category icon

Nutztiere

Das Kalb von heute – die Kuh von morgen

Ein tiefes Erstkalbealter senkt die Aufzuchtkosten und erhöht die Lebenstagesleistung einer Kuh. Die Vorteile der intensiven Aufzucht sind vielfältig. Nicht nur die Milchleistung, auch die Tiergesundheit und die Langlebigkeit profitieren davon.

Kalb

Was in den ersten Lebenswochen verloren geht, kann später nicht mehr aufgeholt werden.

(UFA-Revue)

Publiziert am

Aktualisiert am

Leiter Marketing & Mitglied der Geschäftsleitung, UFA AG

Ressortleiter Rindvieh, UFA-Beratungsdienst

Bei intensiven Rassen muss das Ziel-Abkalbealter bei 24 Monaten liegen. Bei frühreifen Rassen gibt es kaum plausible Gründe, das Abkalbealter zu erhöhen. Bei extensiven Rassen liegt das Abkalbealter etwas höher, die Intensität im ersten Halbjahr verändert sich aber kaum.

Praktiker bestätigen Erkenntnisse

Die 44 Pilotbetriebe, die am Versuch Colorispotop mitgewirkt haben, bestätigen Erkenntnisse aus dem Ausland: Mit einer korrekten und intensiven Aufzucht können die Tageszunahmen massiv erhöht und die Gesundheit verbessert werden. Der Anspruch des Projektes war, den Antibiotikaeinsatz in der Kälbermast zu halbieren. Dieses Ziel wurde erreicht. Das noch grössere Interesse der Geburtsbetriebe war jedoch, die eigene Aufzucht zu optimieren.

Dieses äusserst relevante Ziel wurde ebenfalls erreicht. 90 Prozent der Betriebsleiter bestätigten anhand einer Umfrage, dass sie die Erkenntnisse aus dem Projekt trotz Mehraufwand auch in Zukunft umsetzen werden. Dies zeigt, dass die Erkenntnisse nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis, direkt am Kalb sichtbar sind. Auch bei den Tränkekälber lohnen sich die Investitionen in den ersten vier Wochen. Werden diese nach den entsprechenden Vorgaben aufgezogen, können diese als CRT-Tränker gehandelt werden, was einen Mehrwert generiert. Durch die höheren Tageszunahmen verlassen die Tränkekälber den Stall deutlich früher, was ein weiterer Vorteil ist.

Was ist das Erfolgsrezept?

Das Erfolgsgeheimnis basiert wie so oft auf mehreren Punkten. Der Start für ein gesundes Kalb wird bereits in der Galtphase gelegt. Nur eine gesunde Kuh wird ein widerstandfähiges Kalb zur Welt bringen. Die Galtkuh muss bedarfsgerecht gefüttert werden, das heisst 5.2–5.4 MJ NEL und 120–130 g Rohprotein pro kg Trockensubstanz. Qualitativ schlechteres Dürrfutter deckt den Bedarf der Galtkuh nicht. Zusätzlich ist die Mineralstoffversorgung genau zu prüfen, ein entsprechender Galt-Mineralstoff deckt den Bedarf. Vitamin E und Selen-Mangel des Neugeborenen können bei einer guten Versorgung der Galtkuh weitgehend verhindert werden. Zwei Wochen vor der Abkalbung muss die Nährstoffkonzentration erhöht werden, um den zusätzlichen Bedarf und den sinkenden Verzehr zu kompensieren. Ein Galtphasenfutter, wie beispielsweise UFA 140 deckt sowohl den Nährstoff-, als auch den Mineralstoffbedarf ab. Zusätzliches Beta-Carotin beeinflusst die Kolostrumqualität positiv. Nach der Abkalbung muss das Kalb möglichst rasch mit Kolostrum versorgt werden. Vier Liter innerhalb der ersten vier Lebensstunden sind eine gute Investition in die Kälbergesundheit – wenn nicht sogar die Beste. Viele Kälber nehmen gleich nach der Geburt drei Liter Kolostrum auf. Einige trinken vier Liter oder gar noch mehr. Bei der Erstverabreichung soll dem Kalb so viel als möglich vertränkt werden. Zu viel gibt es nicht. Gut möglich, dass die Kälber beim zweiten Tränken keinen Appetit haben. Dies ist nicht besorgniserregend, sondern ein Hinweis, dass das Kalb mit der ersten Tränke bestens versorgt wurde.

