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Landtechnik

Vom Landwirt zum Energiewirt mit der Kraft der Sonne

Landwirtschaftliche Betriebsgebäude bieten viel Potenzial für die Produktion von Solarenergie. Landwirtinnen und Landwirte senken mit selbst erzeugtem Solarstrom ihre Betriebskosten und leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Sogar der Handel mit Solarstrom ist möglich.

Familie Stauffacher hat eine grosse Vision: den energetisch autarken Betrieb ihres Hofes.

Familie Stauffacher hat eine grosse Vision: den energetisch autarken Betrieb ihres Hofes.

Publiziert am

Energie spielt eine zentrale Rolle in der Landwirtschaft. Der Schweizer Bauernverband beziffert den jährlichen Energiebedarf eines Durchschnittsbetriebes auf rund 20 000 kWh Strom sowie 4000 l Diesel (40 000 kWh). Hinzu kommen je nach Betriebszweig unterschiedliche Heizstoffe. Die zunehmende Mechanisierung und Automatisierung erhöht den Strombedarf zusätzlich. Gleichzeitig ist gerade in der Landwirtschaft das Potenzial zur Nutzung erneuerbarer Energie enorm. Ökonomiegebäude wie Ställe oder Scheunen bieten viel Fläche zur Produktion von Solarstrom und damit zur Verbesserung der eigenen Energiebilanz.

Leistung und Kosten müssen zuerst eingeschätzt werden.

Die schrittweise Umstellung ihres Betriebes auf die Versorgung mit erneuerbarer Energie war seit langem der Wunsch von Karin und Ueli Stauffacher. Als sie sich im vergangenen Jahr für den Bau eines zweiten Pouletmaststalls auf ihrem Hof in Mettmenstetten (ZH) entschieden, sollte dieser sowohl technisch als auch energetisch auf dem neuesten Stand in puncto Nachhaltigkeit sein. Eines Tages möchte Ueli Stauffacher seinen gesamten Hof nebst Wohnhaus komplett autark betreiben, das heisst ausschliesslich mit selbst produzierter Energie.

Steigerung des Eigenverbrauchs

• Einen Batteriespeicher installieren, um den am Tag gewonnenen Strom zu Hochtarifzeiten oder nachts zu nutzen.

• Zeitunkritische Stromverbraucher dann laufen lassen, wenn die Sonne scheint oder der Batteriespeicher voll ist.

• Wärmepumpe, Elektroboiler oder Ladestationen für E-Autos oder E-Traktoren mit der Solaranlage koppeln.

• Zusammenschluss zum Eigenverbrauch mit Nachbarn gründen und gemeinsam vom Solarstrom profitieren.

Planung und Rentabilität

Die 840 m² grosse Dachfläche des neuen Maststalls sowie die leicht exponierte Lage des Hofes am Ortsrand erwiesen sich als ideal für die Produktion von Solarstrom. Über die LANDI Albis, für welche Stauffacher in einem Teilzeitpensum arbeitet, kam der Kontakt zu Agrola zustande. Das Departement Energie der fenaco bietet Landwirtinnen und Landwirten ein umfangreiches Portfolio an Solardienstleistungen an – von der Planung über die Umsetzung bis hin zur Wartung und Instandhaltung von Solaranlagen. Solarrechner, welche auf den Webseiten vieler Anbieter zu finden sind, ermöglichen eine erste, unverbindliche Einschätzung der Leistung und der Kosten einer eigenen Solaranlage. Anhand weniger Angaben wie Standort und Dachfläche lässt sich damit eine Übersicht für das entsprechende Gebäude generieren – beim Solarrechner von Agrola sogar in Form einer umfangreichen 3D-Simulation.

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Erneuerbare Energienutzung auf Landwirtschaftsgebäuden bietet viel Potenzial.

