Damit die Zucht einen Nutzen bringt, müssen Zuchtziele definiert werden. Diese geben die Richtung an, in welche sich die Tiere mit der Zeit entwickeln. Das Schweizerische Zuchtprogramm ist auf die spezifischen Marktbedürfnisse angepasst. Wirtschaftlichkeit, Gesundheit, Qualität des Fleisches und tierfreundliche Haltung sind die übergeordneten Ziele.
Messbare Merkmale
In der Genetik gibt es die genannten Merkmale nicht direkt. Sie müssen durch gezielte Zucht auf tierspezifische Merkmale erreicht werden. Das heisst, man muss klar messbare und genetisch beeinflussbare Merkmale finden und diese im sogenannten Zuchtziel gewichten. Speziell bei der Schweinehaltung kommt dazu, dass bei Mastschweinen und Muttersauen die Ziele nicht dieselben sind. In der Mast wird Wert auf Zunahmen, Futterverwertung und Fleischqualität gelegt. Bei den Muttertieren stehen Fruchtbarkeitsmerkmale und Langlebigkeit im Vordergrund.
Da die Masttiere aus einer Kreuzung von Muttertieren und Endprodukteebern stammen, unterscheiden sich die Zuchtziele in zwei Kategorien: Mutterlinie und Vaterlinie. So wird gewährleistet, dass die Muttersauen an die Bedürfnisse der Mastjagerproduzenten angepasst sind und die Mastjager für die Mäster und die Abnehmer ideale Merkmale aufweisen.
UFA 2000 Jahresauswertung
2020 wurden 57 000 Würfe ausgewertet, das sind 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Diese erhöhte Anzahl Kunden entstand durch die Ge-sundheits-Plus-Programme, welche die Datenerfassung mit einem Auswertungsprogramm vorschreibt. Die Leistungen der Zuchtbetriebe sind im Durchschnitt angestiegen. Die Anzahl abgesetzter Ferkel pro Sau und Jahr hat sich auf 24,7 erhöht und die Saugferkelverluste sind auf 11,5 Prozent gesunken. Erfreulicherweise ist die Differenz zwischen dem ersten und letzten Viertel kleiner geworden. Das beste Viertel blieb auf Vorjahresniveau während das letzte Viertel aufholte.
Änderungen bei Zuchtzielen
Die Entwicklungen der Leistungen werden jährlich überprüft. Entwickeln sich wichtige Merkmale in die falsche Richtung, kann durch das Anpassen der Zuchtziele Gegensteuer gegeben werden. Auch neue Merkmale werden in die Zuchtwertschätzung und das Zuchtziel aufgenommen, wie in den letzten Jahren zum Beispiel Kochverlust, Scherkraft und der Anteil tot geborener Ferkel.
Die Zuchtziele sollen den langfristigen Bedürfnissen der Schweinebranche und Konsumenten entsprechen, denn Zucht braucht Zeit und spür barer züchterischer Fortschritt kann meist nur über mehrere Generationen erreicht werden. Eine Generation beim Schwein entspricht rund zwei Jahren, was im Vergleich zu anderen Tierarten kurz ist. In den aktuellen Zuchtzielen der Vaterlinien machen die Zunahmen, der Futterverzehr und die Fleischigkeit zusammen rund 56 Prozent des Gesamtzuchtwerts aus. Fleischqualitätsmerkmale haben mit 36 Prozent eine relativ hohe Bedeutung.
Bei den Mutterlinien machen Reproduktionsmerkmale (Wurfgrösse, Ferkelaufzuchtrate, usw.) gut die Hälfte des Gesamtzuchtwerts aus. Die andere Hälfte teilt sich in Produktionsmerkmale und Exterieur auf.
Seit Anfang 2021 geht auch der Anteil tot geborener Ferkel (ATF) eines Wurfs mit in die Zuchtwertschätzung ein und ist im Zuchtziel mit zunächst vier Prozent gewichtet. Totgeburten kann man teilweise durch Oxytocingaben, Geburtshilfe und Ferkelversorgung direkt nach der Geburt vermeiden. Der Anteil tot geborener Ferkel soll zukünftig trotz tiefer Erblichkeit züchterisch reduziert werden.