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Nutztiere

Klima im Schweinestall – worauf muss geschaut werden?

Das Klima im Schweinestall hat einen entscheidenden Einfluss auf die Tiergesundheit. Richtig programmierte Lüftungen, korrekte Temperaturen und eine regelmässige Kontrolle der Lüftungselemente sind wichtig, dass sich die Schweine wohlfühlen und weniger krankheitsanfällig sind.

Mittels Rauchpetarden kann die Luftströmung nachvollzogen werden.

Mittels Rauchpetarden kann die Luftströmung nachvollzogen werden.

(Bild: Alois Estermann)

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Aktualisiert am

Tierarzt, Leiter SGD Sempach-West

Ein unzureichendes Stallklima lässt den Einsatz von Antibiotika ansteigen. Die Schweinebranche will den Antibiotikaverbrauch optimieren und dessen Einsatz dokumentieren. Die Planung und die Installation einer korrekt laufenden Lüftung bedarf viel Knowhow und Erfahrung. Die Luftführung muss von Anfang an bei der Bauoder Umbauplanung im Konzept miteingeplant werden. Die Kommunikation oder der Austausch zwischen Lüftungsfirma und Stallbauer ist dabei wichtig.

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1 · Das Lüftungssystem muss regelmässig gereinigt werden.

(Bild: Alois Estermann)

Wartung nicht vergessen

Moderne Stalllüftungen sind mit viel Elektronik versehen. Schon vor Jahren wurden anspruchsvolle Lüftungssysteme installiert, welche auch gewisser Wartung bedürfen. Autos oder Ölfeuerungen lässt man in gewissen Intervallen kontrollieren. Wieso tun sich Schweinehalter damit bei der Lüftung ihrer Schweineställe so schwer? Es ist nicht gemeint, dass kostspielige Unterhaltswartungen gemacht werden sollen. Lediglich die Richtigkeit der Messwerte und korrekte Ausführung der Steuerung soll überprüft werden.

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2 · Hier ist die Luftfeuchtigkeit deutlich zu hoch, die Lüftungmuss kontrolliert werden.

(Bild: Alois Estermann)

Staub, Dreck, Feuchtigkeit und Abnutzung können leicht eine Beeinträchtigung der Gerätschaft nach sich ziehen. Ein gutes Klima ist Bedingung für gesunde Schweine. Vor Jahren schrieb man der Klimasteuerung und den Klimageräten nicht die grosse Bedeutung zu wie heute. Der SGD trifft immer wieder Lüftungskomponenten an, welche durch ungenügende Wartung für ein schlechtes Klima verantwortlich gemacht werden können. Öffnungen sind durch Staub verschlossen. Fehlplanungen wurden gemacht, wie zu schmale Luftwege, welche den Widerstand der Luft erhöhen und somit eine Leistungseinbusse der Ventilatoren verursachen. Beispielweise sind Öffnungen der Lochkanäle infolge von Verschmutzung undurchlässig oder Abluftkamine sind voller Schmutz, so dass die Leistung des Ventilators nicht ausgeschöpft wird. Ein Praxisbeispiel zeigte, dass durch das Abwischen des Ventilators mit einem Besen ein unterbelüfteter, stickiger Stall innerhalb von Minuten zum korrekt durchlüfteten Maststall wurde.

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3 · Temperatursensoren sollten nicht unmittelbar neben Lampenplatziert werden.

(Bild: Alois Estermann)

Staub vermeiden

Im Schweinestall herrscht eine hohe Staubbelastung durch Futter oder Hautpartikel. Trifft Staub auf feuchte Flächen – zum Beispiel im Abluftschacht nach einem Regenschauer – oder bleiben sie in Spinnennetzen hängen, behindert dies die abströmende Luft. Im Abluftbereich verschmutzen vor allem die Innenwände der Abluftkamine sowie die Ventilatorenblätter. Je nach Verschmutzungsgrad steigt der Energiebedarf dadurch bis zu 50 Prozent an. Hersteller empfehlen eine Kontrolle der Ventilatoren bzw. die Reinigung der Ventilatorenblätter mindestens einmal jährlich vorzunehmen. Staubquellen sollten minimiert werden. Beispielsweise sollen Vorratsbehälter für Trockenfutterautomaten soweit möglich verschlossen werden. Der Einsatz von Pellets oder von Nassfütterung reduziert die Staubbildung im Gegensatz zu einer Mehlfütterung.