Photovoltaikanlagen aller Grössen werden in der Schweiz durch eine Einmalvergütung gefördert. Diese beträgt bis zu 25 Prozent der Baukosten. Für die finanzielle Rentabilität einer Solaranlage ist zudem die Höhe des Eigenverbrauchs entscheidend. Je mehr Solarstrom selbst verbraucht wird, desto weniger teurer Strom muss aus dem Netz bezogen werden. Der Eigenverbrauch des Solarstroms war auch bei der Planung der Anlage auf dem Maststall der Stauffachers ein wesentliches Kriterium. «Ziel war die maximal mögliche Autarkie auf Basis des derzeit technisch Machbaren. Dabei ist der Eigenverbrauchsanteil natürlich entscheidend», so Florian Häberli, Leiter Verkauf Gebäude-Lösungen Zentralschweiz bei Agrola, der das Projekt vom Erstkontakt bis zur Umsetzung begleitete.

Mit Batteriespeicher unabhängig

Solaranlagen produzieren dann Strom, wenn die Sonne scheint. Ohne Energiespeicher wird der überschüssige Strom zurück ins Stromnetz gespeist und vom Netzbetreiber rückvergütet. Doch die finanzielle Entschädigung hierfür ist gering und wenig lukrativ. Wird die Solaranlage hingegen mit einem Batteriespeicher erweitert, lässt sich der überschüssige Strom punktgenau nutzen, beispielsweise nachts oder um Tarifspitzen zu glätten und so den Leistungstarif zu reduzieren. «Der Eigenverbrauchsanteil lässt sich mit einem Batteriespeicher deutlich verbessern. Die Autarkie gegenüber dem Netzbetreiber und dessen Tarifen wird optimiert. Lastmanagement zur Reduktion von teuren Lastspitzen wird erst durch einen Batteriespeicher möglich», erklärt Häberli.

«Dank der Solaranlage wird der Maststall autark betrieben.»

Ueli Stauffacher, Landwirt

Beim Produkt AgroSolar, welches nur für LANDI Mitglieder erhältlich ist, ist mit der Grösse des Batteriespeichers zudem ein Förderbeitrag verbunden. Dadurch wird die Anlage nochmals rentabler, denn ihre Amortisationsdauer verkürzt sich mit dem Zuschuss von durchschnittlich 25 auf rund 15 Jahre.

Im Fall von Ueli Stauffacher fiel die Wahl auf einen besonders leistungsstarken Batteriespeicher. Seine Photovoltaikanlage ist ein zentrales Element eines umfangreichen Systems zur Wärmeerzeugung im Maststall: Mit dem Solarstrom wird mittels Wärmepumpe der Warmwasserspeicher von 24 m 3 aufgeheizt, mit welchem die Bodenheizung sowie die Wärmegebläse im Stall betrieben werden. Wird mehr Strom produziert als für die Wärmeerzeugung benötigt, fliesst dieser in den Batteriespeicher und wird bei Bedarf genutzt.

Zweites Standbein Energie handel

Nachdem sämtliche technischen Details geklärt waren, ging es in Mettmenstetten wenige Monate nach Projektstart an die Umsetzung. 444 Module wurden auf beiden Dachseiten des neuen Maststalls installiert, rund einen Monat nach dessen Fertigstellung ging die Anlage erstmals in Betrieb. Ihre Leistung liegt bei 164 Kilowatt-Peak. Dass sie damit entsprechend der Dachfläche optimal konfiguriert ist, zeigte sich noch vor Abschluss der technischen Feinabstimmungen: «Schon jetzt kann ich den Maststall autark betreiben», berichtet Ueli Stauffacher stolz.

In einem nächsten Schritt möchte er auch die übrigen Stalldächer seines Betriebes sowie das Wohnhaus mit Photovoltaikanlagen ausrüsten. Mit dieser Menge an Solarstrom liesse sich nicht nur der eigene Hof mit erneuerbarer Energie versorgen, sondern auch die daran angrenzende Wohnsiedlung. Ueli Stauffacher würde damit vom Stromproduzenten zum Stromhändler werden – ein weiteres Standbein, das er sich gerne aufbauen würde. Viel wichtiger als die Rolle des Energiewirts ist ihm und Frau Karin jedoch, den vier Kindern eines Tages einen Betrieb zu übergeben, bei welchem ihre Vision der energetischen Autarkie Realität geworden ist – mit der Sonne als treibender Kraft. 

 

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