Praktische realitätsnahe Feldübung in Stein am Rhein

Auch der Kanton Schaffhausen beteiligte sich an der landesweiten Krisenübung Afrikanische Schweinepest. In Hemishofen wurde als Teil der Übungsanlage eine realitätsnahe Feldübung mit Suche und Bergung von Wildschweinkadavern durchgeführt. 

Der bereits markierte Fundort wird noch besser markiert und die Bergung des Kadavers vorbereitet.

Der bereits markierte Fundort wird noch besser markiert und die Bergung des Kadavers vorbereitet.

(Bild: Roland Müller)

Publiziert am

Oberhalb des Städtchens Stein am Rhein findet ein Spaziergänger ein Wildschweinkadaver und meldet den Fund den zuständigen Stellen. Bei der Bergung des Kadavers zeigt sich rasch, dass das verendete Wildschein allenfalls an der im grenznahen deutschen Gebiet grassierenden afrikanischen Schweinepest zum Opfer gefallen ist. Der entsprechende Test bestätigt dies, sodass nun rasch gehandelt werden muss. Dieser Fund löst die Vorgabe für eine grössere Feldübung aus, wo im Kanton Schaffhausen das Veterinäramt und die kantonalen Führungsorganisationen gefordert sind. Sofort wird im grösseren Waldgebiet rund um den Fundort ein Bewirtschaftungs- und Jagdverbot erlassen. Zugleich gilt es nun, allenfalls weitere verendete Wildschweine und deren Kadaver zu finden. «Wir haben nun eine grössere möglichst realitätsnahe Feldübung in einem Waldstück in Hemishofen vorbereitet und gestartet», erklärt Christof Haab, stellvertretender Kantonstierarzt. Zusammen mit den kantonalen Jagd- und Fischer sowie dem zuständigen Forst und der beiden Jagdgesellschaften Stein am Rhein und Hemishofen wird die Suche und allenfalls spätere Bergung der Kadaver vorbereitet. Diese  gleicht fast ein wenig der Suche einer Nadel im Heuhaufen. «Erfahrungsgemäss suchen Wildschweine und in diesem Fall mit der afrikanischen Schweinegrippe infizierte kranke Tiere für ihr Wundbett Gebiete mit  Wasser auf», erklärt Jagd- und Fischereiaufseher Patrick Wasem.

Erfolgreiche Suche

Auf der hinteren Seite des entsprechenden Waldgebietes hat es einen Bach, wo allenfalls weitere Tiere vermutet werden. Rund 15 Jäger und Treiber machen sich nun daran, in einer eng aufgestellten Reihe das entsprechende Waldgebiet beidseitig zum Bach abzusuchen, wobei keine Hunde eingesetzt werden dürfen. Bald wird ein erster Kadaver entdeckt. Sofort wird der Fundort markiert und da in diesem Gebiet kein Handyempfang möglich ist, wird mit einem Band der Zugang ab der Waldstrasse signalisiert. Während diese Equipe die Suche fortsetzt, kommt  der dreiköpfige Bergungstrupp zum Einsatz. «Wir verfügen über spezielle Bergungswannen, welche zugleich mit dem nötigen Schutzmaterial und- Bekleidung ausgerüstet ist», sagt Haab vor Ort. Die drei Männer kleiden sich entsprechend ein und folgen dem Band bis zur markierten Fundstelle. Diese wird noch deutlicher markiert, das Kadaver sorgfältig geborgen und in einem Sack verstaut. Gut verschlossen wird es im Sack in der Wanne zum Ausgangspunkt zurückgebracht. In der Zwischenzeit hat die Suche zwei weitere Kadaver aufgespürt und sie machen sich daran, auch diese zu bergen. Danach werden die drei Wildschweinkadaver zur entsprechenden bestimmten Sammelstelle gebracht, wo sie vorerst für die notwendigen Untersuchungen beprobt werden. Nun gilt es aber auch die Hausschweinehalter in einem Perimeter von zehn Kilometer Radius in die Pflicht zu nehmen, damit sich diese Bestände nicht anstecken können. Haab spricht hier von der notwendigen Biosicherheit, welche sofort umzusetzen ist. Die Ställe sind mit Zäunen so abzusichern, damit keine Kontakte zwischen Wild- und Hausschweinen möglich sind. Freilandschweine sind sofort in Ställe zu bringen, da hier kaum ein Schutz mit nur Zäunen möglich ist. Zugleich ist der Zutritt der Ställe klar zu regeln und auch zu verhindern, dass bereits kontaminiertes Futter in die Ställe gelangt.

Afrikanische Schweinepest

Bei der afrikanischen Schweinepest handelt es sich um eine hochansteckende Tierseuche, welcher aber nur bei schweinartigen Tieren auftritt und für den Menschen keine Gefahr darstellt. Diese Seuche  hat sich nach ihrem Ausbruch vor einigen Jahren  in Georgien in Osteuropa vor allem in den baltischen Staaten sowie Polen stark verbreitet. Zugleich tritt sie bereits in Deutschland im östlichen Grenzgebiet zu Polen auf. Die Verschleppung erfolgt grundsätzlich auch durch den Menschen, wobei es aber keine explosionsartige Ausbreitung gibt. So kann ein von einem Chauffeur aus dem Osten mitgebrachtes weggeworfenes Sandwich die Seuche bereits einschleppen und übertragen, wenn es beispielsweise von einem Wildschwein gefressen wird oder in einem Futtertrog landet. Der Virus ist extrem widerstandsfähig und weist eine hohe Infektionsdosis auf. Dieser kann vier bis sieben Monate in Blut, Knochen, Fleisch oder auch in Fleischprodukten überleben. Bei Kadaver sind es gar bis zu sechs Monaten. Steckt beispielsweise ein an der Maul- und Klauenseuche erkranktes Tier ein ganzer Bestand an und es gehen aber nur ganz einzelne Tiere ein, so spricht man in der Veterinärmedizin  von einer tiefen Morbidität. Die  Afrikanische Schweinepest hingegen weist eine hohe Letalität an. Dabei werden aber nur wenige Tiere mit dem Virus angesteckt, aber dafür gehen deutlich mehr Tiere ein. Zudem können die infizierten Schweine den Virus über lange Zeit in sich tragen. Fachleute verweisen darauf, dass man bei der Bekämpfung auf Prävention setzt, um eine Einschleppung in den Hausschweinebestand zu verhindern.  Dazu gehören ein Früherkennungsprogramm mit einen Risikokataster und ein Merkblatt für Schweinehalter. So werden beispielsweise aufgefundene Wildscheinkadaver entsprechend untersucht. Im Fokus stehen aber die verschiedenen Biosicherheitsmassnahmen. So sind die Wildschweine durch eine Auszäunung von Schweineställen und ihren Ausläufen fernzuhalten. Wer osteuropäische Mitarbeiter beschäftigt, sollte zudem darauf achten, dass diese nicht mit den in den Heimat getragenen Kleidern die Ställe betreten oder gar aus der Heimat mitgebrachte Speisereste an die Schweine verfüttern. Trotzdem besteht für die Schweinehalter beim Zukauf von Schweinen oder eine Übertragung durch kontaminiertes Futter ein gewisses Risiko. «Ein Befall ist aber trotz allen Massnahmen jederzeit möglich. Man kann durchaus damit rechnen, dass sie kommt», ist auch für Christof Haab klar.

Quelle: Roland Müller

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