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Landtechnik

Chancen und Gefahren der Digitalisierung

In der Schweiz beschränken sich die konkreten Smart Farming-Anwendungen noch vorwiegend auf den Einsatz in der wissenschaftlichen Forschung oder auf Teilbereiche. Dies dürfte sich aber in den kommenden Jahren rasant ändern, insbesondere weil die verschiedenen Systeme und ihre Daten immer stärker interagieren und zusammenwachsen werden.

Autonomer Roboter zur Unkrautbekämpfung in Rüben.

Autonomer Roboter zur Unkrautbekämpfung in Rüben.

(Ecorobotix)

Publiziert am

Aktualisiert am

Leiter Departement Wirtschaft, Bildung und Internationales, SBV

Stv. Leiter Departement Wirtschaft, Bildung und Internationales, Schweizer Bauernverband

In Anlehnung an die vierte industrielle Revolution («Industrie 4.0») wird die digitale Durchdringung der Landwirtschaft als «Landwirtschaft 4.0» bezeichnet. Häufig spricht man auch von «Smart Farming». Darunter werden miteinander vernetzte, intelligente und zum Teil autonom handelnde Systeme im Dienste der Landwirtschaft verstanden. Solche Systeme übernehmen landwirtschaftliche Arbeiten. Diese reichen vom Monitoring der Nährstoffversorgung einer Kultur über die punktgenaue autonome Unkrautoder Schädlingsbekämpfung bis hin zum Fütterungsroboter für Milchkühe. Diese Maschinen und Systeme sind vernetzt, tauschen laufend Daten aus und reagieren autonom auf Zustandsänderungen in der Umgebung. Dabei werden riesige Mengen unterschiedlicher Daten generiert, zusammengeführt und analysiert («Big Data»). Diese Daten haben das Potential, Entscheidungen smarter zu machen, den Ressourceneinsatz effizienter zu gestalten oder ganze Prozesse lückenlos und transparent zu dokumentieren. Die Aggregation von Daten über mehrere Landwirtschaftsbetriebe oder entlang der Wertschöpfungskette lassen auch ganz neue Erkenntnisse über den Zustand von Branchen und Märkten praktisch in Echtzeit zu (Versorgungslage, Qualität, Sicherheit, Prognosen bezüglich Mengen und Preisen etc.).

Aufgrund der Möglichkeiten, welche diese Daten bieten, müssen zentrale Fragen geklärt werden einerseits betreffs Datenschutz (wer hat Zugriff auf die Daten?) und andererseits betreffs Datenhoheit (wem gehören die Daten, wer kann über deren Verwendung bestimmen?). Haftungsfragen bekommen bei autonomen Systemen eine neue noch völlig ungeklärte Bedeutung. Dem Staat kommt eine wichtige ordnende Rolle zu: Er muss verbindliche rechtliche Rahmenbedingungen definieren. Die Erfahrung lehrt uns aber, dass die Regulierung der technischen Innovation normalerweise «hinterherhinkt», weshalb auch privatrechtliche Anstrengungen und Regelungen wichtig sind.

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Gegen den Maiszünsler werden Trichogramma mit Hilfe einer Drohne über dem Maisfeld ausgebracht.

(UFA-Samen Nützlinge)

Der SBV steht mit verschiedenen Akteuren und Promotern der digitalen Landwirtschaft in Kontakt: HAFL, ETH, Agroscope, Agridea, fenaco, Identitas, Landtechnik (Hersteller, Handel, Lohnunternehmer) und Behörden.

Die Zukunft hat bereits begonnen – so kommen beispielsweise in der Schweiz schon heute Drohnen zum Einsatz wie beispielsweise beim Aufspüren von Rehkitzen, in der Fernerkundung der Nährstoffversorgung von Kulturen, zum Aussetzen von Trichogramma gegen Maiszünsler oder als «fliegende Rückenspritzen» im Rebbau.

Der SBV will eine aktive Rolle einnehmen und diese Entwicklung mitgestalten. Es stellt sich nämlich nicht die Frage, ob man die Digitalisierung will oder nicht, sondern wie man sie aktiv mitgestalten kann.

Die vordringlichen Handlungsachsen für den SBV sind:

  • Voraussetzungen schaffen: Forschung, Bildung und Beratung
  • Umsetzungsunterstützung: Kooperation, gemeinsame Beschaffung, Bereitstellung gemeinsamer Infrastrukturen (z. B. für Datenaustausch und -haltung)
  • Verlässliche Rahmenbedingungen: Klärung von Fragen des Datenschutzes, der Datenhoheit und der Haftung sowie die Durchsetzung von Standards.

Smart Farming birgt Chancen und Gefahren

Chancen

  • Produktivitäts- und Effizienz gewinne 
  • Schonung der Umwelt und Erhöhung des Tierwohls bei gesteigerter Produktion
  • Entlastung von monotonen Arbeiten 
  • Neue Geschäftsfelder, neue Geschäftsmodelle, neue Nischen 
  • Neue Kooperations- und Finanzierungsmodelle (horizontal, vertikal)
  • Bessere Entscheidungshilfen, Informationsgewinn, Austausch von Infos 
  • Transparenz, Rückverfolgbarkeit, Beweismittel 
  • Administrative Vereinfachung, Automatisierung der Datenerfassung, Vermeidung von Mehrfacherfassung

Gefahren

  • Übernahme der neuen Technologien misslingt (Strukturen, Kompetenz, Bildung, Kosten, …) 
  • Rationalisierung → Verschwinden von Betrieben und Arbeitsplätzen → Beschleunigter Strukturwandel
  • Familienbetrieb verliert Attraktivität 
  • Aufgeben von Entscheidungskompetenz durch Integration (ausführender Auftragsempfänger)  Abhängigkeit von Systemanbietern und proprietären, inkompatiblen Systemen
  • Irreversible Kosten (Sunk costs) infolge Fehlentwicklungen/Sackgassen 
  • Datenverlust, Verlust der Datenhoheit, Lecks im Datenschutz, übermässige Transparenz
  • Überadministration, Überlastung, Überkontrolle, Dokumentationszwang
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