CO2-Gehalt tief halten

Momentan gelten Lüftungen, welche auf einer CO2-Steuerung basieren als die besten. Den Schweinen kann die Luftmenge zur Verfügung gestellt werden, welche notwendig ist. CO2-Steuerungen sind nicht mehr so teuer wie vor einigen Jahren. Die meisten Ställe regulieren ihr Klima über die Steuerung der Luftmenge mittels Raumtemperatursensor. Die Schadgasbelastung kann aber trotz guter Temperatur zu hoch sein. Erhöhte CO2-Werte machen Schweine müde und träge. Erhöhtes Ammoniak führt bei Schweinen zu geröteten Bindehäuten oder zu Husten.

Sensoren monatlich kontrollieren

Elektronik kann fehlerhaft sein. Deshalb gilt es den Temperatursensor, welcher für die Steuerung der Luftmenge verantwortlich ist, durch ein zweites daneben angebrachtes Thermometer zu kontrollieren. Stimmt der Temperaturwert? Ist der Sensor sauber oder sind Schmutzschichten und Dreck vorhanden, welche die Genauigkeit negativ beeinflussen. Kontrollieren Sie beispielweise monatlich, ob die Klimaparameter im Stall in Ordnung sind. Notieren Sie die Korrektheit mittels Visum und Datum in einer Tabelle. Wer weiss auswendig, wann er wo was gemessen oder überprüft hat? Der SGD stellt fest, dass Temperatursensoren in der Praxis des öfteren an ungeeigneten Orten angebracht werden. Die Sensoren gehören nicht in die Nähe einer Lampe und auch nicht unmittelbar neben den Lufteintritt des Stalles. Der Temperatursensor sollte nicht an einer Decke oder an einem Fenster angebracht werden. Pro Meter Bodenabstand steigt die Temperatur nämlich um rund ein Grad an. Thermometer sollten so nahe wie möglich bei den Tieren angebracht werden.

Durch gezieltes Beobachten des Liegeverhaltens lässt sich das Wohlbefinden der Schweine feststellen. Schweine, welche zu kalt haben, liegen in Bauchlage. Bei Saugferkeln und Jagern ist rasch eine Haufenbildung zu beobachten. Schweine, welchen die Umgebungstemperatur passt, liegen in Seitenlage nebeneinander. Aber auch zu hohe Temperaturen sind problematisch: Steigt die Temperatur auf über 23 °C, beginnen die Schweine unter Stress zu leiden.

CO2 und Luftfeuchtigkeit korrelieren

Die Luftfeuchtigkeit wird mit einem Hygrometer gemessen. Auch die Qualität der Luft kann mit diesem überprüft werden. Ist der Luftaustausch zu gering, steigen Schadgase wie das CO2 an, was wiederum ein Ansteigen der Luftfeuchtigkeit nach sich zieht. Hygrometer können für wenig Geld in Fachgeschäften, im Baumarkt oder bei Grossverteilern erworben werden. Wer etwas mehr investieren möchte, kann ein digitales Hygrometer erwerben. Am Hygrometer sollen Werte zwischen 50 und 80 Prozent relative Luftfeuchtigkeit abgelesen werden. Werte unter 50 Prozent relative Luftfeuchtigkeit bedeuten eine zu trockene Luft. Als Folge davon haben Schweine ausgetrocknete Binde- und Schleimhäute und sind empfänglicher für Infektionen. Ist die Luftfeuchtigkeit über 80 Prozent, ist sie zu hoch und dadurch die Frischluftzufuhr zu klein. Durch die Tatsache, dass Fenster anlaufen oder nasse Böden schlecht abtrocknen, lässt sich eine zu hohe Luftfeuchtigkeit auch erahnen. Hängen Sie in jeder Kammer einen Hygrometer auf – am besten neben dem Kontrollthermometer.

Zugluft erkennen

Vor allem Jungtiere reagieren empfindlich auf Luftzug. 20 cm/sec sollten dabei im Komfortbereich nicht überschritten werden. Oftmals benötigt es keiner grossen Technik, um Klimaparameter beurteilen zu können. Die Luftgeschwindigkeit lässt sich durch das Fallenlassen von Stroh beobachten. Oder machen Sie Ihre Hände nass. Mit feuchten Händen kann ein Luftstrom besser «erfühlt» werden.

Bei Problemen genau messen

Um das Stallklima objektiv zu beurteilen sind exakte Messungen mit den entsprechenden Geräten von Vorteil. Der SGD besitzt die Geräte inkl. Wärmebildkamera. Mängel werden objektiv festgehalten und dargestellt. Weiter hat der SGD die Erfahrung und die Ausbildung, um den Schweinehaltern den klimatischen Status quo seines Schweinestalles mitzuteilen. Durch Bilder, Filme und Berichte erhält der Tierbesitzer eine dokumentierte Klimamessung. Krankheiten wie Kannibalismus, Stress und Fehlverhalten sind oft durch klimatische Mängel begründet. Wenden Sie sich an Ihr SGD-Büro, wenn Sie Fragen oder Probleme im Stall haben. 

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