Idealerweise wird das Kolostrum auf dessen Qualität getestet. Am einfachsten geschieht dies mit dem Refraktometer. Anhand des Brix-Werts wird das spezifische Gewicht gemessen. Ein Wert von mindestens 23 Prozent wird angestrebt. Erfahrungen zeigen, dass sich die Spannweite von 17 bis über 30 Prozent erstrecken kann. Gegenüber anderen Methoden, ist das Refraktometer temperaturunabhängig und aussagekräftig. Von einem qualitativ schlechteren Kolostrum muss das Neugeborene eine deutlich höhere Menge aufnehmen, damit es die gewünschte Anzahl an Immunglobulinen verabreicht bekommt. Jeder Betrieb sollte sich eine Reserve an qualitativ gutem Kolostrum in der Gefriertruhe anlegen. Da Kuhmilch längst nicht über alle vom Kalb notwendigen Mineralstoffe verfügt, müssen diese zugefüttert werden. Eine Wirkstoffspezialität wie UFA top-paleo verfügt neben Vitaminen, Spurenelementen und Milchsäurebakterien auch über Polyphenole, die das Immunsystem des Kalbs zusätzlich unterstützen. Mit der Verabreichung von Eisen und Selen am fünften Lebenstag kann der Eisenanämie entgegengewirkt werden. Eine lohnende Massnahme gegen Grippeviren ist die intranasale Impfung mit Rispoval zwischen dem siebten und zehnten Lebenstag. Damit wird das junge Tier für mehrere Wochen gegen Grippeviren geschützt.

Auf den Punkt gebracht

  • Nur bedarfsgerecht gefütterte Galtkühe bringen widerstandsfähige Kälber zur Welt. 
  • 4 Liter hochwertiges Kolostrum in den ersten 4 Lebensstunden sind die beste Medizin für das Neugeborene.
  • Die ersten Wochen und das erste Halbjahr bestimmen weitgehend das Leistungspotenzial und die Nutzungsdauer als Kuh. 
  • Für intensive Rassen liegt das optimale Erstkalbealter bei 24 Monaten, um dies zu erreichen müssen die Rinder mit einem Gewicht von 400 – 420 kg besamt werden. 
  • Anhand eines Fütterungsplans für die einzelnen Aufzuchtphasen wird ersichtlich, wie intensiv die Tiere zu füttern sind.

Ad libitum tränken?

Wichtig ist, dass die Kälber bedarfsgerecht versorgt werden und nicht hungern müssen. Eine Möglichkeit ist die ad libitum Tränke in den ersten drei bis max. vier Wochen. Ist kein Tränkeautomat vorhanden, soll die Milch bei dieser Variante angesäuert werden, damit sie länger stabil bleibt. Die andere Variante ist die Tränkemenge auf acht Liter zu beschränken und die Milch zusätzlich mit Milchpulver anzureichen, damit dieselbe Nährstoffkonzentration erreicht wird. Beide Varianten führen zum Ziel. Ab der vierten Lebenswoche gilt es, die Milch restriktiv zu verabreichen. Ab der achten Woche kann die Milchmenge auf das Absetzen hin weiter reduziert werden. Ein Absetzalter von zwölf Wochen ist in vielerlei Hinsicht ideal. Ob die Kälber jedoch mit 10, 12 oder 14 Wochen abgesetzt werden, ist weniger entscheidend, als die Konzentration in den ersten drei Wochen.

Trockenmischung

Das Verabreichen einer Trockenmischung wie UFA-Kälbermash hat sich in den letzten Jahren sehr bewährt. Diese ist über mehrere Wochen lagerfähig und den Kälbern werden stets die gleichen Komponenten im selben Verhältnis angeboten – unabhängig davon, wer sich um die Kälberfütterung kümmert. Dies sind die idealen Voraussetzungen, damit sich die Pansenzotten bestens entwickeln können. Der Verzehr der jungen Wiederkäuer ist bei einer Trockenmischung deutlich höher als bei der Verabreichung von Silage. Silage soll frühestens einen Monat nach dem Absetzen verfüttert werden. Um das Entwicklungspotenzial der Kälber auszunutzen, wird die Trockenmischung bis zum Alter von sechs Monaten verabreicht.

