Organische Böden sind kohlenstoffreiche Böden, die sich unter wassergesättigten Bedingungen gebildet haben, typischerweise in Hochmooren und Flachmooren. In der Vergangenheit wurden diese oft entwässert. Die meisten werden heute landwirtschaftlich genutzt. Die Entwässerung führt zu einer raschen Zersetzung des Torfs. Dies führt zu Bodenabsenkung, die die landwirtschaftliche Nutzung dieser Böden auf längere Sicht erschwert und dazu führt, dass die kostspielige Entwässerung alle paar Jahrzehnte erneuert werden muss. Darüber hinaus werden diese Böden durch die Entwässerung zu Hotspots für Treibhausgasemissionen. Die derzeitige Nutzung dieser Böden widerspricht der Bodenstrategie der Schweiz sowie dem Konzept der standortangepassten Landwirtschaft und stellt ein Hindernis für das Erreichen der Klimaziele der Schweiz dar. Um den Torfabbau und damit die Treibhausgasemissionen aus organischen Böden zu reduzieren, müssen diese wiedervernässt werden.
Böden werden durch die Entwässerung zu Hotspots für Treibhausgasemissionen
Über die Hälfte der Moore landwirtschaftlich genutzt
Eine neue Karte der organischen Böden der Schweiz zeigt, dass die Nutzung dieser Böden hauptsächlich durch die Landwirtschaft (32 % als Grünland und 29 % als Ackerland) und die Forstwirtschaft (19 %) erfolgt. Sie zeigt auch, dass nur 1,2 % der Landwirtschaft auf organischen Böden stattfindet, diese Flächen jedoch 10 % der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft ausstossen. Diese Emissionen entsprechen einem Viertel der Treibhausgasemissionen, die gemäss den Klimazielen für Landwirtschaft und Ernährung bis 2050 eingespart werden müssen.
Obwohl organische Böden gemessen an ihrer Fläche für die Landwirtschaft auf nationaler Ebene nur einen sehr kleinen Anteil haben, so ist das Bild auf regionaler Ebene differenzierter. In einigen Regionen (z.B. Seeland, die Orbe Ebene) ist die Landwirtschaft stark von diesen Böden geprägt. Die Akzeptanz und die wirtschaftlichen Folgen einer Änderung der Bewirtschaftung oder Landnutzung organischer Böden können deshalb regional sehr unterschiedlich ausfallen.
Nur 1,2 % der Landwirtschaft findet auf organischen Böden statt, diese Flächen stossen jedoch 10 % der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft aus
Paludikultur als Ausweg
Die Wiedervernässung landwirtschaftlich genutzter organischer Böden und deren Entfernung aus der Nahrungsmittelproduktion würde die Treibhausgasemissionen signifikant verringern, gleichzeitig aber auch zu einem Defizit von ca. 1200 ha (<1 %) der Fruchtfolgeflächen führen. Eine Möglichkeit, diese Böden wiederzuvernässen und gleichzeitig ihre Funktion als Landwirtschaftsboden zu erhalten, ist die Paludikultur – die Produktion von Biomasse, Futtermitteln oder Lebensmitteln auf nassen Böden. Paludikultur für die reine Biomasseproduktion, also z.B. Rohrkolben oder Schilf, wäre jedoch oft mit einer Einkommensminderung verbunden. Auf der anderen Seite werden bereits heute 30 % der genutzten organischen Böden so bewirtschaftet, dass sie mit einem erhöhten Grundwasserspiegel vereinbar wären (z. B. extensiv bewirtschaftete Wiesen oder Weiden). Obwohl noch technische und finanzielle Hürden zu überwinden sind gilt, dass die Treibhausgasemissionen für etwa ein Drittel der bewirtschafteten organischen Bodenfläche reduziert werden könnten, ohne die angebauten Kulturen oder Grünlandtypen zu ändern.
Fazit zur Nutzung organischer Böden
- Die derzeitige landwirtschaftliche Nutzung organischer Böden widerspricht der Bodenstrategie der Schweiz und steht der Erreichung der Klimaziele im Wege.
- Für den Umgang mit organischen Böden müssen in den verschiedenen Regionen der Schweiz unterschiedliche Strategien und Richtlinien angewendet werden. Die Wiedervernässung dieser Böden und ihre Nutzung als Paludikultur ist eine Lösung.
- Da Paludikultur oft mit Einkommensverlusten verbunden ist, müssten die wirtschaftlichen Bedingungen geändert werden, um sie für die Landwirtschaft attraktiv zu machen.
Quelle: Agroscope