Blauem Lattich, von Grossem Wiesenknopf und vom Fünffingerkraut bei aufziehendem Regen öffnen, machen es Sauerklee, Gänseblümchen und Löwenzahl gerade umgekehrt. Analoges zeigen Tannzapfen: Sie öffnen sich bei Trockenheit und schliessen sich, wenn es feucht wird.

Insekten als Temperaturmesser

Bei den Tieren reagieren vor allem diejenigen auf höhere Luftfeuchtigkeit, welche sich bei Trockenheit verkriechen und Regenperioden für Ernährung und Fortpflanzung nutzen – also Schnecken, Regenwürmer und Asseln. Deshalb: Asseln an den Wänden, schlechtes Wetter nicht zu ändern (ausser es handle sich um Innenwände; dann könnte es sein, dass die Wohnung feucht ist).

Sind Fliegen und Bremsen lästig, wird das Wetter schlecht, besagt eine Bauernregel. Sie hat Recht, denn die schwüle Atmosphäre vor einem Gewitter bringt Menschen und Tiere zum Schwitzen. Der aufkommende Wind verbreitet den Schweissgeruch, der wie ein Lockmittel für die Insekten wirkt. Erklärbar ist auch die folgende Volksweisheit: «Ist das Spinnennetz gut befestigt, wird das Wetter heftig». Tatsächlich zieht sich die Spinnenseide zusammen und wird kürzer und dicker, wenn sie Wasser aufsaugt.

Selbst Temperaturmessung ohne Thermometer ist möglich, weil das Verhalten vieler Insekten temperaturabhängig ist. Zum Beispiel zirpen Grillen und Heuschrecken nur dann, wenn es mindestens 12 bis 15 Grad warm ist. So haben während der Hitzewelle im Sommer 2003 in Italien die normalerweise tagaktiven Zikaden auf Nachtkonzert umgestellt.

Der Laubfrosch – ein Flop

Dass Amphibien auf Luftdruckveränderungen reagieren sollen, liess sich in Versuchen nicht bestätigen. Deshalb hat sich der Laubfrosch auf dem Leiterchen im Einmachglas als «lebendes Barometer» nicht bewährt – zum Glück für den Frosch. Aber es gibt tatsächlich Barometertiere, nämlich parasitäre Wespen, die ihre Eier in andere Insekten legen. Bei Druckabfall vor schlechtem Wetter beschleunigen sie die Eiablage in hektischer Weise. Auch Reisebrieftauben arbeiten mit Druckunterschieden – und das innerhalb von nur zehn Metern Höhendifferenz. Sie haben also sozusagen einen biologischen Höhenmesser eingebaut.

Oft sind vermeintliche Wetterpropheten unter den Tieren nur indirekt solche. Meistens sind es ihre Beutetiere, die je nach Witterung ihr Verhalten ändern. So sind Maulwürfe vor einem Gewitter nur deshalb so eifrig, weil es auch die Regenwürmer sind, die auf ihrem Speisezettel stehen. Und der Spruch «Wenn die Schwalben niedrig fliegen, man wird Regenwetter kriegen» bezieht sich eigentlich nicht auf die Schwalben, sondern auf die von ihnen gejagten Insekten, die bei fallendem Luftdruck bodennah herumschwirren.

Noch gibt es Rätsel

Immens ist das Feld ungeklärter Indizien. Daher wird intensiv geforscht an der Fähigkeit gewisser Tiere, feine Erschütterungen und schwache elektromagnetische Wellen zu registrieren, die einem Erdbeben vorausgehen. So rettete die aussergewöhnliche Unruhe von Hunden in der chinesischen Stadt Haicheng beim Erdbeben von 1975 dank frühzeitiger Evakuierung 90 000 Menschen das Leben. Und bei der Tsu-nami-Katastrophe überraschte der Umstand, dass praktisch keine Wildtiere ertranken. Es gibt also noch Rätsel zu entschlüsseln. 

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