Mit dieser intensiven Aufzucht erreichen die Kälber im Alter von sechs Monaten mehr als 220 kg Lebensgewicht, was durchschnittliche Tageszunahmen von 1000 g oder mehr bedeutet. Danach muss die Intensität reduziert werden, damit die Kälber nicht verfetten. Während die Trockenmischung (jedenfalls UFA-Kälbermash) ausreichend mit Mineralstoffen versorgt ist, müssen im Anschluss Mineralstoffe zugefüttert werden. Ein bedarfsgerechter Mineralstoff, wie UFA 291 Immunity, deckt den Bedarf der Rinder bestens ab. Der Zeitpunkt der Besamung soll nicht anhand des Alters, sondern aufgrund der Entwicklung und des Gewichts bestimmt werden. Das Rind sollte zwischen 400–420 kg wiegen. Um dies zu überprüfen, gehört mindestens ein Messband in jeden Aufzuchtstall. In der Tabelle sind die erwünschten Zielgewichte für die jeweiligen Phasen aufgezeigt. Um die Rinder bedarfsgerecht zu füttern, empfiehlt es sich, einen entsprechenden Fütterungsplan zu berechnen. Je nach gewünschtem Aufzuchtalter wird die Intensität für die ganze Aufzuchtphase hinterlegt, damit sich die Tiere ideal entwickeln.

Potenzial nutzen

Eine hohe Intensität in den ersten drei Wochen und im ersten Halbjahr, bestimmen die Leistungsfähigkeit in den folgenden Laktationen massgeblich. Das spätere Potenzial für Futteraufnahme, Milchmenge, Nutzungsdauer und auch Euteransatz und Immunstatus werden in dieser Phase festgelegt. Die Entwicklung der Organe geschieht aufgrund der Zellausstattung. Wie stark sich die Organe wie Herz und Leber entwickeln, hängt stark von der Fütterungsintensität in den ersten Wochen ab. Bei intensiver Fütterung entwickeln sich die Zellen deutlich schneller und stärker als bei restriktiver Tränke. Ein kompensatorisches Wachstum der Zellausstattung gibt es nicht – oder kurz gesagt: Was am Anfang versäumt wird, kann nicht mehr korrigiert werden, denn das spätere Leistungspotenzial wird im ersten Lebensabschnitt bestimmt.

Tiefes EKA und mehr Milch

Kälber, die durchstarten, haben entsprechend höhere Tageszunahmen, können früher besamt werden und erreichen ein tieferes Erstkalbealter (EKA). Die Aufzuchtphase ist rein wirtschaftlich gesehen die unproduktivste Phase und kostet viel Geld. Entsprechend muss das Ziel sein, ein tiefes EKA zu erreichen. Die maximale Milchleistung in der ersten Laktation liegt zwischen 23 und 26 Monaten. Jeder weitere Monat, der später abgekalbt wird, kostet rund 100 CHF. Von einem tieferen EKA als 22 Monate ist aufgrund der fehlenden Entwicklung, tieferen Leistungen und deutlich höheren Kosten abzuraten. Der wohl grösste Vorteil der intensiven Aufzucht liegt in der höheren Lebenstagesleistung. Durch eine bessere Entwicklung der Organe als Kalb, können die Kühe, sofern die Voraussetzungen stimmen, länger Milch produzieren, was den grössten Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit hat. 

Schwein

Agrarquiz: Darmgesundheit beim Schwein

Hier gehts um die Darmgesundheit beim Schwein. Was für Auswirkungen hat die Futterzusammensetzung beim Schwein? Oder was versteht man unter dem Begriff Mikrobiom? 

Zum Quiz
Getreide-Quiz

Getreide-Quiz

Testen Sie Ihre Fachkenntnisse. Machen Sie mit am Agrar-Quiz der UFA-Revue. Warum kann Mais als Vorfrucht im Weizen Probleme verursachen? Welchen Nachteil haben konventionelle Weizensorten oftmals im Bio-Anbau?

Zum Quiz

Meistgelesene Artikel

Damit diese Website ordnungsgemäß funktioniert und um Ihre Erfahrungen zu verbessern, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen finden Sie in unserer Cookie-Richtlinie.

  • Notwendige Cookies ermöglichen die Kernfunktionalität. Die Website kann ohne diese Cookies nicht richtig funktionieren und kann nur durch Änderung Ihrer Browsereinstellungen deaktiviert werden.