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Nutztiere

Antibiotikareduktion dank Gesundheitstränkern?

In einem Versuch wurden Gesundheitstränker mit konventionellen Tränkern auf deren Gesundheit und Leistung verglichen. Dabei konnte ein wesentlicher Unterschied bei der Gesundheit und beim Medikamenteneinsatz festgestellt werden.

Die Gesundheitstränker waren gesünder und mussten weniger mediziniert werden als die konventionellen Tränker.

Die Gesundheitstränker waren gesünder und mussten weniger mediziniert werden als die konventionellen Tränker. 

(Bild: Janina Siegwart)

Publiziert am

Aktualisiert am

Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Tierernährung, HAFL

Bachelor-Absolventin, BFH-HAFL

Der Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung stellt eine grosse Herausforderung dar. Vermehrt treten resistente Erreger auf, die auch für den Menschen gefährlich sein können. Ein beträchtlicher Anteil der Antibiotika wird in der Tränkerphase auf spezialisierten Käl-ber- und Grossviehmastbetrieben eingesetzt. Mit sogenannten Gesundheitstränkern soll der Medikamenteneinsatz reduziert werden. Im Rahmen einer Bachelor-Arbeit an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zusammenarbeit mit der UFA wurde untersucht, ob es gesundheitliche oder leistungsbezogene Unterschiede gibt zwischen Gesundheitstränkern (GT) und konventionellen Tränkern (KT) und ob der Antibiotikaverbrauch tatsächlich gesenkt werden kann.

Der Praxisversuch

Auf einem Rindermastbetrieb wurden 13 Gesundheitstränker und 13 konventionelle Tränker getrennt in zwei Gruppen eingestallt und während den ersten 56 Tagen, vom Einstallen bis zum Abtränken, beobachtet. Bei allen Kälbern handelte es sich um F1–Kreuzungen zwischen einer Milchrassenkuh und einem Fleischrassenstier. Ein Tierarzt untersuchte die Tiere beim Einstallen, um den Gesundheitsstatus festzuhalten. Nach der Einstalluntersuchung sowie beim Ausstallen wurde das Gewicht erhoben, um den Zuwachs zu berechnen. Bei beiden Gruppen wurde auf eine Einstallmedizinierung verzichtet. Alle Tiere wurden mit einem Tränkeautomaten getränkt, wobei jedes Kalb ein Halsband mit einem Transponder trug. So konnten die Anzahl Besuche, die abgerufene Milchmenge und die Sauggeschwindigkeit erfasst werden.

Nebst der Milch erhielten die Kälber ein Müesli, bestehend aus Heu, Luzerne und einem Aufzuchtfutter ad libitum. Wasser hatten sie selbstverständlich zur freien Verfügung. Alle Kälber erhielten bei der Einstallung eine Eiseninjektion und nach einer Woche wurde Selen gespritzt. Über den Tränkeautomaten wurde während den ersten drei Wochen ein Vitamin-Spurenelement-Gemisch zudosiert. Ebenfalls wurden die Kälber gegen die Grippe geimpft. Während den ersten 23 Tagen wurde bei allen Kälbern jeder zweite oder dritte Tag die Körpertemperatur gemessen. Mit dem Behandlungsjournal des Betriebes wurde die Anzahl Behandlungstage eruiert.

Gesundheitstränker

Beim Programm «Gesundheitstränker» werden untenstehende vier Massnahmen umgesetzt, um die Kälber- und Tränkergesundheit zu verbessern:

  • Kolostrumversorgung: mindestens vier Liter oder zehn Prozent des Geburtsgewichts in den ersten vier Lebensstunden 
  • Milch bis zur Sättigung, mindestens zwei Mal pro Tag 
  • Spurenelement- und Vitaminversorgung zwischen dem 3. und 5. Lebenstag (Eisenpaste) 
  • Impfung gegen Virusinfektionen der Atemwege zwischen 7. bis 10. Lebenstag

Vergleichbare Leistungen

Bei der Einstalluntersuchung waren alle Kälber gesund. Die Gesundheitstränker wiesen ein leicht höheres Einstallgewicht (74 kg +/– 6 kg) auf, obwohl sie im Durchschnitt jünger waren. Der Unterschied zu den konventionellen Tränkern (70 kg +/– 7,6 kg) war jedoch nicht signifikant. Die Zunahmen während den 56 Versuchstagen waren in beiden Gruppen ähnlich. Sie betrugen durchschnittlich 807 g pro Tag bei den Gesundheitstränkern und 803 g pro Tag bei den konventionellen Tränkern. Die Bandbreite der Zunahmen, unabhän- gig von der Gruppe, war beträchtlich und bewegte sich zwischen 225 g pro Tag beim Kalb mit den geringsten und 1471 g pro Tag beim Tränker mit den höchsten Zunahmen. Erstaunlich ist, dass die Gesundheitstränker in der ersten Masthälfte weniger Milch tranken als die konventionellen Tränker. Eine Bedingung für das Prädikat «Gesundheitstränker» ist, dass die Kälber auf dem Geburtsbetrieb Milch bis zur Sättigung aufnehmen können (siehe Kasten). Das hätte vermuten lassen, dass sie tendenziell mehr oder zumindest gleich viel trinken wie die konventionellen Tränker.

Weniger Behandlungen bei den Gesundheitstränkern

Die Messung der Körpertemperatur ergab eine ähnliche Anzahl Fiebertage bei beiden Gruppen. Bei den Gesundheitstränkern erkrankte über die Hälfte der Tiere einmal. Bei den konventionellen erkrankten weniger Tiere, diese jedoch mehrmals.

Die Gesundheitstränker wurden durchschnittlich an 11,46 Tagen medikamentös behandelt und die konventionellen Tränker an 18,76 Tagen. Das bedeutet, dass die Anzahl Behandlungstage bei den Gesundheitstränkern um fast 40 Prozent reduziert war im Vergleich zu den konventionellen Tränkern. Die erhöhte Anzahl an Behandlungstagen ist durch den gesundheitlichen Einbruch der konventionellen Tränker in der zweiten Hälfte der Tränkephase zu erklären. Die Gesundheitstränker waren in der zweiten Hälfte der Tränkephase gesünder. Ein deutlicher Unterschied zeigte sich hinsichtlich der Mortalität. Bei den konventionellen Tränkern starben drei Kälber, was einer Mortalitätsrate von 23 Prozent entspricht. Bei den Gesundheitstränkern gab es keine Abgänge. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass die Gesundheitstränker zwar auch erkranken, sich aber offenbar schneller wieder erholen.

Widerstandskraft verbessern

Die Resultate beziehen sich nur auf diesen Versuch mit relativ wenig Tieren und lassen somit keine allgemeingültigen Aussagen zu. Insbesondere auch, weil das Management der konventionellen Tränker auf den Geburtsbetrieben nicht bekannt ist. Es ist durchaus möglich, dass diese ebenfalls mit genügend Kolostrum versorgt und auch mit viel Milch getränkt wurden.

Tendenziell zeigt sich durch diesen Versuch, dass sowohl die Gesundheit, wie auch die Widerstandskraft der Kälber durch ein optimiertes Management auf dem Geburtsbetrieb verbessert werden können. Als Folge davon sind weniger Tierarzneimittel und insbesondere weniger Antibiotika notwendig. 

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