Beim Absetzen entscheidet sich bereits, wie gut die Sau für die nächste Belegung vorbereitet ist. Die Körperkondition spielt zu diesem Zeitpunkt eine zentrale Rolle. Der Body Condition Score (BCS) wird häufig eingesetzt, um die Kondition der Sau zu beurteilen. Werte zwischen 2,5 und 3 gelten beim Absetzen als optimal. Sauen, die zu mager sind, haben oft Schwierigkeiten mit der Follikelbildung. Zu fette Tiere neigen aufgrund des hormonellen Ungleichgewichts und der schlechteren Eizellenqualität dazu, gar nicht trächtig zu werden. Die Fütterung während der Trächtigkeit ist ein zentrales Steuerinstrument für den BCS. Ziel der Galtphasenfütterung ist es, dass die Sau bis zum 85. Trächtigkeitstag einen BCS von 3,5 erreicht. Auch das Gewicht der Ferkel lässt sich in den letzten vier Wochen der Trächtigkeit noch massgeblich beeinflussen. Wird der Energie- sowie der Eiweissgehalt der Ration in dieser Phase um 10 bis 20 % erhöht, steigt das Geburtsgewicht der Ferkel.
Flushing und Rausche
Die fünf Tage vor der Belegung sind besonders wichtig für den Besamungserfolg. In dieser Phase ist das Ziel, dass die Sau möglichst viele befruchtungsfähige Eizellen bildet. Durch die gezielte Erhöhung des Anteils an leicht verdaulichen Kohlenhydraten in der Ration (Flushing) wird die Rausche verstärkt und die Bildung von qualitativ hochwertigen Follikeln gefördert. Ein ruhiges Umfeld ist wichtig, um die Rausche gezielt auszulösen. Ab dem dritten Tag nach dem Absetzen wird zweimal täglich eine Rauschekontrolle durchgeführt, unterstützt durch die Stimulation mit einem Eber. Dabei wird der Eber für kurze Zeit in einen Gang in die Nähe der Sauen gelassen, aber nicht zur Sau – so bleibt die Stimulation wirksam. Bleibt der Eber dauerhaft im Deckzentrum, führt das zu Unruhe und die Sauen gewöhnen sich an den Eber. Licht, konstante Abläufe und Ruhe im Stall unterstützen diesen Prozess.
Hygiene, Technik und Timing
Neben Management und Fütterung spielen auch die kleinen, oft unsichtbaren Details eine grosse Rolle. Konsequente Hygiene im Deckzentrum schützt die Sauen und sichert die Spermaqualität. Keimfreies Arbeitsmaterial und saubere, korrekte Spermalagerung bei 16 °C +/– 2 °C sind Grundlagen, auf die kein Betrieb verzichten sollte. Besonders wichtig ist der Zeitpunkt der Besamung: Erfolgt sie zu früh oder zu spät, sinken die Befruchtungschancen deutlich. Die sorgfältige Beobachtung der Rausche ist daher unerlässlich, zumal nicht alle Sauen gleichzeitig rausch werden. Von Natur aus gibt es Sauen, die früher oder später in Rausche kommen. Anzeichen wie Duldeverhalten, Unruhe oder erhöhter Geruchssinn deuten darauf hin, dass die Sau in Rausche ist.
Die Fütterung hat grossen Einfluss auf die Ferkelqualität.
Bei den Sauen gibt es frühe, normale und späte Dulder. Ziel ist es, die Besamung in die mittlere Phase der Duldung zu legen. Ein zweimaliges Besamen im Abstand von rund 12 bis 16 Stunden, angepasst an das individuelle Verhalten der Sau, bringt die besten Ergebnisse. So wird sichergestellt, dass die Eizellen im optimalen Stadium befruchtet werden.
Impfungen – Schutz für Sau und Ferkel
Um die Sauen und ihre Ferkel präventiv vor Krankheiten zu schützen, sind Impfungen unumgänglich. Impfpläne sind mit dem Bestandestierarzt und bei Ringbetrieben in der Gruppe zu besprechen. Auch Martin Wenger betont die zentrale Bedeutung von Impfungen für gesunde Würfe.
Qualität fängt lange vor der Geburt an
Ferkelqualität ist kein Zufallsprodukt – sie entsteht aus einem sorgfältigen Zusammenspiel von Fütterung, Management, Impfplanung und einem guten Auge für die Tiere. Wer im Deck- und Wartestall gezielt auf diese Faktoren achtet, investiert nicht nur in gesunde, gleichmässige Würfe, sondern auch in die langfristige Wirtschaftlichkeit des gesamten Betriebes. Die Erfahrung von Martin Wenger zeigt eindrücklich: Gesunde, vitale Ferkel sind das Ergebnis sauberer und konsequenter Arbeit – vom Decken der Sauen bis hin zum Absetzen der Ferkel.