30 Jahre Swiss No-Till: Was waren die zentralen Entwicklungen und Herausforderungen?
Swiss No-Till entstand 1995 aus der Interessengemeinschaft No-Till und wurde 2000 zum heutigen Verein. Wir sind nach wie vor ganz bewusst ein Non-Profit-Verein ohne kommerzielle Interessen. Wir verstehen uns als Wissensplattform für bodenaufbauende Landwirtschaft – denn der Boden hat keine Lobby. Unser Ziel war und ist es, das System der Direktsaat und der konservierenden Landwirtschaft weiterzuentwickeln und zu kommunizieren. Die Bedeutung des Bodens wird inzwischen stärker wahrgenommen – auch wegen der Klimaentwicklung. Unsere Rolle als An-sprech- und Wissenspartner wird so zunehmend relevanter. Missverständnisse begegnen uns trotzdem – etwa, dass es bei No-Till nur um Glyphosat gehe oder kein ganzheitlicher Ansatz dahinterstecke. Dabei ist es das Gegenteil: Es geht um Systemdenken und Effizienz. Das spart Ressourcen ein, nicht nur bei den Arbeitsstunden, sondern auch beim teuren Pflanzenschutz.
Welche Perspektiven sehen Sie für die nächsten zehn Jahre?
Wir werden weiterhin eine professionelle Beratung anbieten und als Plattform wachsen. Positiv stimmt uns die Zusammenarbeit mit dem Verein Agro Impact, der Betriebe bei den Herausforderungen des Klimawandels unterstützt. Hier werden neue Marktanreize geschaffen, zum Beispiel über messbare CO 2 -Reduktionen in der Landwirtschaft, etwa in Form einer Abgeltung pro Kilo Milch. Das ist zielführend und motivierend für Produzentinnen und Produzenten. Auch müssen wir uns schon jetzt Fragen stellen wie: Können wir Kultur XY noch anbauen. Bearbeitete Anbausysteme sind schlecht skalierbar und weisen langfristig keine nachhaltigen Perspektiven auf. Zudem fehlen aktuell vonseiten der Politik klare, praxistaugliche Zielvereinbarungen – stattdessen erleben wir Mikromanagement. Was wir brauchen, sind Rahmenbedingungen, die Unternehmertum und Innovation fördern. Wenn Fruchtfolge und System stimmen, lassen sich Pflanzenschutzmittel erheblich reduzieren – aber ein Totalausstieg birgt Risiken. Resistenzen nehmen zu, wenn immer mehr Wirkstoffe wegfallen.
Gibt es aktuell innovative Ansätze, die für Betriebe besonders spannend sein können?
Ja, zum Beispiel das sogenannten Relay Intercropping. Dabei werden zwei Kulturen in gestaffelter Folge angebaut, etwa Winterweizen mit Soja oder Zuckerrüben mit Mais. Ziele sind ein ganzjährig begrünter Boden, eine höhere Lichtausnutzung, besonders im Sommer, wo die Flächen sonst zeitweise brachliegen, und eine bessere Effizienz bei den Hilfsstoffen. Ein 8-jähriges Ressourcenprojekt, an dem wir beteiligt sind, ist 2024 in mehreren Kantonen angelaufen. An Bord sind Partner wie BFH- HAFL und FiBL. Relay Intercropping passt perfekt zur konservierenden Landwirtschaft mit der Direktsaat ohne Bodenbearbeitung, der vielfältigen Nutzung und des reduzierten Herbizideinsatzes. Dabei wird alles wissenschaftlich begleitet und praxisnah umgesetzt. Es gibt vieles herauszufinden, so auch, welche Maschinen geeignet sind.